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070 - Komplott der toten Moerder

070 - Komplott der toten Moerder

Titel: 070 - Komplott der toten Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Steinberg
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eingesperrt.
    „Sag an, was ist dein Name?“ fragte er. Aus seinem Mund kam nur ein Gurgeln, doch der andere verstand die Worte.
    „Wer bist du?“ fragte der andere.
    Raoul versuchte sich zu schütteln. Aber die Bewegung gelang nur halb, und in seiner Erinnerung wurde es nicht klarer. Wer war er?
    Raoul sagte: „Ich bin … Raoul … Marfadra?“
    „Hassan Marfadra ist mein Name!“
    „Ich – bin der Sieur Raoul de … ich weiß nicht.“
    Dieser seltsame und unerwartete Zustand, wieder in einem lebenden Körper zu sein, bereitete dem uralten Etwas Schmerzen. Eben noch war es so warm in Tod und Vergessen eingehüllt gewesen. Jetzt setzte ihm Eiseskälte zu.
    „Geh weg! Verlasse meinen Körper. Ich will dich nicht haben.“
    „Ich will ja gehen“, wisperte das uralte Etwas. „Ich will ja zurückkehren in die feuchte Erde, dort ist es schöner als hier. Aber wo ist der Weg zurück?“
    „Du willst wirklich aus meinem Körper weggehen?“
    „Ja! Hilf mir!“
    „Wie soll ich das anstellen?“
    Aus Marfadras Mund kam ein Schmerzenslaut. Sein Körper krümmte sich zusammen. Beide fühlten, wie sie ihre eigenen Persönlichkeiten verloren: Die Persönlichkeiten Hassan Marfadra und Sieur Raoul, genannt Blaubart, verschmolzen zu einer neuen Existenz.
    Im beginnenden Abenddunkel hüpfte ein Kind vorbei. Eine ältere Frau mit Einkaufstasche ging vorüber. Ein Streifenwagen der Polizei fuhr langsam die stille Straße neben dem Park entlang. Irgendwoher kam das gedämpfte Dröhnen eines Fernsehapparates. Das Wesen, das einmal Marfadra gewesen war, stand mit einer seltsamen, altmodischen Grazie vom feuchten Parkboden auf.
     

     
    Sein Gesicht glich nur noch entfernt dem des Marokkaners. Es war ein attraktives Gesicht voll böser Geheimnisse.
    Er hielt sich eine Hand dicht vor die Augen, bewegte sie davor hin und her und lächelte. Er hob seinen Blick zu dem nebelverhangenen Mond, der wie ein riesiger roter Lampion zwischen den schwarzen Schatten der Äste hing.
    Aus Raoul Marfadras Kehle drang Lachen. Wie von einer unhörbaren Stimme gerufen, ging er mit langsamen Schritten weiter in das Dunkel des Parks hinein. Er kam über sanft gewellte Rasenflächen und durch Buschgruppen. Ein Liebespaar, das sich auf dem feuchtkalten Boden aneinander schmiegte, sah ihn vorbeigehen. Beide blickten ihm fasziniert nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Es lag große Schönheit in seinen langsamen Bewegungen – aber die Unaufhaltsamkeit dieser Motorik hatte etwas Furchterregendes an sich.
    Milder Kerzenschein fiel aus den Fenstern eines Schlosses. Die zweiflügelige Tür zur Eingangshalle war offen. Darin konnte er viele Leute in kleinen Gruppen beisammen stehen sehen, die angeregt plauderten und lachten. Fast alle hielten Gläser in den Händen. Einige standen in zärtlicher Umarmung da. Dieser Anblick erfüllte den Geheimnisvollen mit neuem Schmerz.
    Er hielt etwa zwanzig Schritte vor der offenstehenden Tür an. Seine Augen schlossen sich. Die Anstrengung einer ungeheuren Konzentration drückte sich in seinem Gesicht aus. Er begann stoßweise und mühsam zu atmen.
    Vielleicht zwei oder drei Minuten hatte er dort verweilt, als das Reden und Lachen im Haus jäh von einer schrillen Stimme übertönt wurde. Eine andere fiel ein. Sie wollten sich gegenseitig übertrumpfen, was ihre Lautstärke anging. Andere mischten sich darunter. Innerhalb weniger Minuten herrschte wildes Stimmengewirr.
    Aus der offenen Flügeltür kam eine Frau, die von einem Mann am Arm zurückgehalten wurde. Sie riß sich los, stolperte einige Schritte rückwärts in das Dunkel, blieb stehen. Rasende Beschimpfungen, die von aufgeregten Armbewegungen begleitet wurden, ließen den Mann, der unter der Tür stand, zur Statue erstarren.
    Der Beschimpfte machte eine halbe Bewegung auf sie zu, als wollte er sie wieder ins Haus ziehen. Da drehte sie sich um und lief ins Dunkel, das unter den Bäumen herrschte.
    In diesem Augenblick öffneten sich Raoul Marfadras Augen weit.
    Die Frau sah die bewegungslose Gestalt nicht, an der sie dicht vorbei rannte. Sie nahm nicht wahr, wie die Gestalt sich geschmeidig umdrehte und hinter ihr her schritt. Auf einem mondbeschienenen Rasenfleck blieb sie endlich stehen, sah sich verwirrt um und kreuzte beide Arme vor der Brust, als wollte sie sich selbst umarmen.
    Sie fröstelte.
    Raoul Marfadra spürte, wie ein Lächeln seine Lippen verzog. Er schmeckte die Grausamkeit dieses Lächelns. Mit Schritten, die nicht zu hören waren, ging er

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