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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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heiligen Georg sah, der gerade den Drachen erschlug. Der Junge hatte so lange geschrien, bis die entnervte Lady Patricia die Figur kaufte, Georg abbrach und ihn in einem Mülleimer verschwinden ließ. Der »überlebende« Drache blieb allein vor seiner Höhle zurück. Rhett war daraufhin sofort zu Fooly gerannt und hatte ihm erzählt, wie er einen seiner Artgenossen vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Seitdem stand die Figur des Drachen, vor dessen aufgerissenem Maul sich nur noch die Füße des Drachentöters befanden, direkt neben Rhetts Bett - zumindest bis vor einer Woche, als sie auf das Regal verbannt und von einem blauen Plastik-Delphin abgelöst wurde.
    Wäre Fooly ein wenig älter gewesen, hätte er verstanden, daß sein bester Freund nur eine Phase seiner Kindheit durchlief, die mit ihrer Freundschaft nichts zu tun hatte. Aber er war nicht älter und entschied deshalb, daß die Grenze des Erträglichen erreichtwar.
    Genug ist genug, dachte der Drache und hob den Kopf. »Wirf das Amulett«, sagte er mit übertriebenem Ernst.
    Zamorra warf ihm einen kurzen Blick zu. Er erahnte, welche Gedanken Fooly beschäftigten, glaubte jedoch nicht, daß diese Demonstration Rhetts Vorliebe für Meeressäuger bremsen würde. Jedoch hatte auch Fooly ein Recht darauf, seine eigenen Fehler zu machen, und wenn er es so wollte…
    Der Dämonenjäger holte weit aus und warf das Amulett. Es flog in hohem Bogen auf den Pool zu. Kurz blinkte es in der strahlenden Mittagssonne auf, dann versank es auch schon im Wasser, wurde vom Widerstand gebremst und blieb schließlich in 2,5 Meter Tiefe auf dem blau gekachelten Boden liegen.
    Fooly betrachtete das Amulett einen Augenblick, als hoffe er, es würde von selbst wieder nach oben kommen. Dann trat er einige Schritte zurück, duckte sich und rannte mit seinen übergroßen Füßen auf den Rand des Pools zu.
    Oh nein, dachte Zamorra, das kann nicht gut gehen.
    Womit er recht hatte, denn kurz vor dem Rand des Pools verfing der Drache sich in seinen eigenen Krallen, schlug der Länge nach hin, rutschte die letzten Zentimeter auf dem Bauch und prallte granatengleich auf dem Wasser auf. Wie in einem Déjà vu sah der Dämonenjäger, was als nächstes passieren würde. Der physikalische Vorgang der Wasserverdrängung setzte ein. Eine Fontäne wurde in die Luft geschleudert und verschaffte allen Umstehenden eine ungewollte Erfrischung. Gleichzeitig schlugen die plötzlichen Wellen über den Beckenrand hinweg und ergossen sich über den Boden bis zur Tür, die ins Innere des Gebäudes führte.
    Im Swimming-Pool strampelte Fooly wie wild mit den Füßen und versuchte seinen tonnenförmigen Körper in eine tauchbereite Position zu zwingen. Damit erreichte er jedoch nur, daß er wie ein Korken auf dem Wasser dahindümpelte.
    Neben Zamorra warf sich Rhett auf einen der Liegestühle und hielt sich den Bauch vor Lachen. Seine Mutter, die ebenso wie der Dämonenjäger Foolys verletzten Blick bemerkte, versuchte, ihren Sohn zu beruhigen, aber der begriff nicht, daß sein Freund sich gerade bis auf die Knochen blamiert hatte, sondern genoß nur die Komik der Situation.
    »Was ist denn hier los?« fragte jemand im gleichen Moment.
    Zamorra drehte sich überrascht um.
    »Gryf, was machst du denn hier?« entgegnete er mit einer Gegenfrage, schüttelte sich das Wasser aus den Haaren und reichte seinem alten Freund zur Begrüßung die Hand.
    Der Druide zuckte mit den Schultern.
    »Ich hab’ was gefunden, was dich interessieren wird.«
    Ohne ein weiteres Wort ergriff er Zamorras Hand und riß ihn in den zeitlosen Sprung.
    Auf dem Boden des Swimmingpools blitzte das Amulett in einem zufälligen Sonnenstrahl auf…
    ***
    »Kannst du sie sehen?« flüsterte die Stimme in die Dunkelheit.
    Eine andere antwortete ihr: »Ja, ich sehe beide. Laßt uns das Netz um den einen, der die kurzen Wege beherrscht, weben, so wie unser Herr es wünschen würde.«
    »Seid still, meine Schwestern«, zischte eine dritte Stimme. »Spürt ihr es denn nicht?«
    Es wurde still in der ewigen Schwärze. Drei körperlose Gestalten tasteten nach etwas, das nur sie wahrnehmen konnten. Wie leuchtende Bänder bewegten sich ihre Geister durch das Labyrinth der Höhlen, dehnten sich immer weiter aus, bis sie alles sehen und alles hören konnten. Sie glitten um die beiden Männer herum, die in einem Lichtkegel standen, betrachteten sie und lauschten dem Klang einer fremden Sprache, die sie nicht verstanden. Einer der Männer, deren seltsames

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