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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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PROLOG
    Die CH-47D Chinook schraubte sich mit knatternden Rotoren in den blutroten Abendhimmel hinauf. Sie erzitterte in gefährlichen Scherwinden, lag schräg in der dünnen Luft. Wolkenfetzen, von der untergehenden Sonne von hinten angestrahlt, schienen wie Rauch von einem brennenden Hubschrauber wegzuströmen.
    Martin Lindros starrte gespannt aus dem Militärhubschrauber, der ihn zu den höchsten Erhebungen der Simien-Gebirgskette hinauftrug. Obwohl er nicht mehr im Einsatz gewesen war, seit der Alte ihn vor vier Jahren zum Deputy Director, zum stellvertretenden Direktor des Geheimdienstes Central Intelligence, ernannt hatte, achtete er ständig darauf, in Form zu bleiben. Drei Mal in der Woche trainierte er morgens auf dem Hindernisparcours für CI-Agenten außerhalb von Quantico. Jeden Donnerstagabend um 22 Uhr verscheuchte er die langweilige Routine, elektronische Agentenmeldungen durchsehen und Einsatzbefehle unterschreiben zu müssen, indem er eineinhalb Stunden auf dem Schießstand verbrachte und sich wieder mit allen möglichen Waffen – alten, modernen und futuristischen – vertraut machte. Selbst für Action zu sorgen trug mit dazu bei, seine Frustration darüber zu mildern, dass er keine wichtigere Rolle spielte. Das alles änderte sich jedoch schlagartig, als der Alte seinen Plan für das Unternehmen Taifun genehmigte.
    Ein klagendes Heulen und Pfeifen erfüllte das Innere der
für CI-Einsätze umgebauten Chinook. Anders, der Kommandeur von Scorpion One, einer Gruppe von fünf Elite-Agenten, stieß ihn an, und er wandte sich ihm zu. Aufreißende Wolken gaben den Blick auf die windumtoste Nordflanke des Ras Dejen frei. Dieser Viereinhalbtausender, der höchste Gipfel der Simien-Kette, hatte etwas ausgesprochen Bedrohliches an sich. Aber das mochte daran liegen, dass Lindros sich an die Sagen der Einheimischen erinnerte: Erzählungen von Geistern, uralt und böse, die angeblich in seinen oberen Regionen hausten.
    Das Heulen des Windes wurde zu einem Kreischen, als versuche der Berg, sich von seinen Wurzeln loszureißen.
    Es war Zeit.
    Lindros nickte, stand auf und ging nach vorn, wo der Pilot sicher auf seinem Sitz angeschnallt saß. Der stellvertretende Direktor war Ende dreißig, ein großer, aschblonder Absolvent der Brown University, den die CI schon angeworben hatte, als er noch an der Georgetown University in Politikwissenschaft promovierte. Er war blitzgescheit und ein so diensteifriger General, wie der Alte – der Director of Intelligence (DCI) – sich immer wünschte.
    Jetzt beugte Lindros sich tief hinunter, damit der Pilot ihn trotz des Triebwerklärms verstehen konnte, und nannte ihm die Zielkoordinaten, die er aus Sicherheitsgründen bis zu diesem Augenblick geheim gehalten hatte.
    Er war jetzt seit etwas über drei Wochen im Einsatz. In dieser Zeit hatte er zwei Männer verloren. Ein schrecklich hoher Preis, fand er. Annehmbare Verluste, würde der Alte sagen, und er selbst musste sich wieder daran gewöhnen, so zu denken, wenn er bei Außeneinsätzen erfolgreich sein wollte. Aber welchen Preis hatte ein Menschenleben? Das war eine Frage, über die Jason Bourne und er schon oft diskutiert hatten, ohne jemals eine akzeptable Antwort zu finden. Nach
Lindros’ innerster Überzeugung gab es Fragen, für die keine akzeptablen Antworten existierten.
    Waren jedoch Agenten im Einsatz, sah die Sache völlig anders aus. »Annehmbare Verluste« mussten hingenommen werden. Daran führte kein Weg vorbei. Deshalb war der Tod dieser beiden Männer annehmbar, weil sie im Rahmen seines Auftrags den Nachweis geführt hatten, dass die Meldung zutraf, irgendwo am Horn von Afrika sei einer Terrororganisation eine Kiste mit Löschfunkenstrecken in die Hände gefallen. LFS waren kleine, für höchste Stromstärken ausgelegte Schalter, mit denen Hochspannungen ein- und ausgeschaltet wurden: als Hightech-Überspannschutz für elektronische Bauteile wie Mikrowellenröhren und medizinische Diagnosegeräte. Sie dienten auch dazu, Atomsprengkörper zu zünden.
    Von Kapstadt aus war Lindros einer Fährte gefolgt, die sich von Botsuana aus nach Sambia, durch Uganda und zuletzt nach Ambikwa geschlängelt hatte: einem kleinen Bauerndorf  – nicht mehr als eine Handvoll Häuser, eine Kirche und eine Kneipe – zwischen Almwiesen am Fuß des Ras Dejen. Dort hatte er

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