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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Laut entgegnete er: »Wir sollten erst einmal ein paar Dinge klären. Wo ist meine Gefährtin? Warum habt ihr uns entführt? Und wer hat euch geschickt? War es Prahil-Girad?«
    Die letzte Frage war ein Schuß ins Blaue, aber lateinisch sprechende Zentauren waren nicht gerade häufig, daher war Zamorra fast sicher, daß er sich auf San befand.
    Seine Fragen schienen den Wortführer aus dem Konzept zu bringen, denn er ließ das Schwert sinken und zögerte, bevor er antwortete.
    »Deine Gefährtin, Zamorra, ist an einem sicheren Ort. Sie wird zu dir zurückgebracht werden, wenn die Mission erfüllt ist.«
    Dem Dämonenjäger entging weder die seltsame Aussprache seines Namens noch die unterschwellige Drohung, die in den Worten des Zentauren mitschwang. Die Frage war nur, ob er bluffte. Vielleicht war Nicole überhaupt nicht entführt worden. Wäre es nicht logischer gewesen, sie ihm zu zeigen und so den emotionalen Druck zu erhöhen? Zamorra überlegte, ob er den möglichen Bluff herausfordern sollte, entschied sich aber dagegen. Erst brauchte er die Antwort auf andere Fragen.
    »Was für eine Mission?«
    Jetzt war es der Pferdemensch, der erstaunt wirkte. »Was für eine Mission?« wiederholte er irritiert. »Willst du mich testen, Zamorra?«
    Er sah den Parapsychologen abwartend an, aber der verzog keine Miene und ließ ihn nicht wissen, wie die Frage gemeint war.
    Schließlich zuckte der Zentaur mit den Schultern und fuhr fort. »Also gut, wenn du es so willst. Du hast uns aus dem ewigen Dunkel ins Licht geführt, hast uns neue Stärke und Macht gegeben. Mit dir an der Spitze hätten wir die Menschen vom Angesicht dieser Welt fegen können!« Er hatte sich in Rage geredet und wurde immer lauter. Zamorra spürte, wie seine Kopfschmerzen stärker wurden. »Doch der Verräter, der sich jetzt Prahil-Gi nennt«, tobte der Zentaur, »verbannte dich von unserer Welt, bevor du deine Bestimmung vollenden konntest. Aber jetzt haben wir dich aus deinem gläsernen Gefängnis befreit! Wenn die anderen Magischen sehen, daß du an unserer Spitze reitest, werden sie Mut schöpfen und unserer Sache beistehen. Mit dir, Zamorra, werden wir den Tod über die Menschen bringen!«
    Der Zentaur riß mit fanatischen Leuchten in den Augen das Schwert hoch und schlug es heftig gegen seinen Schild. Die anderen Pferdemenschen hatten sich von seiner Rede mitreißen lassen und hoben ebenfalls die Schwerter. Innerhalb von Sekunden erbebte die Höhle unter dem infernalischen Lärm der jubelnden Zentauren.
    Auf der obersten Stufe der Pyramide stützte Zamorra seinen schmerzenden Kopf auf die Hände und beobachtete die Pferdemenschen stumm.
    Ach du Scheiße, dachte er.
    ***
    Nefir nahm dem wartenden Elf den Umschlag aus der Hand, dankte ihm kurz und schloß die Tür. Sie warf einen Blick auf das Wachssiegel und stutzte.
    »Eine Botschaft des Geheimdienstes, Herr«, sagte sie überrascht.
    An seinem Schreibtisch sah Prahil-Gi von seinen Unterlagen auf. Normalerweise wurden ihm solche Nachrichten vom Chef des Geheimdienstes persönlich überbracht. Aber der, das fiel ihm im gleichen Moment ein, befand sich ja momentan nicht in San Lirri.
    »Sag mir, was drin steht, Nefir.«
    Seine Assistentin nickte und öffnete den Umschlag. Ihre Augen glitten über das Papier und weiteten sich.
    »Zamorra ist hier!« stieß sie hervor. »Und Nicole-Duval.«
    Nefir bemerkte den strengen Blick des Zauberers und verbesserte sich sofort, »…ich meine natürlich Nicole.« Sie sah wieder auf den Zettel. »Der Geheimdienst glaubt, daß sie von der Zentaurenarmee entführt wurden.«
    Prahil-Gi trat vor den Schreibtisch und nahm ihr das Papier aus der Hand.
    Er überflog die Zeilen und nickte. Es war ihm nicht entgangen, daß viele Magische in Zamorra einen mystischen Befreier sahen. Die Menschen auf der ehemaligen Tagseite verehrten Nicole in der gleichen Weise als die Auserwählte. Die Geschichten um die beiden Menschen, die anscheinend aus dem Nichts gekommen waren und ebenso geheimnisvoll wieder darin verschwanden, hatten sich verselbständigt, waren zu einem regelrechten Kult geworden. Prahil-Gi hatte das nie gestört, aber jetzt, wo beide in der Gewalt der Zentaurenarmee waren, konnte dieser Kult das Pulverfaß, auf dem seine Welt saß, endgültig zur Explosion bringen. Die Zentauren, soviel war klar, wollten aus Zamorra die Galionsfigur ihrer Bewegung machen. Mit ihm an ihrer Spitze würden viele Magische, die einen Konflikt mit den Menschen bisher abgelehnt hatten,

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