070 - Neues vom Hexer
leben.«
Lopez schüttelte verwirrt den Kopf.
»Ich weiß gar nicht, was das alles bedeuten soll…«
»Machen Sie auch nicht den Versuch, es zu erfahren. Sie haben weiter nichts zu tun, als zu warten, bis Sie Ihr Vermögen erhalten. Ich habe Mr. Goldford schon nicht leiden können, bevor ich ihn sah, und als ich ihn jetzt persönlich kennenlernte, war er mir noch unsympathischer. Ich habe einige Erkundigungen über ihn eingezogen. Gewisse Kaufleute sind sehr mitteilsam. Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß diese Menschen sich an Ihren Vater gehängt haben zu einer Zeit, als er ihrem Einfluß nicht widerstehen konnte. Ein glücklicher Umstand war es, daß kein Schreibpapier in der Bibliothek vorhanden war. Hätten ein paar Bogen auf dem Schreibtisch gelegen, so hätte ich meinen Besuch wiederholen müssen.«
»Ich verstehe wirklich die Zusammenhänge nicht, aber ich will keine Fragen mehr stellen. Sie haben mir so sehr geholfen, und ich weiß nicht, ob ich jemals in die Lage komme, Ihnen zu danken .«
»Sicher kommen Sie in die Lage, mir auch einen Dienst zu erweisen. Vor allem mache ich es Ihnen zur Pflicht, nichts über mich zu erzählen. Hier haben Sie meine Pariser Adresse. Die müssen Sie gut aufbewahren. Sobald Sie Ihr Vermögen haben, schicken Sie mir sechstausend Pfund dorthin. Diese Summe betrachte ich als eine wohlverdiente Provision.«
Lopez Burt lächelte.
»Da werden Sie aber noch sehr lange warten müssen, fürchte ich!«
»Ich glaube kaum«, entgegnete der Hexer geheimnisvoll.
Am nächsten Morgen erhielt Mr. Samuel Stenning, der Seniorpartner der gleichnamigen Rechtsanwaltsfirma, einen Brief, der an ihn persönlich gerichtet war. Schrift und Ausdruck waren schlecht, und einzelne Stellen hatte der Schreiber dick unterstrichen.
Ich könnte Ihnen Dinge erzählen, die im Hause Mr. Burts vor sich gehen, daß Ihnen die Haare zu Berge stehen. Ich weiß genau, was passierte, bevor er starb. Er schickte damals nach Mr. Brown und hatte eine lange Unterredung mit ihm… und er war durchaus nicht übergeschnappt, wie die Leute sagen.
Er kam zur Bibliothek herunter, und ich sah, daß er etwas in die schwarze Bibel im dritten Regal legte. Ich wollte oft nachsehen, was es war, aber ich hatte nie Gelegenheit dazu. Ich wette aber, es war irgendein Schreiben, das mit den Goldfords zu tun hatte. Das sind ganz gemeine Leute, die nicht in einem solchen Haus wohnen sollten.
Der Brief trug die Unterschrift >Ein Freunde.
Mr. Stenning war daran gewöhnt, anonyme Schreiben zu erhalten, und er warf sie meistens in den Papierkorb. Aber auch er konnte die Goldfords nicht leiden und hatte sich gefreut, als der neue Erbe aus Südamerika auf der Bildfläche erschienen war.
Unglücklicherweise befand er sich gerade auf einem Krankheitsurlaub in Südfrankreich, als das Testament aufgesetzt wurde, und kannte daher die näheren Umstände nicht. Aber er war davon überzeugt, daß der alte Burt nicht in der Verfassung gewesen war, über sein Vermögen zu verfügen. Hätte er nur den geringsten Anhaltspunkt für eine Anfechtung des Testaments in der Hand gehabt, so hätte er Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um den unglücklichen Sohn Burts zu finden.
Es war nun ein merkwürdiger Zufall, daß er am selben Morgen einen Brief von Lopez Burt aus dem Ritz-Carlton erhielt.
»Wirklich sonderbar!« murmelte Mr. Stenning.
Den ganzen Tag dachte er über die Sache nach, und am folgenden Morgen ging er nicht ins Büro, sondern fuhr nach Bourne End. Mr. Goldford war über den Besuch nicht so überrascht, wie der Rechtsanwalt geglaubt hatte.
»Guten Morgen, Mr. Stenning. Haben Sie etwas von Lopez gesehen?«
»Er ist in London«, entgegnete Stenning, nun selbst verwundert. »Wußten Sie es denn schon?«
Ferdinand grinste.
»Von ihm selbst habe ich noch nichts gehört. Aber gestern war ein Herr hier, der ihn sprechen wollte. Er hat einen Brief für ihn zurückgelassen. Vielleicht geben Sie ihm das Schreiben, wenn Sie ihn treffen. Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Das will ich nicht gerade behaupten. Aber ich habe eine Mitteilung bekommen, auf Grund deren ich handeln muß«, erklärte der Rechtsanwalt. »Haben Sie irgendwelche Dokumente Ihres Onkels gefunden?«
»Dokumente?« fragte Ferdie bestürzt. »Welche Dokumente sollten denn das sein?«
»Ist das Haus vollkommen durchsucht worden?«
»Wir haben den Schreibtisch und einige Truhen geöffnet, und fast alle Briefe, die wir gefunden haben, sind in Ihr Büro geschickt
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