0686 - Horror am Himmel
nicht allein auf dieser Welt war. Es gab noch andere…
Wieder drückte er gegen sein Gesicht, als wollte er die weiche, teigige Haut massieren. Etwas störte ihn, etwas drang in seinen Kopf wie eine ferne Botschaft.
Cigam war irritiert.
Er versuchte gedanklich nachzuhaken, was dies wohl sein könnte, kam leider zu keinem Ergebnis und bewegte sich unruhig auf seiner Sitzfläche hin und her.
Er schaute in die Höhe. Seine Augen bewegten sich dabei, als würden sie auf Kugellagern laufen, aber er hatte genau das Richtige getan, denn die ungewöhnliche Strömung erreichte ihn von oben.
Über ihm war etwas…
Cigam konnte sich noch keinen Reim darauf machen. Er musste es zunächst nachprüfen, lauschte noch genauer. Dabei öffnete sich sein Mund wie das Maul eines Fischs.
Aus dem breiten Loch drang ein Fauchen, das tatsächlich dem eines Tieres sehr ähnelte.
Da war jemand. Über ihm hockte die Person. Er hatte sie gedanklich erreichen können, sich herangetastet, und er wusste, dass sie ihm nicht entwischen konnte.
Das wiederum war eine Erfahrung für ihn. Er konnte also auch Menschen beeinflussen und nicht nur Tiere, damit sie sich verwandelten. Das war kaum zu fassen, dass es ihm gelang, allein kraft seiner Gedanken gewisse Strukturen bei den Tieren zu verändern, sodass sie zu Monstren oder Ungeheuern heranwuchsen.
Auch seine Freunde, die Sterne auf ihren Hemden trugen, hatten sich zunächst daran gewöhnen müssen.
Alles kein Problem.
Aber wer saß da über ihm, noch dazu geschützt durch die Decke? Es war eine Person, ein Mensch, ein Fremder.
Nein, eine Fremde?
Der Gedanke daran trieb die Unruhe in ihm noch stärker hoch.
Er lächelte.
Und er lächelte grausam und kalt. Ein böses Omen.
Eine Frau, dachte er, intensivierte seine Gedanken und schickte sie ihr zu.
Noch blieb er unten, aber bald - bald würde er den Raum verlassen…
***
Irgendwann hatte Tricia Black doch geweint. Da hatten die Tränen einfach rausgemusst, denn was man ihr erklärt hatte, war einfach furchtbar und schlimm gewesen.
Clive lebte nicht mehr. Ihr Verlobter war tot. Der Sheriff hatte es ihr eiskalt gesagt, nachdem er sie verhaftet und in eine Zelle gesteckt hatte, weil er sie für die Mörderin der Witwe Thorpe hielt, doch sie hatte damit überhaupt nichts zu tun. Wahrscheinlich brauchte Cameron Harper einen Sündenbock.
Jetzt saß sie auf der Pritsche, und sie dachte daran, dass Recht nicht gleich Recht war.
Sie war fast ausgelacht worden, als sie nach einem Telefon verlangte, um ihren Anwalt anzurufen.
Das wollte man ihr keinesfalls zugestehen, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als in der Zelle zu hocken und weiterhin auf die Gnade des Mannes angewiesen zu sein, von dem sie allerdings nicht allzu viel erwartete. Der würde sich nicht scheuen, sie sogar verhungern zu lassen.
Zuerst hatte sie nicht weinen können, dann war es aus ihr herausgebrochen wie ein Strom, und die Tränen hatten wasserfallartig ihr Gesicht überströmt.
Wie ein völlig gebrochenes Wesen hockte sie auf der harten Pritsche und starrte zu Boden. Wenn sie einmal den Kopf hob, fiel ihr Blick auf die Stäbe der Gittertür. Ausbruchsicherer Stahl, da hätte sie schon einen Schneidbrenner haben müssen, aber das war und blieb Wunschdenken.
Noch etwas hatte sich verändert. Nicht äußerlich, sondern in ihrem Innern. Es war etwas passiert, was sie nicht nachvollziehen konnte. Begonnen hatte es nach dem Weinen, da war etwas nicht Sichtbares und nicht Fassbares auf sie zugekommen, das Einlass in ihr Gehirn gefunden hatte. Es war etwas Fremdes, Böses gewesen, etwas, das tief im Verborgenen lauerte und das sie nicht kannte.
Sie hatte zunächst überlegt, dann versucht, dagegen anzugehen. Sie stammte aus New York, wo fast jeder Zweite zu einem Psychiater ging. Zwar war Tricia noch nicht so weit, aber sie versuchte, durch Meditation gegen dieses Fremde, Dämonische anzugehen. Einige Male hatte sie auch in ihrem Laden meditiert und beherrschte dies leidlich gut.
Das Unbekannte war stärker.
Es bohrte sich in ihr Gehirn. Es war angefüllt von grausamen, bösen Gedanken, und es schickte ihr schreckliche Bilder, die eigentlich ganz harmlos begannen. Wie Träume, die sich später, wenn Mitternacht vorüber war, noch steigerten.
Wenn sie die Augen geschlossen hielt, sah sie sich in einem duftigen Frühlingskleid inmitten einer mit Blumen übersäten Sommerwiese. Die Luft war herrlich klar, der Himmel strahlte in einer beinahe unnatürlichen Bläue,
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