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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sagen.«
    Damit ich mich darauf einstellen konnte, wie ich mich verhalten, was ich tun, was ich denken, wie ich von diesem Moment an sein sollte.
    Da sagte sie es mir. Im Grunde war es alles so einfach: Lichter und Musik im Haus angelassen und die Zeitschaltuhr eingestellt, um Anwesenheit vorzutäuschen. Durch den Garten hinausgeschlüpft und im Schutz der Dunkelheit die Hintergasse hinunter, vorsichtig, leise, ohne Auto, weil das Auto gar nicht nötig war.
    »Aber wie bist du nach Kent gekommen?« fragte ich. »Wie hast du das gemacht?«
    Auch das war mehr als simpel: mit der Untergrundbahn bis zum Victoria-Bahnhof, wo rund um die Uhr Züge nach Gatwick abgehen. Dort haben die Mietwagenbüros ebenfalls rund um die Uhr geöffnet, und man kann ohne Schwierigkeiten einen blauen Cavalier mieten, um nach Kent hinauszufahren - es ist ja keine besonders lange Fahrt - und sich dort den Hausschlüssel zu beschaffen; problemlos, da es nach Mitternacht ist, die Lichter gelöscht sind und die einzige Bewohnerin des Hauses schläft, so daß sie den Eindringling nicht hört, der keine zwei Minuten braucht, um sich ins Haus zu schleichen und eine mit einem Bündel Streichhölzer verschnürte Zigarette in einen Sessel zu legen, eine Zigarette aus einer Packung, die irgendwo in einem beliebigen Tabakgeschäft gekauft wurde, eine ganz gewöhnliche Zigarette. Und dann durch die Küche wieder hinaus - nur kurz innegehalten, um zwei junge Kätzchen mitzunehmen, weil die Kätzchen unschuldig sind, sie haben sich dieses Heim nicht ausgesucht, sie sollen nicht mit ihr in den Flammen sterben, in der großen Feuersbrunst, der das Haus geopfert wird. Aber das hat keine Bedeutung, sie hat keine Bedeutung, nichts hat Bedeutung - außer Kenneth und dem Ziel, dem Schmerz ein Ende zu bereiten, den sie ihm zufügt.
    »Du wolltest - dann war es gar kein Unfall.« Woran, fragte ich mich, konnte ich mich jetzt noch klammern?
    Unfall? Nein. Es war kein Unfall. Beileibe nicht. Dazu war alles viel zu sorgfältig geplant gewesen: das lautlose Verschwinden in der Nacht; die Rückfahrt zum Flughafen, wo die ganze Nacht hindurch Züge nach London gehen; die Fahrt zum Victoria-Bahnhof, wo man sich ein Taxi nehmen und sich zu einem dunklen Haus in der Argyll Road bringen lassen kann, von dem es nicht mehr weit ist bis zum Phillips Walk und dem Haus an der Staffordshire Terrace, in das man in den frühen Morgenstunden unbeobachtet zurückkehrt. Ja wirklich, so einfach.
    Aber ich bin in deiner Hand, Olivia.
    Was geht es mich an, dachte ich, aber doch etwas unsicherer jetzt, weniger überzeugt. Ich kenne diesen Jungen nicht. Ich kenne seine Mutter nicht. Ich kenne seine Geschwister nicht. Ich habe seinen Vater nie kennengelernt. Wenn er dumm genug war, genau an dem Abend, an dem sein Vater starb, nach Kent hinauszufahren, ist das dann nicht sein Problem? Oder?
    Und dann kamen Sie, Inspector.
    ARM, versuchte ich mir zunächst einzureden. Sie fragten zwar nach Kenneth Fleming, aber in Wirklichkeit waren Sie gekommen, um zu schnüffeln. Nie zuvor hatte uns jemand mit der Bewegung in Verbindung gebracht, aber es bestand immer die Gefahr. Chris hatte schließlich, gegen die Regeln verstoßen, eine Beziehung zu Amanda angefangen, nicht wahr? Vielleicht war sie ein Polizeispitzel. Sie hatte Informationen gesammelt, sie an Ihre Vorgesetzten weitergegeben, und nun waren Sie gekommen, um uns auf den Zahn zu fühlen. Ihr ganzes Gerede über eine Morduntersuchung war nur ein Vorwand; Sie waren gekommen, um Beweise für unsere Verbindung zu ARM zu finden.
    Und die habe ich Ihnen gegeben. Hier. Mit diesem Dokument. Möchten Sie wissen, warum, Inspector? Sie, dem so viel daran liegt, daß ich Verrat begehe ... Möchten Sie es wissen?
    Nun, dieser Weg führt in beide Richtungen. Gehen Sie ihn. Spüren Sie, wie er sich unter Ihren Füßen anfühlt.
    Und dann entscheiden Sie. Wie ich. Entscheiden Sie.

    Wir saßen an Deck des Boots, als ich Chris endlich erzählte, was ich wußte. Ich hatte gehofft, ihn davon zu überzeugen, daß Sie in Wirklichkeit nur hergekommen waren, um uns wegen ARM auf den Zahn zu fühlen, aber Chris ist ja nicht dumm. Er hatte von dem Moment an, als er meine Mutter in Kensington gesehen hatte, gewußt, daß etwas nicht stimmte. Er war im Haus gewesen, hatte ihren Zustand gesehen, ihre Worte gehört, hatte mich über den Zeitungen brüten sehen. Er fragte, ob ich ihm nicht sagen wolle, was vorging.
    Ich lag in meinem Liegestuhl. Chris hockte mit angezogenen

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