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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Und nun, liebe Zuhörer, genießen Sie die restlichen Stunden der Nacht und denken Sie dabei auch ein wenig an mich, die versucht hat, Ihnen wieder das Gefühl zurückzugeben, das Entdecken des Partners und vielleicht ein Feld der neuen Möglichkeiten. Machen Sie’s gut – bis zum nächstenmal, Ihre Francine Joy…«
    Die weiche Schmeichelstimme der Sex-Aphrodite aus dem Radio verklang. Musik vom Band wurde eingespielt, sanfte Klänge, die der Liebe guttaten.
    Die Joy schaute auf die Uhr. Es war genau Mitternacht, sie hatte die Sendung pünktlich beendet. Für einen Moment schloß sie die Augen, streckte die Beine aus und entspannte sich. Die letzte Stunde war verdammt anstrengend gewesen.
    Jemand betrat den Raum. »Du warst wieder gut, Francine, echt.«
    Lässig winkte sie ab. »Ich weiß.«
    »Willst du noch bleiben?«
    »Auf einen Kaffee.«
    »Wir haben frischen gekocht und nicht den aus dem Automaten geholt.« Der junge Tontechniker mit der blonden Haartolle grinste breit und verschwand mit schaukelnden Bewegungen. Daß er schwul war, interessierte Francine nicht, Hauptsache, er machte seinen Job.
    Sie ging ihm nach. In der Abstellkammer hockten sie zusammen, so nannte sich der kleine Raum, der gleichzeitig als Küche diente.
    Die Nachtbesatzung war längst eingetroffen. Sie nahm den Dienst immer dann später auf, wenn Francines Sendung »Love Hour« lief.
    Sie trank den Kaffee in kleinen Schlucken. Wieder fiel ihr ein, daß es eigentlich viel zu warm im Sender war. Überheizte Räume fand sie widerlich.
    »Wie lange willst du die Sendung noch machen, Francine?«
    Sie hob die Schultern. »Weiß ich nicht.«
    Ein anderer sagte: »Die Liebeshexe kommt an.«
    »Wieso Liebeshexe?«
    »Hast du dich nicht so genannt?«
    »Kann sein.«
    »Bitte.«
    Die Gespräche tröpfelten dahin. Keiner hatte so richtig Lust, etwas zu sagen. Es war den Leuten anzumerken, daß sie ihren Dienst nur ungern taten. Der Tontechniker raufte seine Haare und konnte es nicht fassen, bis zum frühen Morgen aushalten zu müssen. Er fluchte über den Sender, über das Wetter, über sich und den Job.
    Francine Joy mußte noch bleiben. Nach der Sendung riefen oft genug Hörer an. Ihre Telefonate wurden aufgezeichnet. Um ein Uhr schaltete sich das Band automatisch ab, und Francine konnte es mit nach Hause nehmen. Sie hatte sich verpflichtet, auch schriftlich auf Fragen zu antworten, denn als Sexberaterin war sie das ihren Fans einfach schuldig. Manche Fragen waren idiotisch, aber es gab auch Menschen mit echten Problemen, denen konnte sie auch nicht helfen und schickte sie zumeist zu einem Psychiater.
    Jemand aus der Runde fragte nach Weihnachtsgeschenken. Er erntete nur ein müdes Schulterheben und Grinsen.
    »Du auch nicht, Francine?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Weihnachten fällt für mich aus. Ich habe dafür nichts übrig.«
    »Wofür denn?«
    Sie grinste mit blanken Zähnen. »Das möchtest du wohl gern wissen, wie?«
    »Klar doch.«
    »Ach, Tom, gib es auf. Du schaffst es nicht, mich in dein Bett zu kriegen.«
    »Bett?« Tom konnte nur lachen. »Glaubst du denn, daß ich so etwas phantasieloses bei dir…?«
    »Laß es, Tom, ich habe heute keinen Bock.«
    Der Redakteur verließ den Raum. »Manchmal glaube ich, daß du frigide bist.«
    »Na und?«
    Er ging lachend über den Flur. In wenigen Minuten mußte er auf Sendung gehen.
    »Bist du es denn?« fragte der Tontechniker.
    »Hör auf.«
    »Scheiß Nacht, wie?«
    »Kannst du wohl sagen.«
    »Wie kommst du nach Hause?«
    »Weiß ich noch nicht. Wenn es zu glatt ist, gehe ich zu Fuß, auch wenn ich dafür eine Stunde brauche.«
    »Es hat angefangen zu tauen.«
    »Wunderbar.«
    Der Techniker verließ die Kammer, auch er mußte an sein Mischpult im Studio.
    Francine Joy blieb allein zurück. Sie hatte die Unterlippe vorgeschoben und starrte ins Leere. Manchmal widerte sie der Job an, aber er brachte ihr Geld, und die Zuhörer wollten ihre sanfte, einschmeichelnde Sexstimme hören. Manchmal haßte sie die Fragen der Anrufer. Hin und wieder wurde sie auch auf den Arm genommen oder plötzlich beschimpft. Oft als Hexe. Dann konnte sie ein Lächeln nicht verbergen, denn da lagen die Anrufer nicht einmal so verkehrt.
    Francines Privatleben jedoch ging niemanden etwas an, auch die Kollegen wußten darüber nicht Bescheid. So sollte es auch bleiben.
    Die Minuten zogen sich dahin. In dieser Nacht erlebte Francine, wie lang eine Stunde werden konnte. Um fünf Minuten vor eins betrat sie das Studio

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