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0695 - Hexentod

0695 - Hexentod

Titel: 0695 - Hexentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Unbehagen bei der Vorstellung, was die Fürstin der Finsternis erwartete, wenn sie sich mit dem Lachenden Tod anlegte…
    »Geh nach Barle-Duc«, sagte die erste der Thessalischen Hexen. »Suche die Kirche auf, dort…«
    »Kirche?«, fauchte Stygia. »Was fällt dir ein, hirnlose Närrin?«
    »Du musst das Innere der Kirche nicht betreten«, lachte die Hexe spöttisch. »Wenn du dich so sehr davor fürchtest… Nein, dort wirst du unterhalb des Kirchenportals einen Stein mit einer Inschrift finden. Diese Inschrift ist ein Zauberspruch. Schleudere ihn dem Lachenden Tod entgegen, wenn er dich zu seiner Begleiterin nehmen will. Denn damit kannst du ihn bannen und dorthin führen, wohin du willst - in diesem Fall hierher, nach Kreta.«
    »So ist das also«, murmelte Stygia.
    Sie memorierte, was sie über den Lachenden Tod wusste.
    Er wandelte in Gestalt eines Skeletts, in dessen Brustkorb sein leibhaftiges Herz schlug, durch die Welt, und wann immer es ihm gefiel, nahm er das Herz eines Lebewesens, vorzugsweise eines Menschen, und zwang dieses Wesen dazu, für eine Weile sein Gefährte zu werden und ihn auf seiner Wanderschaft zu begleiten. Gab er es frei, weil er einen neuen Begleiter wünschte, starb es.
    Lange Zeit war er in der Kirche von Barle-Duc, etwa zweihundert Kilometer östlich von Paris, gebannt gewesen. Jemand hatte ihm sein Herz genommen und ihn damit paralysiert, und als er wieder frei kam, unterlag er dem Fluch, nicht mehr innerhalb der Grenzen Frankreichs wandern zu können.
    Was ihn nicht daran hinderte, anderswo aktiv zu werden…
    Stygia war ihm schon einmal begegnet, und der Lachende Tod hatte ihr angekündigt, sie zu seiner Gefährtin zu machen - also ihr das Herz zu rauben und sie damit zum Tod auf Abruf zu verurteilen. Dagegen war sie selbst als Dämonin nicht gefeit… denn die Macht des Lachenden Todes war eine völlig andere als die der Dämonen…
    Aber wenn es tatsächlich einen Bannspruch gab, der den Lachenden Tod handlungsunfähig machte…
    Natürlich!
    Es musste ihn geben, denn sonst hätte ja niemand dieses wandelnde Skelett einst in die Kirche von Barle-Duc bannen können.
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte sie und streckte die Hand aus. »Aber du, Yaga, wirst mir danach einen Gefallen schulden.«
    Yaga nickte.
    Wenn Stygia diesen Gefallen einforderte, würde sie selbst längst tot sein.
    ***
    Die Fürstin der Finsternis verließ die noch aus der Zeit des Königs Minos stammende Höhle und begab sich nach Frankreich. Es kostete sie nicht mehr als einen Gedanken.
    Trotz der Behauptung, sie könne mit jenem Zauberspruch den Lachenden Tod bannen, fühlte sie sich unwohl. Es konnte nicht so einfach sein, wie die Thessalischen Hexen annahmen. Stygia rechnete mit Schwierigkeiten.
    Und dass ausgerechnet sie der Baba einen Gefallen tun sollte, gefiel ihr ebenso wenig. Das Einzige, was sie darüber hinweg tröstete, war, dass Yaga eine Feindin Professor Zamorras war. Und der war wiederum Stygias Todfeind.
    Dennoch - hätten die Thessalischen Hexenschwestern das alles nicht allein regeln können…?
    Stygia materialisierte in Barle-Duc. Sie hatte normale Menschengestalt angenommen und simulierte Kleidung, um nicht unter den Menschen aufzufallen, die sich durch den kleinen Ort bewegten.
    Langsam näherte sie sich der Kirche.
    Der sakrale Bau verstärkte das Unbehagen in ihr. Sie ahnte, was cs für den Lachenden Tod bedeutet haben musste, in eine Kirche gebannt gewesen zu sein.
    Schritt für Schritt kam die Dämonin dem Hauptportal näher. Sie sah den Stein bereits.
    Aber - es war wirklich nicht so einfach, an den Zauberspruch zu gelangen. Denn jemand hatte etwas dagegen.
    Die Wächter des Steines stellten sich Stygia entgegen, um sie daran zu hindern…
    ***
    Am späten Nachmittag meldete sich Staatsanwalt Gaudian wieder bei Nicole. »Entwarnung, Mademoiselle Duval«, sagte er und lachte leise. »Da hat wohl jemand gewaltig geschlampt und seinen Schreibtisch nicht entrümpelt, ehe er in Pension ging, und sein Nachfolger am gleichen Platz hat alles so übernommen, wie's war… Jetzt ist die Sache geklärt. Bedanken Sie sich bei Kommissar Gérard Rouland. Der hat ein kleines Wörtchen mitgesprochen, und die Angelegenheit ist erledigt.«
    Nicole erinnerte sich. Vor etwa zwei Jahren hatten sie diesen Beamten kennen gelernt.
    »Ich bedanke mich auch bei Ihnen«, sagte sie. »Falls wir Ihnen auch mal einen Gefallen tun können…«
    »… würde das wie Kungelei und Vetternwirtschaft

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