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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Von einer Sekunde zur anderen öffnete der Himmel seine Schleusen. Wasser rauschte auf das trockene Land und verschwand gurgelnd in den Ritzen, die die Hitze in den Lehm gesprengt hatte.
    Die stammdicken Arme eines weiteren Blitzes gruben ihr blauweißes Licht in das kochende Firmament, an dem die Sterne und der Mond sich versteckt hatten. Für Augenblicke hob sich die hagere Gestalt des Alten gegen den Horizont, die Konturen von vibrierendem Schein umflossen. Sein Umhang klebte wie ein Leichentuch an seinem knochigen Körper, schwer von Nässe triefte der graue Bart, wirr hingen ihm die Strähnen seines langen Haares in das wie aus Stein gemeißelte Gesicht.
    Dann war die Spukgestalt wieder von der Dunkelheit verschluckt, der Donner grollte über das Land und ließ die Erde unter den Füßen erbeben. Doch die Gestalt stand noch immer auf dem Fleck.
    ***
    Genc Yedicule spürte nicht die Tropfen, die wie kleine, spitze Pfeile in seine Haut stachen, spürte nicht den brausenden Sturm, der ihm die Luft zum Atmen vom schmallippigen Mund wegriss. Seine dunklen Augen glommen fanatisch hinaus in diese tosende Nacht.
    Dann senkte der Alte den Kopf, als wolle er in sich hineinlauschen.
    Ein kurzes Nicken wie eine Bestätigung. Ja. Er war in der Nähe. Sein Widersacher, der ihm bis hierher gefolgt war. Doch Genc Yedicules geschärften Sinnen war nichts entgangen. Turhan Ciri würde zu spät kommen.
    Oder genau richtig für seinen Tod?
    Der Alte im weißen Umhang stapfte weiter. Der Boden zu seinen Füßen war aufgeweicht und rutschig wie glitschiger Lehm geworden. Schlamm lief ihm schmatzend in die offenen Ledersandalen und zwischen die Zehen. Genc Yedicule kümmerte sich nicht darum.
    Sichernd hob er den Kopf. Wenn es nicht blitzte, war es schwarz um ihn wie in einer Gruft. Aber wie von einem geheimnisvollen Magneten angezogen ging er den Pfad, den das Schicksal ihm bestimmt hatte; den Pfad, der zu Ahriman führte.
    Mitternacht war längst vorüber. Genc Yedicule musste sich beeilen, denn sein Vorhaben vertrug den Tag nicht. Wenn die Morgensonne erst einmal über den Horizont kroch, würde sie zumindest ungewisses Zwielicht in die Gewitterhölle werfen, und dann war die Zeit um. Dann endete der Weg zum Grabe Ahrimans an einem bodenlosen Abgrund, über den es keine Brücke gab. Aber die innere Uhr Genc Yedicules sagte ihm, dass er es schaffen würde. Die versteckten Sterne standen günstig in dieser Nacht. Er spürte schon den Sog, der ihn noch näher zu seinem Ziel brachte. Der Alte gab sich ihm willig hin. Schließlich stand er vor einem unförmigen Felsklumpen, der die anderen an Größe und Wuchtigkeit übertraf. Zerklüftet wie eine vom Ozean ausgespülte Sandsteinküste stand der Block im Sturm.
    Genc Yedicules Lippen murmelten Worte, die der Wind im selben Augenblick hinwegfegte, in dem sie gesagt wurden.
    Und trotzdem wurden die Beschwörungsformeln gehört. Er hörte sie ganz bestimmt…
    Der Alte hob beide Arme den siedenden Wolkenfetzen entgegen, die wie vom Teufel gejagt über den Himmel rasten.
    Kaum war die letzte Formel gesprochen, als sich auch schon ein Loch in der wirbelnden Wand bildete. Hoch oben über dem Alten.
    Ein flackerndes Licht trat aus dieser Öffnung, die sich sofort danach wieder verschloss. Es näherte sich, senkte sich allmählich herab auf den Felskoloss, vor dem Genc Yedicule stand. Über der höchsten Spitze blieb die tropfenförmige Flamme stehen, verharrte nur wenige Augenblicke.
    Dann traf sie auf den Stein. Eine Stichflamme schoss hoch, dort wo beide Elemente sich berührten. Der Lichttropfen zerstob in einer lautlosen Explosion, die nicht einmal eine Druckwelle auslöste. Der Alte stand starr. In seinen jettschwarzen Pupillen spiegelte sich das, was er sah.
    Im Stein hatte sich ein Spalt gebildet.
    Ein Mann passte gerade durch. Es leuchtete rot hinter der Spalte, als wolle die Erde hier glühende Lava gebären. Doch der Spalt strahlte keine Hitze aus.
    Nur eisige Kälte, die die nassen, knochigen Finger des Alten klamm werden ließ.
    Genc Yedicule schritt wie in Trance auf diese Höllenpforte zu, zwängte sich an den rissigen Felswänden vorbei dem schimmernden kalten Rot entgegen. Er empfand keine Angst. Eher wurde er von einer Woge des Triumphes emporgetragen. Er ging, als würde er schweben. So befreit fühlte er sich. Denn hinter dieser Pforte warteten das Glück auf ihn, die Macht und die unumschränkte Herrschaft über Leben und Tod.
    Glaubte Genc Yedicule.
    Er ahnte nicht, dass

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