068 - Das Schädelgrab
Handumdrehen.
Tuvvana hatte es gewußt. Jetzt hatte sie den Beweis.
Dicke Tränen quollen aus ihren großen dunklen Augen. Was konnte sie jetzt noch tun? Nur noch hoffen, daß sie einem barmherzigen Tod zum Opfer fallen würde.
***
Arma nahm Cuca trotz des Dolchs nicht ernst. »Du kannst mich nicht töten«, sagte sie furchtlos. »Atax würde dich dafür hart bestrafen. Das weißt du.«
»Das ist mir egal«, fauchte Cuca wutentbrannt. »Hauptsache, dich gibt es nicht mehr!«
Sie ging auf Roxane/Arma zu.
Unerschrocken blickte ihr die Rivalin in die Augen. »Wenn ich sterbe, stirbst du auch«, sagte Arma.
»Ich werde sagen, du hättest mich angegriffen.«
»Atax wird wissen, daß du lügst.«
»Er ist nicht allwissend und zum Glück auch nicht allgegenwärtig«, sagte Cuca.
Sie erreichte Arma, konnte deren beleidigenden, überheblichen spöttischen Blick nicht ertragen, stach zu.
Die Dolchklinge sollte Roxane/Armas Herz treffen, doch das Metall hieb gegen eine unsichtbare Wand und wurde von dieser abgelenkt. Mit einem schrillen Laut ratschte der Dolch nach unten.
Cuca war fassungslos.
Sie begriff das nicht. Hatte Arma ihre Kräfte wieder? Das konnte nicht sein. Noch befand sich auch Roxane in diesem Körper. Beide Wesen waren einander hinderlich.
Wieso schützte diese unsichtbare Wand Roxane/Arma?
Des Rätsels Lösung war Atax. Er war Cuca gefolgt und hatte den unsichtbaren Schutzschild geschaffen. Jetzt schrie er die Hexe zornig an.
»Cuca, was fällt dir ein?«
»Sie hat mich gereizt!« verteidigte sich Cuca. »Sie wollte, daß ich es tue!«
Der Dämon starrte sie durchdringend an, und sie bekam seine schreckliche Kraft zu spüren.
Cuca war nicht schwach, aber mit Atax konnte sie sich nicht messen. Er demonstrierte ihr seine Stärke. Ohne sie anzufassen, nahm er Einfluß auf ihren Dolch.
Die Waffe drehte sich, bis die Spitze auf Cucas Kehle wies. Atax vollführte eine herrische Handbewegung, und der Dolch näherte sich Cucas Hals.
Sie versuchte es zu verhindern. Ihre Hand krampfte sich noch fester um den Dolchgriff. Sie wollte ihn nach unten zwingen. Unmöglich. Immer näher kam ihr das tödliche Metall.
»Atax!« krächzte sie. »Du hast doch nicht wirklich die Absicht…«
Der Dämon sagte kein Wort. Noch einmal machte er diese gefährliche Handbewegung, und dann saß der Dolch schmerzhaft an Cucas Kehle. Sie starrte die Seele des Teufels mit furchtgeweiteten Augen an.
Würde er sie nun mit dem Tod bestrafen?
»Ich… ich habe mich vergessen«, preßte Cuca heiser hervor. »Es tut mir leid.«
Der Druck des Dolchs wurde schmerzhafter. Cuca versuchte sich mit ihrer Hexenkraft zu schützen, doch Atax ließ sie kein Kraftfeld aufbauen.
Er sah sie an, als wäre sie wertlos für ihn geworden, als wollte er sich von ihr trennen.
»Es tut mir leid. Ich werde nie wieder…«
Arma lachte. »Sieh nur, wie sie zittert, Atax. Warum vernichtest du sie nicht? Wir brauchen sie nicht. Wenn wir den Todessee hinter uns haben, werde ich dir eine starke Verbündete sein. Viel stärker als Cuca. Wir brauchen sie nicht. Trennen wir uns von ihr. Stoß zu!«
Atax befahl ihr, den Mund zu halten. Arma verstummte sofort.
»Wenn du dich noch einmal vergißt, verlierst du dein Leben«, knurrte die Seele des Teufels. »Ich habe Pläne mit Arma, die ich mir von dir nicht verderben lasse.«
Cuca beteuerte noch einmal, daß es ihr leid tue.
»Sie soll sich entschuldigen!« rief Arma. »Ich will, daß sie sich bei mir entschuldigt!«
Cuca hoffte, daß ihr Atax diesen Wunsch nicht erfüllte. Sie wollte sich vor Arma nicht so sehr erniedrigen. Aber der Dämon verlangte es von ihr, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als seinem Wunsch zu entsprechen. Noch nie waren ihr Worte schwerer über die Lippen gekommen. Es war ihr unmöglich, Roxane/Arma dabei anzusehen.
Sobald die Entschuldigung ausgesprochen war, ließ Atax' Kraft von Cucas Dolch ab.
Ihre Hand sank nach unten. Sie stieß die Luft geräuschvoll aus und hörte Arma triumphierend lachen. Wilder Haß loderte in Cucas Brust. Sie sagte sich, ihre Zeit würde kommen. Irgendwann würde sie Arma töten, das nahm sie sich vor. Vielleicht in einer anderen Dimension. Bestimmt aber nur dann, wenn Atax sehr weit weg war. Eine solche Schmach wollte sie nicht noch mal ertragen.
»Wir reiten weiter«, sagte Atax und kehrte zu den Pferden zurück.
Die Mädchen folgten ihm.
Als Cuca auf ihrem Rappen saß, malte sie sich verschiedene Todesarten aus. Keine war ihr
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