In dein Laecheln verliebt
1. K APITEL
Das Mädchen wirbelte herum und drehte sich im Licht der Scheinwerfer. Ihr glänzendes schwarzes Haar schwang um ihr eindrucksvolles Gesicht.
»So ist es gut, Harriet. Mach jetzt einen kleinen Schmollmund, und denk daran, dass wir hier Lippen verkaufen.« Larry Newman beobachtete sie durch die Kamera und ließ den Verschluss eilig klicken.
»Fantastisch«, rief er und erhob sich aus der Hocke. »Das ist genug für heute.«
Harriet Baxter streckte die Arme zur Decke und entspannte sich. »Gut, einverstanden. Ich sehne mich nach meiner Wohnung und einem heißen Bad.«
»Denk an die Dollarmillionen, die dein Gesicht für Lippenstifte einbringt, Liebling.« Während Larry die Lampen ausschaltete, war er mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders.
»Soll mir das moralischen Auftrieb geben?«
»Genauso ist es«, erwiderte er zerstreut. »Morgen kommt die Shampoowerbung an die Reihe. Dein Haar muss so prachtvoll aussehen wie immer. Ach, beinahe hätte ich es vergessen. Morgen früh habe ich eine geschäftliche Verabredung. Ich werde jemanden auftreiben, der mich vertritt.«
Harriet lächelte ihn nachsichtig an. Seit drei Jahren arbeitete sie inzwischen als Fotomodell, und Larry war ihr Lieblingsfotograf. Sie ergänzten sich fabelhaft. Er fotografierte hervorragend. Überlegen beherrschte er Weitwinkel- und Nahaufnahmen, und es gelang ihm immer, die richtige Stimmung einzufangen. Allerdings fehlte ihm jeglicher organisatorischer Sinn, und er war hoffnungslos uninteressiert an allem, was nicht mit seiner kostbaren Kameraausrüstung zu tun hatte.
»Was ist das für eine Verabredung?«, fragte Harriet ruhig und geduldig. Sie wusste sehr gut, wie leicht Larry so weltliche Angelegenheiten wie Uhrzeiten und Treffpunkte verwechselte, wenn sie nicht unmittelbar im Zusammenhang mit seiner Kamera standen.
»Ach, stimmt ja, das habe ich dir wohl noch nicht gesagt. Um zehn muss ich bei Burt Bardoff antreten.«
»Bei jenem gewissen Burt Bardoff?« Harriet war überaus erstaunt. »Ich hatte keine Ahnung, dass der Eigentümer des Modemagazins sich mit gewöhnlichen Sterblichen trifft, ausgenommen Mitglieder von Königshäusern und Göttinnen.«
»Mir hat er jedenfalls eine Audienz gewährt. Seine Sekretärin hat mich angerufen und die Sache ins Rollen gebracht. Er will seine Vorstellungen über irgendeinen Entwurf mit mir besprechen.«
»Na, dann viel Vergnügen. Soweit ich weiß, ist Burt Bardoff ein ziemlich ausgekochter Bursche, zäh wie Leder. Jeder muss nach seiner Pfeife tanzen.«
»Er wäre nicht dort, wo er sich heute befindet, wenn er sich übers Ohr hauen ließe. Sein Vater hat wahrscheinlich ein Vermögen verdient, als er das Modemagazin gründete, doch Burt Bardoff hat es verdoppelt, indem er weitere Zeitschriften aus der Taufe hob. Er ist ein überaus erfolgreicher Unternehmer und ein guter Fotograf, der keine Angst davor hat, sich die Hände zu beschmutzen.«
»Du verehrst jeden, der eine Leica von einer Box unterscheiden kann«, spottete Harriet und zupfte an Larrys unordentlichem Haarschopf. »Aber dieser Männertyp zieht mich nicht im Geringsten an.« Sie zog mit gespieltem Schauder graziös die Schultern ein. »Ich glaube, ich würde mich vor ihm zu Tode fürchten.«
»Du fürchtest dich vor niemandem, Harriet.« Larry beobachtete, wie die große gertenschlanke Frau ihre Tasche nahm und sich zur Tür wandte. »Morgen früh um halb zehn wird jemand die Aufnahmen mit dir machen.«
Harriet winkte ein Taxi heran. Taxi fahren war ihr während der drei Jahre, die sie nun in New York verbrachte, zur Gewohnheit geworden. Sie dachte kaum noch an die Harriet Baxter von der Farm in Kansas zurück, denn inzwischen war sie in der blühenden Metropole New York heimisch geworden.
Mit einundzwanzig Jahren hatte sie sich von ihrem Elternhaus gelöst und war nach New York gekommen, um eine Karriere als Fotomodell zu beginnen. Der Übergang vom einfachen Landmädchen zum Großstadtmodell war schwierig und oft beängstigend gewesen, doch Harriet hatte sich von der schnelllebigen, überwältigenden Stadt nicht einschüchtern lassen und war unverdrossen mit ihrer Fotomappe von einer Agentur zur anderen gegangen.
Während des ersten Jahres bekam sie nur wenige Aufträge, und die auch nur in großen zeitlichen Abständen, aber sie gab nicht auf. Um keinen Preis wollte sie wieder zu ihrer Familie zurückkehren. Allmählich verschaffte sie sich den Ruf, sich völlig mit dem jeweiligen Produkt identifizieren zu
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