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070 - Komplott der toten Moerder

070 - Komplott der toten Moerder

Titel: 070 - Komplott der toten Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Steinberg
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Spiritismus berichten wir im nächsten Heft.
     
    Ihre Vampir-Redaktion

 
     
          Komplott der toten Mörder
    Vampir Horror Roman Nr. 70
    von Fritz Steinberg

Diese eigenartige und grauenhafte Geschichte wurde anfangs von den Behörden sorgfältig geheimgehalten. Als dann einige Tatsachen durchsickerten, brachten die Zeitungen lediglich kurze Notizen, die in der Fülle täglicher Mordnachrichten untergingen.
    Es begann damit, daß Hassan Marfadra jene furchtbare Musik hörte.
    Nur er – sonst niemand auf den Champs Elysees.
    Ja, dort fing es an: mitten im dichtesten Großstadttreiben von Paris. Die blitzenden Autoschlangen auf dem breiten Boulevard, die vorüber hastenden Menschen, der Zauber dieser Abendstunde, in der das schimmernde Blau des Himmels nur noch ebenso hell ist wie die zahllosen Lichtreklamen; all dies schuf eine Aura der Faszination. Der Afrikaner, der dort drüben vor dem Boulevard-Café sich die Hände gegen den Kopf preßte, fiel da kaum auf.
    Hassan Marfadra, ein nicht allzu großer, dunkler Mann aus Nordafrika, schwankte im Stehen vor und zurück. Noch hätten ihn die vielen Reiseeindrücke besänftigen müssen: die Eselskarawane aus seinen kabylischen Heimatbergen auf dem Weg in die kleine marokkanische Wüstenstadt Hufla – von dort die Busfahrt zur Hafenstadt Tanger – ab da der Flug in einer klapprigen alten Chartermaschine über Marseille nach Paris, wo er Arbeit zu finden hoffte.
    Noch lag seine Landung in Orly keine zwei Stunden zurück – aber er hatte das alles vergessen. Denn unbeachtet von der Menge, die Hassan Marfadras Schwanken für gewöhnliches Betrunkensein hielt, kroch etwas Fremdes in sein Gehirn.
    Er hörte langsamen, dumpfen Trommelschlag. Das Dröhnen riesenhafter Baß-Gongs ließ ihn zittern. Es war ihm, als stünde er am oberen Ende einer Treppe, in deren Tiefe er schleppend, aber unaufhaltsam etwas heraufsteigen hörte.
    Er konnte diese Musik nicht loswerden. Immer lauter wurde die Melodie. Er stöhnte mit geschlossenen Augen vor sich hin und schwankte. In die unheimliche innere Ankündigung mischte sich ein Sirren. Und die Schritte aus der Tiefe kamen immer näher. Das Alleinsein damit war so schrecklich, daß er die Augen in panischer Angst wieder aufriß.
    Vor seinem Blick stand alles doppelt. Er kniff ein Auge zu und hoffte, allein durch das andere besser zu sehen. Doch das Doppeltsehen blieb auch mit einem Auge. Und in diesen letzten Momenten, in denen es Hassan Marfadra als selbständiges menschliches Wesen noch gab, erkannte er die Ursache seiner verzweifelten Lage. Es war dieses Licht, das von den Hauswänden der fremden Stadt strahlte. Er faßte einen vorübergehenden Mann beim Ärmel. „Monsieur“, fragte er mit hartem Akzent. „was bedeuten die Lampen dort?“
    Der Mann warf ihm einen Blick zu, als hätte er gefragt, ob Paris eine Stadt sei. „Neonreklamen“, antwortete er kurz und ging weiter.
    Neonreklamen? Hassan Marfadra kam aus einem abgelegenen, zerklüfteten Bergland, in dem es nichts Derartiges gab. Er sah die Neonleuchten anders als die Menschen, die hastig an ihm vorüber eilten. Für ihn strahlten sie außer dem bunten Licht ein grelles, weißliches Feuer aus, das kreuz und quer über die Straße zuckte. Dieses widerliche Feuer hatte den Gesang und die Schritte und das Doppeltsehen hervorgebracht. Er spürte es mit solcher Deutlichkeit, daß er zu spät – den Entschluß faßte, aus dem Bereich des Lichtes zu fliehen.
    Vielleicht war es besser, wenn er die Augen zu Boden gerichtet hielt, wenn er die „Neonreklamen“ nicht ansah … Marfadra nahm seinen abgeschabten Koffer vom Pflaster auf. Mit gesenktem Kopf setzte er seinen Weg fort.
    Vom Himmel kam ein gewaltiges Lachen.
    „A-a-aah?“ stöhnte Marfadra, ohne zu bemerken, daß er den Koffergriff losließ. Das Lachen war nicht einmal besonders heftig. Und doch rollte es wie Donner über Paris. Aber wie konnte es wie Donner rollen, wenn es nur in seinem Kopf vorhanden war?
    An diesem Punkt der Entwicklung ist die Frage berechtigt und sogar notwendig, ob Marfadra verrückt war. Die Antwort war eindeutig: Nein. Stand er dann vielleicht unter dem Einfluß von Drogen? Nein. War er besonders abergläubisch? Wieder nein – er glaubte nicht einmal an alles, was im Koran stand.
    Aber diese fremde Donnerstimme im eigenen Kopf. Nur ein winziger Rest von Stolz hielt ihn davon ab, in panischer Furcht schreiend durch die unbekannten Straßen zu rennen.
    „Ruhe!“ flüsterte die

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