071 - Gefangen in den Bleikammern
betrat Sullivan die Diele.
„Nehmen Sie sich die Zimmer im ersten Stock vor, Trevor!" sagte Dorian. „Ich durchsuche die Zimmer im Erdgeschoß."
Trevor stieg die Stufen hoch, während Dorian sich an die Durchsuchung der Zimmer unten machte. Er fand nichts; nicht einmal ein Stück Papier. Die Schränke und Kästen waren bis auf einige alte Kleidungsstücke leer. Die Küche war modern eingerichtet, der Kühlschrank gut gefüllt. Schließlich blieb nur noch der Keller. Das Schloß war schwierig zu öffnen.
Dorian wandte den Kopf, als er Schritte hörte. Es war Trevor, der die Treppe herunterstieg; nach seinem mißmutigen Gesicht zu schließen, hatte auch er keinen Erfolg gehabt.
„Ich fand nichts", sagte Trevor. „Alle Fenster sind geschlossen. Nur in einem Zimmer ist ein Loch in einer Scheibe. Da stieg Don ein. Die Räume sehen alle unbewohnt aus."
„Ich fand ebenfalls nichts", meinte Dorian. „Wir können nur hoffen, daß wir im Keller mehr Glück haben."
„Was ist mit Don?"
„Da bin ich überfragt", brummte Dorian. Endlich war es ihm gelungen, die Tür zu öffnen. „Ich fürchte, daß er entdeckt worden ist. Entweder wurde er aus dem Haus gebracht, oder er sitzt im Keller gefangen."
Der Dämonenkiller stieß die Tür auf. Eine schmale Holztreppe führte in die Tiefe.
„Sie warten, Trevor!" sagte Dorian und stieg die Treppe hinunter. Sie endete in einem kleinen quadratischen Raum, dessen Wände mit rotem Samt ausgeschlagen waren. Der Treppe gegenüber lag eine knallrot gestrichene Tür. Dorian zögerte einen Augenblick, dann drückte er die Klinke nieder und gab der Tür einen Stoß. Er preßte sich eng gegen die Wand, wartete einige Sekunden, dann leuchtete er in den Raum hinein.
Kein Mensch war zu sehen. Der Raum war groß. Die Wände waren schwarz und schmucklos, der Boden war mit einem dicken, roten Spannteppich bedeckt. An der Stirnseite stand ein altarähnlicher Tisch mit einer Schlangenstatue.
Der Dämonenkiller durchsuchte den Keller, doch von Don Chapman fand er keine Spur. Mißmutig kehrte er zu Trevor zurück.
„Don ist verschwunden", sagte er. „Wir durchsuchen den Garten. Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren."
Doch Dorians Hoffnung erfüllte sich nicht. Der Boden um das Haus herum war feucht. Außer ihren eigenen Fußspuren entdeckten sie keine.
„Don hat sich in Luft aufgelöst", stellte Trevor fest.
„Unsinn!" sagte Dorian. „Ich fürchte, daß er in eine magische Falle geraten ist. Hier kommen wir nicht weiter. Wir verwischen jetzt unsere Spuren."
Fünfzehn Minuten später waren sie unterwegs zur Jugendstilvilla in der Baring Road.
„Von wem bekamen Sie den Hinweis auf diesen Dämonenkult, Trevor?"
„Von einem Freak", sagte Trevor. „Er nennt sich Sam Lanta. Ich habe einige recht brauchbare Informationen von ihm erhalten."
„Und woher wußte Sam von diesem Kult?"
„Er ist immer sehr geheimnisvoll. Er verrät nicht, woher er seine Informationen bekommt."
„Diesmal wird er eine Ausnahme machen müssen", sagte Dorian. „Sobald wir zu Hause sind, versuchen Sie Sam Lanta zu erreichen!"
„Ich kann ihn erst morgen erreichen", meinte Trevor. „Sam Lanta ist nach Liverpool gefahren." „Wissen Sie, wem das Haus gehört?"
Trevor schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hatte keine Zeit dazu. Ich bekam die Information erst vor wenigen Stunden von Sam."
„Erzählen Sie mir bitte alles ganz genau, was Ihnen Sam Lanta gesagt hat!"
„Er rief mich kurz nach achtzehn Uhr an. Ich habe eine Information für Sie, die Sie interessieren wird', sagte er. ,Nehmen Sie sich das Haus Nummer 55 in der Vincent Road vor! Dort hat sich eine Teufelssekte eingenistet. Sie verehren einen Dämon, der vor kurzer Zeit erst geboren worden sein soll. Angeblich soll er sehr mächtig sein.' Auf meine Fragen gab mir Sam keine Antwort. Aber das wunderte mich nicht. Bis jetzt waren seine Hinweise immer in Ordnung. Den Rest wissen Sie, Dorian."
Der Dämonenkiller nickte. Er war mitgefahren, da es ihm in der Jugendstilvilla zu ungemütlich war. Coco behandelte ihn ziemlich abweisend. Dorian war für die Abwechslung sehr dankbar gewesen.
In den vergangenen Wochen hatten sie mehr als fünfzig solcher Teufelssekten aufgestöbert, die meisten waren harmlos gewesen, falls man dies im Zusammenhang mit Teufelskulten überhaupt sagen konnte. Diesmal lag der Fall aber anders: Don Chapman war spurlos verschwunden. Das Haus war leer gewesen. Sie hatten keinerlei Spuren gefunden, daß es jemand innerhalb der
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