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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hohepriester der Ophit kleine Schlangen und eine große, grüne machen wollte. In meinem Leben als Michele da Mosto hatte ich den gräßlichen Inhalt eines solchen Kelches schon einmal gesehen.
    Der Hohepriester murmelte Beschwörungen und rührte in dem scheußlichen Kelchinhalt. Er rückte ein Eisengestell über den Scheiterhaufen und schwang ein Holz durch die Luft. Es brannte. Das Holz warf er in den Scheiterhaufen. Es entstand eine grünliche Stichflamme, dann brannte der kleine Scheiterhaufen mit grünlichen Flammen. Es war ein seltsames Feuer, das wabernde Schatten erzeugte.
    Ein Kreischen kam aus dem Hintergrund der Tropfsteinhöhle. Fledermäuse flatterten von irgendwo herbei.
    Der Ophitpriester hängte den Kelch in das Gestell über die Flammen. Der Inhalt wurde erhitzt, und bald schon stiegen Dämpfe in allen Farben des Regenbogens auf.
    Die Flöten im Hintergrund erklangen jetzt wieder, und die vier Schlangenmädchen tanzten wilder und ekstatischer. Die Ophiten rundum schmusten mit ihren Reptilien und liebkosten sie mit entrücktem Blick.
    Ich zwang mich dazu, meine Anakonda an die Wange zu pressen. Thomas Becker streichelte seine Ringelnatter.
    Als der Inhalt des Kelches heiß genug geworden war, zog der Hohepriester unter seiner Kutte einen Beutel hervor und streute ein goldfarbenes Pulver in das Gefäß. Es brodelte, zischte, und spritzte. Mit bloßen Händen ergriff der Ophitpriester den Kelch. Entweder war der Kelch aus einem Material, das stark isolierte und keine Hitze annahm, oder er hatte seine Hände mit einer Salbe oder anders geschützt.
    Er hob den Kelch vom grünlichen Feuer. Unter magischen Beschwörungen schwenkte er ihn hin und her, damit der Inhalt abkühlen konnte.
    Die Ophiten begannen einen Gesang in altgriechisch. Es war eine Hymne auf Ophit, die Große Schlange, die an diesem Platz schon von den Vorvätern verehrt worden war.
    Peter Plank und Xenia standen, von ein paar kräftigen Männern umringt, seitlich vom Altar. Ich beobachtete sie unauffällig.
    Peter Plank war nervös und schaute immer wieder nach einer Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen. Xenia schien in ihr Schicksal ergeben.
    Das Ritual strebte seinem Höhepunkt entgegen: meinem Tod und der Opferung meiner Gefährten.

    „Wir schleichen uns an Peter und Xenia heran und benutzen einen günstigen Augenblick zur Flucht", raunte Professor Becker mir zu. „Ich schieße ein paarmal in die Luft. Bis die Ophiten sich gefaßt haben, sind wir schon in den Höhlengängen."
    „Nein, Thomas, das wäre Wahnsinn. Das hier ist Ophits Reich. Wir müssen das Spiel nach den Regeln des Dämons spielen."
    Ein paar Schlangenanbeter, die in unserer Nähe standen, schauten mißbilligend zu uns her. Wir hielten die Köpfe gesenkt, daß die Gesichter im Schatten der Kapuzen lagen. Ich tastete nach dem Silberkreuz, der Weihwasserphiole und der gnostischen Gemme in meiner Tasche; außerdem nach dem Beutel, in den ich Xenias Haare und Nagelstückchen getan hatte. Bald mußte es sich entscheiden.
    Der oberste Priester Ophits hielt den Schlangenanbetern den Kelch entgegen. Er sprach mit donnernder Stimme die Worte, die mit der dreimaligen Anrufung Ophits endeten.
    „Ophit! Ophit! Ophit!"
    Kleine Schlangen quollen aus dem großen Kelch. Sie stürzten auf den Felsboden und krochen schnell zu ihren größeren Artgenossen.
    Einige Auserwählte traten vor und berührten unter den schrillen, klagenden Tönen der Flöten den mit Ornamenten und Edelsteinen verzierten Kelch mit der Stirn. Kleine Schlangen schlüpften unter ihre Kleider. Ich schüttelte mich vor Ekel.
    Viele Ophiten trugen Schlangen unter ihren Kutten, manche ähnelten lebenden Schlangennestern. Die Zeremonie währte jetzt schon weit über eine Stunde. Stechende, giftige Dünste erfüllten die Tropfsteinhöhle. Im Hintergrund wurden ständig Räucherstäbchen abgebrannt. Ihr Rauch erzeugte eine euphorische Stimmung.
    Die Ophiten befanden sich in Trance. Die Anhänger des Schlangenkults hatten auf die schuppigen Reptilien eine magische Ausstrahlung. Ophit hatte sie damit versehen.
    Keine Giftschlange würde je einen Ophiten beißen. Ich hätte es nicht wagen können, eine Mamba oder brasilianische Lanzenschlange mit bloßen Händen anzufassen. Becker genausowenig.
    Die Prozession der auserwählten Ophiten zum Schlangenkelch endete. Auf ein Zeichen des Oberpriesters wurden die zwei Dutzend Reptilien, die sich zuvor zur Flötenmusik gewiegt hatten, eingesammelt. Drei Schlangenanbeter trugen

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