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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Student auf die Schlange zu. Ihr Kopf schwebte über ihm, die gespaltene Zunge züngelte, und die starren Augen fixierten ihn.
    Ich nahm meine ganze Willenskraft zusammen, kämpfte gegen die Lähmung an, schloß die Augen und sammelte alle Energien, über die ich verfügte. Ich mußte Ophit Widerstand leisten, mußte das tun, was ich mir vorgenommen hatte.
    Die Willensanstrengung trieb mir den Schweiß aus den Poren, aber dann spürte ich, wie Ophits lähmender, hypnotischer Einfluß nachließ. Ich zog den Beutel aus der Tasche der Jacke, außerdem das Gasfeuerzeug und die gnostische Gemme mit dem Ouroboros. Dann öffnete ich den Beutel. Schlangenschuppen waren darin.
    Die ganze Zeit schon war ich Xenia gegenüber mißtrauisch gewesen.
    Ophit war nicht umsonst eine Schlange, und die Schlange war die Verkörperung der Falschheit. Ich hatte auch jenes Mädchen nicht vergessen, daß damals 1557 Michele da Mosto in die Falle gelockt hatte.
    Als ich Xenia in der Felshöhle Malcolm Strattens hypnotisierte, hatte ich mir Gewißheit verschafft. Die magische Kraft der gnostischen Gemme und meine Hypnosefähigkeiten hatten ausgereicht, um den Dämon in seiner menschlichen Gestalt in Trance zu versetzen. Oder war Ophit absichtlich in Trance verfallen, damit ich keinen Verdacht schöpfte? Jedenfalls hatte ich ihr Haare und Fingernägel abgeschnitten. Als ich später am Lagerfeuer in den Beutel sah, lagen Schlangenschuppen darin. Die Schlangenschuppen waren Teile vom Körper des Dämons, und das war für eine bestimmte klassische Art der Magie sehr wichtig. Ich hatte mir ein großes Wissen über Magie angeeignet, denn oft genug mußte ich die Geschöpfe der Finsternis mit ihren eigenen Waffen schlagen.
    „Ophit!" rief ich, als der Dämon schon den Schlangenrachen aufriß, um Peter Plank zu verschlingen. „Sieh hierher und erkenne deine Bestimmung! Dein Ende ist gekommen, Schlangendämon!"
    Ich legte ein paar Schuppen auf die gnostische Gemme. Dann drehte ich die Flamme des Gasfeuerzeugs hoch und richtete sie darauf.
    „Ouroboros!" schrie ich aus Leibeskräften. „Schlange, die sich selber in den Schwanz beißt und verschlingt, Anfang und Ende, Ende und Anfang, Herrscherin der Ophiten und Herrscherin Ophits, dunkle Seite der Natur, der großen Urschlange, sei du Ouroboros!"
    Die Schuppen verbrannten, und ein Klagelaut gellte durch die Höhle. Ophit glitt blitzschnell auf mich zu, riß den Schlangenrachen auf und wollte zuschnappen. Da warf ich ihr die Schuppen, die ich noch hatte, und die gnostische Gemme in das Giftmaul.
    „Ophit, verschlinge Ouroboros und sei Ouroboros! Ophit, verschlinge dich selbst!"
    Die Riesenschlange hielt inne. Sie hatte die gnostische Gemme verschlungen und Teile von sich. Sie wand sich zuckend. Jetzt kam es darauf an, ob die Magie, die ich anwandte, stark genug war.
    Ophit krümmte sich. Die Riesenschlange schnappte nach ihrem eigenen Schwanz und schlang ihn hinunter. Sie begann, sich selber aufzufressen, im vergeblichen Bemühen, Ouroboros zu verkörpern. Denn Ophit war das Böse, die böse und dunkle Seite der Natur, der Urschlange Ouroboros. Ouroboros aber stellte alles dar - Gutes wie Böses, Licht wie Dunkel. Es war ein Kampf der Urgewalten, und eherne Gesetze, so alt wie der Kosmos, zwangen Ophit zur Selbstvernichtung.
    Während der Dämon sich selbst das Ende bereitete, flüchtete ich mit Thomas Becker und Peter Plank. Ophits Anhänger wälzten sich in konvulsivischen Zuckungen auf dem Boden, Schaum vor dem Mund wie Epileptiker. Die Schlangen aber, Ophits Kinder, verschlangen sich selber vom Schwanz her, nach dem Beispiel ihrer Königin.
    Der Dämon starb, und niemand hielt uns auf. Ehe wir die Tropfsteinhöhle verließen, warf ich noch einen Blick zurück auf die Riesenschlange mit der Regenbogenhaut. Ein Drittel ihres Körpers hatte sie schon verschlungen.
    Ich folgte mit Thomas Becker und Peter Plank den Zeichen, die der Hippie Didier mit Kreide an die Felswände gemalt hatte. Nach einiger Zeit kamen wir zu der Felsspalte, durch die der Professor und ich eingedrungen waren. Durch die Spalte und die Höhle gelangten wir ins Freie und kletterten hinab auf den Boden. Im Osten rötete sich schon der Himmel. Die lange Nacht war vorbei.
    „Wie bist du in die Gefangenschaft der Ophiten geraten, Peter?" fragte ich den Studenten jetzt erst. „Wir verfolgten die Schlangenhaut", sagte er. „Plötzlich griffen die Ophiten an, die sich hinter Felsen und Büschen verborgen hatten. Bully Behan und

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