0695 - Hexentod
aussehen«, wehrte Gaudian ab. »Es war mir ein Vergnügen.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Nicole atmete auf.
Sie fragte sich, was sich tatsächlich abgespielt hatte und versuchte, Zamorra in dem vorgebuchten Hotel telefonisch zu erreichen. Er hatte zwar eingecheckt, war aber nicht anwesend und somit auch nicht erreichbar.
Ihr blieb zunächst nichts anderes übrig, als weiter abzuwarten.
Es war an der Zeit, überlegte sie, auch in Paris Regenbogenblumen anzupflanzen.
Das würde viele Wege verkürzen…
***
Die Wächter kamen aus dem Nichts. Von einem Moment zum anderen tauchten sie auf, waren einfach da und versperrten Stygia den Weg. Schemenhafte Gestalten, in ihrem Aussehen nicht eindeutig zu erkennen.
»Gehe nicht weiter, Trägerin dunkler Magie«, wehte es ihr entgegen.
»Geht mir aus dem Weg«, forderte sie. »Oder ihr erlebt meinen Zorn.«
»Dunkle Magie ist hier nicht erwünscht«, kam es zurück. »Geh dorthin, woher du kamst. Meide diesen Ort. Oder wir werden dich vernichten.«
Sie taxierte die Schattenkreaturen. Sie waren nicht eindeutig zu erfassen, aber sie waren stärker, als Stygia im ersten Moment vermutet hatte. Sie begriff, dass sie ein Problem hatte. Die Schemen waren durchaus in der Lage, ihr Widerstand zu leisten, sie aufzuhalten.
»Ihr wißt, wen ihr vor euch habt?«
»Stygia«, kam es zurück. »Die Schwester der Thessalischen Hexen.«
»Und die Fürstin der Finsternis!«, fuhr sie die Schemen an.
Zuckten sie angesichts dieser Eröffnung zurück?
»So geht mir aus dem Weg, oder die Macht der Hölle wird euch von diesem Platz entfernen und zerschmettern!«, drohte sie.
»Du wirst ein Heiligtum entweihen. Wir können dies nicht zulassen.« Sie schienen wieder stärker zu werden. Sie breiteten sich aus, versuchten Stygia einzukreisen.
»Ein Heiligtum?«, fragte sie höhnisch. »Dieser Ort, an dem ein teuflisches Wesen lange Zeit gefangen war?«
»So ist es. Und so wird es bleiben.«
Von einem Moment zum anderen griffen sie an. Sie drangen auf Stygia ein, versuchten in sie hineinzugleiten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihre Höllengestalt anzunehmen, weil sie nur in dieser ihre Kraft optimal einsetzen konnte. Sie wollte sich auf kein zeitraubendes, gefährliches Geplänkel einlassen, das sie möglicherweise am Ende verlieren konnte, sondern gleich von Anfang an ihre Stärke zeigen und die Auseinandersetzung mit einem Schlag zu ihren Gunsten beenden.
Ihre Kleidung platzte auseinander und löste sich, da magisch erzeugt, auf, als sie ihre Schwingen entfaltete, während zugleich die Teufelshörner aus ihrer Stirn emporwuchsen. Über Stygias Lippen flossen Zaubersprüche, ihre Finger, aus denen lange Krallen wuchsen, bewegten sich unablässig, zeichneten Symbole aus Feuer in die Luft, woben blitzschnell ein brennendes Netz, in dem sich die unheimlichen Schattenwächter verfingen.
Sie tobten, versuchten auszuweichen und die Maschen zu zerstören. Teilweise gelang es ihnen. Die Schatten glitten durch entstehende Lücken im Feuernetz hindurch, attackierten die Fürstin der Finsternis erneut. Sie zerrten an ihren Flügeln.
Stygia wurde von Wut gepackt. In einer Auseinandersetzung mit ihren Feinden Zamorra und Duval waren diese Schwingen erheblich beschädigt worden, auch ein Dämon hatte kräftig zugelangt - und jetzt, da die Wunden gerade verheilt waren, gab es eine erneute Attacke!
Die Dämonin brüllte vor Zorn.
Sie verstärkte ihre magische Schlagkraft, und diesmal gelang es ihr, die Schattenwächter endgültig zurückzutreiben. Sie begannen sich aufzulösen, versuchten dorthin zu verschwinden, woher sie gekommen waren. Aber nicht jedem von ihnen gelang es. Einige fielen dem Zorn der Dämonenfürstin zum Opfer. Schatten glühten hell auf und zerfaserten im Nichts.
Dann war es vorbei.
Stygia hatte diesen Kampf gewonnen. Der gesuchte Stein lag zum Greifen nah vor ihr.
Aber sie vernahm auch Menschenstimmen.
Der kurze, aber wild tobende magische Kampf war nicht unbemerkt geblieben. Einige Bewohner Barle-Ducs waren aufmerksam geworden und näherten sich neugierig der Stelle, an der Lichteffekte entstanden waren, wildes Gebrüll, Fauchen und Zischen - und wo jetzt vor dem Eingang der kleinen Kirche die Gestalt einer nackten, geflügelten Teufelin emporragte!
Einen Moment lang spielte Stygia mit dem Gedanken, gegen die Neugierigen vorzugehen, sie davonzufegen, auszulöschen. Aber dafür würde sie noch einmal eine Menge Kraft benötigen, und sie wollte sich nicht
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