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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fuhr Nicole ihn fuchsteufelswild an. »In mein Kabrio kommst du nicht, und wenn die Welt untergeht! Noch dazu im Regen mit offenem Verdeck?«
    »Ich werde Feuer speien. Der Regen über uns verdunstet. Das gibt höchstens ein bißchen Nebel. Du hast doch Nebelscheinwerfer an deinem Auto, Mademoiselle Nicole?«
    Die verdrehte die Augen.
    »Kann mir einer den Gefallen tun und dieses irre Drachenvieh erschlagen und mir gut durchgebraten servieren?«
    »Ich schmecke nicht!« versicherte Fooly in hoheitsvoller Empörung. »Chef«, wandte er sich an Zamorra, »kannst du ein solches mörderisches Fehlverhalten deiner Sekretärin wirklich dulden? Ich finde, sie müßte dafür enteignet werden. Wer Drachen erschlagen und auffressen will, ist moralisch nicht dazu geeignet, ein Auto zu besitzen. Es handelt sich um einen moralisch-ethischen Werte-Verfall, der typische Verhaltensmuster des Mittelalters zeigt - und da gab's ja ohnehin keine Autos. Ritterfräulein Nicole braucht es also nicht, um ihren kannibalischen Trieben nachzugehen. Ich dagegen könnte mit dem Cabrio wundervoll…«
    »Noch ein Wort, und dein Drachenschwanz landet im Kochtopf! Als Drachenschwanzsuppe…«
    »Siehst du, Chef? Sie bedroht mich schon wieder!« protestierte Fooly.
    »Wieso überhaupt kannibalisch?« wollte Zamorra kopfschüttelnd wissen.
    »Weil Drachen doch auch Menschen sind, gewissermaßen wenigstens«, murrte Fooly.
    »Sonst behauptet er immer, über uns Menschen zu stehen«, stöhnte Nicole auf. »Jetzt begibt er sich in unsere zivilisatorischen Niederungen herab, wie? Du gehörst zur Gattung Geflügel, Mister MacFool, und jetzt herrscht Ruhe, oder ich rupfe dir die Flü…«
    »Sie bedroht mich, Chef!« jammerte Fooly. »Du mußt mir helfen. Sie bedroht mich immer wieder. Ich fürchte um mein Leben und um meine Unversehrtheit und um meine Briefmarkensammlung!«
    »Briefmarkensammlung?« echoten Zamorra, Nicole und William im Chor.
    »Seit wann hast du eine Briefmarkensammlung?« staunte der Butler.
    »Na ja«, seufzte Fooly. »Nächste Woche wollte ich damit beginnen, eine anzulegen…«
    »Schluß jetzt«, sagte Zamorra energisch. »Nicole wird dich nicht essen, und du wirst nicht in ihrem Auto fahren. Du hast Flügel, kleiner Freund, und du kannst besser fliegen, als du uns immer vorspielst. Wir treffen uns unten im Dorf.«
    »Aber ich werde naß«, jammerte der Drache. »Es regnet doch!«
    »Du kannst ja, während du zum Dorf hinunterflatterst, Feuer speien. Dann verdunstet der Regen, und es gibt nur ein bißchen Nebel«, sagte Nicole spöttisch. Sie spurtete über den Hof zum bereitstehenden BMW und warf sich auf den Beifahrersitz.
    Zamorra klopfte Fooly auf die Schulter. »Spiel Glühbirne und trag's mit Fassung, kleiner Freund«, schlug er vor und folgte seiner Gefährtin zum Auto.
    »Hä?« machte Fooly und sah William fragend an. »Wie meint er denn das?«
    »Metaphorisch«, erwiderte der Butler trocken.
    ***
    Zamorra lenkte den 740i die Serpentinenstraße hinunter. Er sah den dunklen Peugeot auf dem Grundstück des kleinen, verfallenen Hauses am Ortsrand stehen. Auch zwei Lieferwagen parkten dort, und ein paar Männer in Arbeitskleidung bewegten sich geschäftig zwischen Haus und Fahrzeugen hin und her.
    »Frage mich, was er mit dieser alten Hütte will«, murmelte Nicole. »Die steht doch seit ewig und drei Tagen leer und müßte so vergammelt und verschimmelt sein, daß nicht mal die Spinnen laut husten dürfen, wenn sie nicht auseinanderfallen soll.«
    »Sie fällt nicht, weil sie sich nicht entscheiden kann, ob die Mauern nach rechts oder nach links kippen sollen«, spöttelte Zamorra. »Ich frage mich, warum er sich überhaupt in diesem Dorf ansiedelt. Und warum er hier noch weiteres Land kaufen will. Nichts gegen die Landschaft und die Leute hier, es ist einfach schön - aber das einzige, was etwas einbringt, sind die Weinberge; ansonsten ist hier doch wirtschaftlich der Hund verfroren, wie's so schön heißt.«
    »Frag nicht dich - frag ihn«, empfahl Nicole spöttisch.
    »Genau das habe ich jetzt vor«, erwiderte Zamorra. Er lenkte den BMW auf das Grundstück. Ärgerlicherweise wurde der Regen gerade jetzt heftiger. Zamorra stoppte dicht vor dem Haus, sie stiegen aus und liefen zur Tür.
    Dabei prallte Zamorra versehentlich mit einem der Arbeiter zusammen, der gerade nach draußen wollte.
    »Verzeihung«, murmelte er.
    Der Arbeiter antwortete nicht, ging stur wie ein Roboter weiter.
    Zamorra sah ihm verwundert

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