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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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undeutlich, als ihm die Situation langsam klar wurde. Wenn sie Glück hatten, war es ein magischer Bann, den sie irgendwie ausgelöst hatten und der die Höhle einschloß. Wenn sie Pech hatten, war es ein Phänomen, das sich auf Gryf bezog.
    In jedem Fall mußten sie so schnell wie möglich aus der Höhle raus, denn es war keine Einbildung gewesen, als er den Lichtkegel der Taschenlampe hatte schrumpfen sehen. Der Kegel wurde tatsächlich kleiner. Die Batterien neigten sich ihrem Ende zu.
    Das hat uns gerade noch gefehlt, dachte der Parapsychologe. Wie sollen wir ohne Licht einen Ausgang aus dieser Höhle finden - wenn sie überhaupt einen Ausgang hat…
    Er leuchtete in einen der Gänge, der aufwärts führte. Diese Wahl schien nicht besser oder schlechter als jede andere zu sein, also machte Zamorra sich auf den Weg.
    Gryf schloß sich ihm wortlos an. Selbst ohne Druidenfähigkeiten spürte er, daß die Laune seines Freundes auf einem selten erreichten Tiefpunkt angelangt war. Gryf konnte ihm das kaum verübeln, vor allem nicht, weil er wußte, daß er ungewollt die Schuld an ihrer Situation trug. Trotzdem, so fand er, sollte Zamorra das alles ein wenig lockerer nehmen. Schließlich lebten sie, wurden von nichts gejagt und waren auch sonst in keiner unmittelbaren Gefahr. Es hätte wesentlich schlimmer um sie stehen können.
    »Mach dir mal keine zu großen Gedanken«, sagte er dann auch, »ich bin sicher, daß meine Fähigkeiten außerhalb der Höhle wieder funktionieren. Wir sind schneller im Château, als du denkst.«
    Zamorra sah ihn scharf an. »Und wenn nicht? Hast du dir mal überlegt, was passiert, wenn wir wirklich in der kommunistischen, extrem paranoiden und bürokratiebesessenen Volksrepublik China sind und nicht per zeitlosem Sprung verschwinden können? Ich habe keinen Ausweis dabei und auch keine Kreditkarte. Das gesamte Bargeld in meiner Tasche beläuft sich auf vier Franc, was vier Franc mehr sein dürften, als du dabei hast.«
    Gryf hob verlegen die Schultern. Er benötigte normalerweise kein Geld und hatte in seinem ganzen Leben weder Ausweis noch Kreditkarte besessen.
    »Selbst wenn es uns gelingen sollte«, fuhr der Parapsychologe fort, »Nicole zu erreichen, kann sie uns telegraphisch kein Geld schicken, weil wir uns nicht ausweisen können, um es entgegenzunehmen. Abgesehen davon kämen wir aus dem Land selbst mit Ausweis, ob gefälscht oder nicht, und genügend Geld nicht wieder raus, weil wir kein Einreisevisum haben. Wir sind illegal hier und damit nach chinesischer Denkweise automatisch Spione des imperialistischen Klassenfeindes. Und Spione werden in diesem Land entweder erschossen oder schnitzen für den Rest ihres Lebens Holzspielzeug in einem Arbeitslager. Noch Fragen?«
    Im gleichen Moment flackerte die Taschenlampe ein letztes Mal auf und verlosch.
    »Scheiße!« sagte Zamorra gereizt in die Dunkelheit.
    Instinktiv tastete Gryf nach seinen Druidensinnen, aber er konnte nichts wahrnehmen. Er fühlte sich wie ein Mensch, der von einer Sekunde auf die andere taub und blind geworden war.
    Es war ein beängstigendes Gefühl der völligen Hilflosigkeit. Zum ersten Mal in seinem Leben begriff der Druide, wie es sein mußte, ein Teil der menschlichen Welt zu sein. Er hatte sich nie Sorgen über Ausweise, Geld, Arbeit oder andere Belange gemacht. Wenn er zu einem Ort reiste, benötigte er kein Visum und kein Flugticket. Er kam und ging, wie es ihm paßte, lebte, wo es ihm gefiel, und hatte keinen Gedanken daran verschwendet, deswegen vielleicht einmal ins Gefängnis zu kommen. Welche Mauern hätten ihn schon aufhalten können?
    Für einige Minuten, während sie sich vorsichtig durch die Schwärze tasteten, stellte er sich seinem persönlichen Alptraum. Was, wenn meine Fähigkeiten nicht zurückkommen? dachte er. Was passiert dann? Werden Teri oder Merlin uns ausfindig machen können ?
    Er schluckte, als Zamorras Ausführungen plötzlich erschreckend real erschienen.
    »Wenn ich das nächste Mal Mist baue«, sagte Gryf dann langsam, »könntest du die Konsequenzen vielleicht etwas weniger drastisch schildern?«
    »Ich werde mich bemühen«, antwortete Zamorras Stimme aus der Schwärze. Er klang nicht mehr verärgert, hatte anscheinend nur Dampf ablassen müssen.
    »Hey«, hörte er den Parapsychologen dann sagen. »Siehst du das?«
    Gryf blickte nach vorne. Zuerst sah er nichts außer der Dunkelheit der Höhle, aber dann bemerkte er das Licht. Es war nicht viel größer als ein

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