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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Bürgermeisters zu lösen. Blut rann aus den Wunden. »Begreifst du denn nicht, was er getan hat? Er hat…«
    Es brach ab, als ein infernalisches Brüllen, das aus den Abgründen der Hölle zu kommen schien, die Lichtung erschütterte. Die Steine der Ruine platzten auseinander und regneten als weißes Pulver auf den Boden. Die wenigen Grabsteine, die noch auf dem Friedhof standen, stürzten um.
    Nicole schrie auf und preßte sich die Hände auf die Ohren, aber die Vibrationen erschütterten ihren ganzen Körper. Aus tränenden Augen sah sie zu dem Wesen auf, das ihr irgend etwas zu sagen schien. Seine Lippen bewegten sich, aber Nicole konnte es nicht hören.
    Es hatte Bender fallen gelassen.
    Zwischen den Grabsteinen entdeckte sie Zamorra, der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden kniete.
    Die Erde erzitterte, brach auf. Schwarzer Rauch drang aus den Rissen hervor und formte sich über ihren Köpfen zu einer Gestalt, die den Sternenhimmel verdeckte. Eine riesige Klaue schoß aus dem Rauch und schlug nach dem Mond, als könne die Gestalt das Licht nicht ertragen.
    Das grün leuchtende Schutzfeld des Amuletts baute sich um Nicole herum auf.
    Sie griff mit zitternden Fingern nach der Silberscheibe, verschob einige ganz bestimmte Hieroglyphen.
    Die leicht erhaben geformten, rätselhaften Schriftzeichen glitten gleich darauf in ihre ursprüngliche Position zurück und schienen dort wieder unverrückbar fest zu sitzen; nur wer wußte, wie man sie bediente, konnte ihre Wirkung freisetzen. Für jeden anderen waren es nur Verzierungen wie auch der stilisierte Drudenfuß im Zentrum der Zauberscheibe.
    Merlins Stern griff an!
    Die Strahlen aus der Waffe, die der alte Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, bohrten sich leuchtenden Lanzen gleich in den Rauch. Entsetzt beobachtete Nicole, wie sich aus der Schwärze heraus Gesichter formten. Sie sah ihren Haß und hörte die schrillen Schreie, die in ihrer hohen Tonläge ebenso unerträglich waren wie die dumpfen Vibrationen des Brüllèns.
    Und Nicole begriff, wieso dieser Geist so mächtig war.
    In ihm befanden sich all die Opfer, die er über die Jahrhunderte getötet hatte. Er hielt ihre Seelen gefangen, und der Haß, den sie ihm gegenüber empfanden, verband sich mit seinem Haß gegen die Menschen. Es war nicht ein Geist, dem sie hier begegneten, es waren Hunderte.
    Die Strahlen des Amuletts zerfetzten den Rauch, aber für jeden Geist, den es vernichtete, tauchten zwei neue auf. Der Kampf konnte Stunden dauern, doch soviel Zeit hatten sie nicht. Abgesehen davon, daß das Amulett hierfür eine Menge Kraft benötigte, die es sich schließlich von seiner Benutzerin holen würde, wenn ein bestimmter Punkt überschritten wurde, würden die Vibrationen sie vorher umbringen.
    Schon jetzt spürte Nicole, daß ihre Nase blutete.
    Eine zweite Klaue entstand aus dem Rauch, schraubte sich auf die Dämonenjägerin zu - und prallte vom Schutzfeld ab!
    Die Klaue zog sich einige Meter zurück, als wäre der Geist unsicher, wie er sich verhalten sollte. Dann stieß sie erneut vor und glitt über Nicole hinweg.
    Mit spielerischer Leichtigkeit nahm sie den schreienden Bender vom Boden auf und wirbelte ihn durch die Luft.
    Nicole richtete das Amulett auf die Klaue, aber die Strahlen suchten sich ihr eigenes Ziel, schlugen weiterhin in die Masse des Rauches ein.
    Die Dämonen jägerin sah, wie sich ihr Gefährte zwischen den Grabsteinen aufrichtete. In einer Hand hielt er den Dhyarra-Kristall. Anscheinend brachte er trotz des Lärms genug Konzentration auf, um den Sternenstein aktiv werden zu lassen.
    Ein blauer Strahl raste aus dem Dhyarra auf die Klaue zu und schlug in sie ein. Nicole hörte, wie einige der Geister vergingen. Aber Zamorra bewegte den Strahl nicht. Er konzentrierte sich auf eine einzelne Stelle.
    Er will die Klaue abtrennen, erkannte sie plötzlich.
    Der Geist schien den Plan im selben Moment zu begreifen, denn er ließ Bender los. Der immer noch schreiende Mann flog durch die Luft und verschwand in der Hauptmasse des Rauches. Nicole sah noch einmal kurz sein Gesicht, dann war auch er ein Teil des Geistes geworden.
    Die Klaue formte sich neu. Die Dämonen jägerin ahnte, was passieren würde.
    Trotzdem schrie sie auf, als der Rauch auf Zamorra zuschoß.
    ***
    Das Wesen beobachtete den verzweifelten Kampf der beiden Menschen. Es wußte, daß sie keine Chance hatten.
    Neben ihm kroch der Polizist zitternd auf den Rand der Lichtung zu, um

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