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0665 - Die Gruft des Druiden

0665 - Die Gruft des Druiden

Titel: 0665 - Die Gruft des Druiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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du wieder an der Reihe. Können wir uns darauf einigen?«
    Der Druide brummte etwas Unverständliches.
    »Es sind viele Jahrhunderte vergangen«, sagte Zamorra. »Wieviel Zeit genau, kann ich dir nicht sagen. Aber es sind zehn mal zehn mal zehn mal zwei und zehn mal zehn mal fünf Jahre, ganz grob geschätzt. Viele Menschenalter. So viele, daß niemand sich mehr an jene erinnerte, die hier einst lebten. An diese Menschen hier, die wir um uns herum sehen.« Er deutete in die Runde. »In meiner Zeit waren sie längst vergessen. Gestorben, begraben, verweht im Wind der Zeit. Und dann… plötzlich… entdeckt jemand eines der alten Gräber. Entdeckt Reste der Ansiedlung, sogar den heiligen Ort, der in meiner Zeit ganz anders aussieht als jetzt, und den keiner mehr erkennt, weil niemand mehr von diesem heiligen Ort weiß. Man öffnet die alten Gräber. Man findet die sterblichen Überreste eures Fürsten… eures Ersten… die Grabbeigaben… und man lernt. Man erfährt sehr viel über eure längst vergessene Zeit, über euer Leben, über eure Kultur. Und man sorgt dafür, daß das, was von den Toten übrig blieb, erhalten werden kann bis ans Ende der Zeit. Damit sie nie mehr wieder vergessen werden können. Verstehst du, Druide? Das ist mehr, als du jemals bewirken konntest. Und wenn noch zehnmal so viel Zeit vergeht, wie bisher verstrich: von nun an wird niemand mehr euren Ersten vergessen und den Krieger, dessen Grab man entdeckte - und auch dich nicht. Und nicht die anderen, die vielleicht noch entdeckt werden. Deshalb öffnen wir die Gräber: um von euch und über euch zu lernen und nie wieder zu vergessen. Das Andenken wird ewig bleiben, sogar noch, wenn von uns selbst niemand mehr etwas weiß. Euch aber wird man dann noch kennen.«
    Torran starrte ihn an und schwieg.
    Erst geraume Zeit später sagte er: »Ich habe die Gedanken dessen befragt, der mir seinen Körper schenkte. Nun glaube ich dir. Es war falsch, was ich tat. Aber ich wußte es nicht besser. Was hätte ich tun sollen?«
    »Zuerst beobachten und forschen, so wie wir es in unserer Zeit tun«, sagte Zamorra. »Nicht nur zuschlagen und töten.«
    »Ich war verwirrt. Warum bin ich erwacht? Ich wollte nie sterben, und ich bin nie gestorben. Meine Seele ist nicht gestorben, nur mein Körper. Jetzt habe ich einen neuen.«
    »Ihn zu behalten, wäre Unrecht«, sagte Zamorra leise. »Du tötest damit einen weiteren Menschen.«
    »Ihm wäre der Tod ohnehin beschieden«, erwiderte Torran. »Wäre mein Geist nicht in ihm, trüge auch er die Todesrune. So wie du und die anderen.«
    »Du kannst den Fluch zurücknehmen.«
    Der Druide schüttelte den Kopf.
    »Das«, sagte er, »kann ich nicht. Einmal ausgesprochen, läßt sich der Fluch nicht wieder löschen. Nicht einmal die Götter können es.«
    »Ich glaube das nicht«, murmelte Zamorra. »Es kann nicht sein. Jede magische Wirkung läßt sich aufheben.«
    »Diese nicht«, sagte Torran. »Du wirst es erfahren. Vielleicht in dieser Zeit, vielleicht, wenn es dir gelingen sollte, in deine Zeit zurückzukehren. Du würdest im Feuer landen, das schon auf dich zu rast. Du trägst die Rune noch. Die anderen haben sie nicht gesehen, sonst würden sie dich nicht einmal erschlagen wollen, wenn du den heiligen Boden verläßt. Du stirbst so oder so.«
    Zamorra dachte an die Quelle des Lebens. Vielleicht war die Kraft des Lebenswassers doch stärker als der Keltenfluch?
    Nein, dachte er. Dieses Wasser verlieh ihm nur die relative Unsterblichkeit, nicht die absolute. Er alterte zwar nicht und erkrankte nicht, aber er konnte getötet werden.
    »Ich bedaure, deinen Tod gefordert zu haben«, sagte Torran. »Aber du wirst ihm nicht mehr entgehen.«
    ***
    Barrant näherte sich. Mit ihm kamen einige Krieger. Der junge Druide kauerte sich in respektvollem Abstand nieder und begann mit einem Stab Zeichen in den Boden zu kratzen.
    »Tu das nicht!« schrie Torran auf. »Du tötest mich!«
    »Du bist schon tot!« erwiderte Barrant gelassen. »Störe mich nicht!«
    Torran stürmte auf ihn zu - und rannte durch ihn hindurch, wie beim ersten Mal. Auch jetzt wurde Barrant zwar von Menkenberg zurückgeworfen, den scheinbar wiederum nur Zamorra sehen konnte, aber er stützte sich ab und machte ungerührt weiter, während Torran mit Menkenberg verschmolz und seinen Nachfolger dann als Torran fassungslos anstarrte. Er versuchte, Barrant den Stab aus der Hand zu winden, erfolglos. Er nahm seinen Dolch und bedrohte Barrant, er stieß zu - aber er

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