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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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volle Glas und nahm einen kräftigen Schluck; er lachte leise vor sich hin, als ob ihm ein Scherz einfiele. Aber gleich darauf wurde er wieder ernst und sah stirnrunzelnd vor sich hin.
    „Diese Mary Redmayne ist doch wirklich ein famoses, hübsches Mädel. Meinen Sie nicht auch?"
    „Sie ist erst vor vier Wochen aus dem College zurückgekommen, und sie ist die netteste junge Dame, die ich jemals gesehen habe."
    „Ach, junge Mädchen sind alle nett und liebenswürdig", entgegnete Fane unbestimmt. Am nächsten Tag reiste er mit seiner Angelrute wieder ab. Er hatte weder geangelt noch hatte er die Golfschläger benutzt, die er zu seinem Landaufenthalt mitgebracht hatte.
    Das Leben im Herrenhaus verlief ruhig und ungestört, so daß Mary Redmayne allmählich den Platz liebgewann. Sie mochte Mr. Goodman gut leiden. Er war ein älterer Herr mit grauen Haaren, der langsam und bedächtig sprach und schon lange in Monkshall wohnte. Er war der erste zahlende Gast gewesen, den ihr Vater ins Haus genommen hatte. Und sie schätzte den schönen, alten Park mit den schattigen Wegen und das altertümliche, romantische Haus. Selbst die Schweigsamkeit ihres Vaters bedrückte sie kaum. Er war älter geworden, und sein Gesicht sah jetzt noch um einen Schatten bleicher aus als gewöhnlich. Sie war es gewöhnt, daß er wenig lächelte, und er litt von jeher an Nervosität. Mitten in der Nacht hatte sie schon beobachtet, daß er im Haus umherging, und einmal überraschte sie ihn in seinem Arbeitszimmer in einem merkwürdigen Zustand. Er sprach heiser und langsam, aber Mary hatte die Erklärung bald gefunden. Eine leere Whiskyflasche stand in der Ecke. Er hatte also wieder seiner alten Schwäche nachgegeben und getrunken.
    Mit der Zeit fiel jedoch auch ihr das alte, einsame Haus auf die Nerven. Manchmal erwachte sie mitten in der Nacht plötzlich und richtete sich im Bett auf. Dann versuchte sie sich darüber klarzuwerden, wodurch sie so unvermittelt aus dem Schlaf aufgeschreckt war. Einmal hatte sie Geräusche gehört, und der kalte Angstschweiß trat auf ihre Stirn. Und nicht nur einmal hatte sie geglaubt, von weither dumpfe Orgeltöne zu vernehmen.
    Am nächsten Morgen fragte sie Cotton, den Butler, aber der hatte nichts gehört. Die anderen Dienstboten waren empfindlicher, und das weibliche Personal wechselte alle paar Wochen oder Monate. Mary fragte die Mädchen aus, aber ihr Vater kam dahinter und verbot es ihr. Das merkwürdigste war, daß er diese Zustände als selbstverständlich hinnahm und nichts zu den häufigen Kündigungen der Dienstboten sagte.
    „In diesem Haus komme ich überhaupt nicht zur Ruhe, ich habe furchtbare Angst", klagte ein weinendes Dienstmädchen. „Haben Sie auch die Schreie während der Nacht gehört? Ich schlafe im östlichen Flügel - es ist furchtbar. In dem alten Schloß spukt es."
    „Aber Anna, das ist doch alles Unsinn", schalt Mary und gab sich Mühe, ruhig zu erscheinen. „Wie können Sie solche Dinge überhaupt glauben!"
    „Aber es stimmt, Miss Mary", erwiderte das Mädchen hartnäckig. „Ich habe gesehen, wie der Geist im Mondschein auf dem Rasen wandelte!"
    Zuerst wollte Mary das nicht glauben, aber später sah sie selbst merkwürdige Dinge. Einer der Gäste, der erst kürzlich zugezogen war, blieb nur zwei Nächte und verließ dann das Herrenhaus, da er mit seinen Nerven vollkommen fertig war.
    „Ach, das ist alles nur Einbildung", sagte der Colonel, als sich Mary an ihn wandte. „Mein liebes Kind, du fängst auch an, dich zu fürchten wie die Dienstmädchen."
    Später entschuldigte er sich wegen dieser Äußerung, aber Mary hörte weiter Geräusche in dem Schloß. Sie begann auch darauf zu achten, und schließlich sah auch sie seltsame Dinge, so daß sie an ihrem klaren Verstand zweifelte.
    Als sie eines Tages allein durchs Dorf ging, bemerkte sie einen Mann in einem Golfanzug. Der Herr war sehr groß und trug eine Hornbrille. Als sie an ihm vorüberkam, grüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln. An diesem Tag sah sie Ferdie Fane zum erstenmal mit Bewußtsein.

4
    Chefinspektor Hallick fuhr nach dem Gefängnis von Princetown, um einen letzten Versuch zu machen. Er wußte allerdings schon von Anfang an, daß er keinen Erfolg haben würde. Der Direktor der Anstalt traf ihn am Eingang.
    „Ich glaube ja nicht, daß Sie mit diesen Kerlen weiterkommen. Die haben ihre Strafe bald abgesessen und wollen natürlich nichts mehr verraten."
    „Das kann man niemals voraussagen", entgegnete

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