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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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    Aliens sind richtig schlecht in Musik. Nicht dass sie es nicht versuchen würden. Sie bemühen sich seit Äonen, haben es aber nie geschafft, auch nur eine halbwegs anständige Melodie hervorzubringen. Andernfalls hätten wir sie schon vor langer Zeit entdeckt. Schließlich suchen wir seit Generationen den Himmel nach Anzeichen für intelligentes Leben ab. Und wir haben tatsächlich mehrere Tausend Alien-Hymnen, langsame Tänze und Balladen empfangen. Aber ihre Musik ist so schrecklich, dass wir sie immer mit dem Todesröcheln eines fernen Sterns verwechselt haben. Sie ist wirklich richtig schlecht.
    Oder besser gesagt: Wir sind richtig gut. Die Menschheit hat mit Abstand die beste Musik des Universums erschaffen. Das verdanken wir ein paar ziemlich verrückten Glücksfällen. Zum Beispiel sorgt die kombinierte Schwerkraft der verschiedenen Himmelskörper in unserem Sonnensystem für genaaauuu das richtige Gleichgewicht der Flüssigkeiten in unserem Innenohr, was uns ein außergewöhnliches Rhythmusgefühl verleiht. Gewisse äußerst betörende Klangmuster wiederum sind tief in unserem Stammhirn verankert, weil sie zu den Geräuschen passen, die in Urzeiten von den Beutetieren unserer fernen Vorfahren hervorgebracht wurden. Diese beiden und mehrere andere exotische Eigentümlichkeiten verleihen uns musikalische Superkräfte, der keine andere Zivilisation das Wasser reichen kann.
    Das Ironische daran ist, dass wir in jeder anderen Kunstform, die im Rest des Kosmos eine Rolle spielt, die absoluten Deppen sind. Wenn es um Bildhauerei, Mode und Synchronschwimmen geht, rangieren wir am unteren Ende der Hitliste des Universums. Die Découpage und die Pyrotechnik gelten bei uns nicht einmal als expressive Kunstformen, und demzufolge sind unsere Bemühungen auf diesen Gebieten von grotesker Kümmerlichkeit. Und obwohl wir tatsächlich gute Anfangserfolge in der Glasmalerei vorweisen können, haben wir irgendwann jedes Interesse daran verloren, bevor wir diese Kunst ein Jahrhundert später durch LED s und Nanopigmente zu ungeahnten Höhen hätten weiterentwickeln können. Dagegen fallen die Theaterstücke, Fernsehserien und Filme, die wir produzieren, in die Kategorie »So schlecht, dass es schon wieder gut ist«, und unsere größten dramatischen Errungenschaften werden von ironisch schmunzelnden Hipstern auf unzähligen Planeten als skurrile spätabendliche Vergnügung genossen.
    Die schlechte Neuigkeit lautet, dass die meisten Zi vilisationen sich längst mit nuklearen, biologischen oder nanotechnischen Waffen selbst vernichtet haben, bevor sie den Kultivierten Status erreichen konnten. Und wenn das geschieht, unternehmen Kultivierte Beobachter nichts, um die Vernichtung aufzuhalten. Das mag herzlos klingen, aber in Wirklichkeit ist es eine weise Form der Selbstverteidigung. Denn jede Zivilisation, die gewalttätig und dumm genug ist, um sich mit Wasserstoffbomben zu eliminieren, könnte vielleicht das gesamte Universum zerstören, wenn sie lange genug überlebt, um etwas mit richtig großer Durchschlagskraft zu erfinden.
    Die Menschheit erregte zum ersten Mal allgemeine Aufmerksamkeit, als die Sonde Pioneer 10 eine bestimmte Grenze jenseits der Umlaufbahn des Jupiter überschritt. Wenn ein Planet etwas so weit ins All hinausschleudert, heißt das in der Regel, dass sich darauf Intelligenz entwickelt hat. Also beschloss die Zulassungsstelle der Kultivierten Liga – der die Existenz der Erde bereits vage bekannt war 1 – nachzusehen, ob wir irgendwelches künstlerisches Potenzial hatten (oder ob wir vielleicht vorhatten, weiterhin Müll in den Weltraum zu schleudern; schließlich könnten wir damit irgendwann etwas treffen). Wenig später traf ein Erkundungsschiff in unserem Sonnensystem ein. Es registrierte mehrere Sendesignale und leitete das stärkste ( WABC-TV in New York) an ein weit entferntes Team von Anthropologen weiter, die daraufhin in den Genuss der Erstausstrahlung einer Episode der beliebten Sitcom Welcome Back, Kotter kamen (die, in der sich Arnold Horshack einer verrückten Jugendsekte anschließt).
    Bevor ich auf die folgenden Ereignisse eingehe, sollte ich noch erwähnen, dass der Musik die höchste Wertschätzung unter den vierzig sogenannten Noblen Künsten zuteilwird, die von Kultivierten Lebewesen verehrt werden und denen sie ihr Leben widmen. Sie wird sogar für weitaus nobler als die anderen neununddreißig Künste zusammengenommen erachtet. Und das, obwohl die Aliens darin, wie gesagt, sehr

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