0721 - Attacke der Höllenfürstin
sagte.
Calderone lag auf dem Gehsteig. Man hatte ihn vom Traktor gehoben. Mostache und Charles standen neben ihm und ließen ihn nicht aus den Augen, obgleich klar war, dass der Mann bewusstlos war. Bertrand hockte sich neben Calderone und zog ihm die Strahlwaffe unter der Jacke weg, was einige Leute zu erstauntem Stirnrunzeln veranlasste.
Sekunden später war der alte Sasson bei ihm. Er war wohl unter dem Schutz seines Regenschirms gerade erst aufgetaucht und noch relativ ahnungslos. Er packte seinen Sohn an der Schulter. »Was zum Teufel hast du mit dem Trecker angestellt? Bist du betrunken, oder was?«
»He, den kriegen wir wieder hin! Ist doch nur die Vorderachse verbogen, zwei Schutzbleche sind hinüber, eine Lampe, der Blinker, und die Bremsleitung und die Radaufhängung - das kriege ich alles wieder hin!«, behauptete Charles.
»Ich war das nicht, Vater! Das war der hier!« Bertrand wies auf Calderone.
»Und warum hast du eine Waffe in der Hand? He - das ist doch eine Pistole, wie Zamorra sie hat!«
»Ein Blaster«, sagte Bertrand. »Außerdem hatte der Bursche noch eine normale Kanone bei sich.« Er holte die großkalibrige Pistole hervor. »Wer will das Teufelsding nehmen? Ich habs nicht so gern in der Hand.«
»Gib her«, bot Mostache an. »Vielleicht sollte mal einer die Gendarmerie in Feurs anrufen. Der da«, er deutete auf Calderone, »ist der Lump, der Charles und mich angegriffen und Seneca geklaut… äh, entführt hat.«
»Kann mir endlich mal einer sagen, was mit meinem Trecker passiert ist?«, brüllte der alte Sasson.
»Siehst du doch. Ist vor Malteser-Joes Baum geknallt.«
Gérard Fronton, der seinen Spitznamen einem Einsatz aus seiner Legionärszeit verdankte, seufzte. »Wenn das einer Zamorras Jungdrachen erzählt, kommt der her und röstet den Halunken. Baummörder, wird er ihn nennen.«
»Was ist mit meinem Trecker?«, beharrte Sasson senior.
»Calderone - der da - hat ihn mir abgenommen. Zamorra hat zwar gesagt, ich solle… Ach, zum Teufel!« Bertrand winkte ab. »Mostache, mach mir 'nen großen Cognac! Nicht die Probierdosis, sondern den Schwenker randvoll! Ich rufe derweil in Feurs an. Weiß einer wo Zamorra gerade steckt?«
»Mein Trecker…«, beharrte der alte Sasson.
»Lass mich in Ruhe mit deinem Scheiß-Trecker, Vater!«, fauchte Bertrand. »Hier geht es um einiges mehr, nur habe ich keine Lust, alles hundertfünfmal zu erzählen! Einmal reicht, aber erst, wenn alle versammelt sind und die Gendarmen auch da sind! Ich geh jetzt zum Teufel!«
Damit meinte er Mostaches Kneipe. Seit der Wirt sie so umbenannt hatte, war ›zum Teufel gehen‹ zum geflügelten Wort im Dorf geworden. Mostache war schon vorausgeeilt, um den Cognac einzuschenken.
Der alte Sasson sah seinem Junior sprachlos hinterdrein.
Fronton hieb ihm die Hand auf die Schulter. »Du musst dich dran gewöhnen, dass der Junge schon lange kein Kind mehr ist. Der hat seinen eigenen Kopf und will auch respektiert werden. Aufpassen, Leute - zwei Mann tragen diesen Burschen hier in Mostaches Kneipe, damit ihm nicht noch mehr Regenwasser in die Nase läuft, und du, du, du und ich«, er wies auf drei der Zuschauer, »wir sehen zu, dass wir den - äh - Scheißtrecker zu Charles in die Schmiede kriegen. Aber erst den Hänger ab, den schiebe ich nicht auch mit! Eins, zwei, drei - und los…«
Rasch zerstreute sich die Gruppe wieder.
Noch auf dem Weg zur Kneipe fischte Bertrand sein Handy aus der Tasche und rief den Polizeiposten in Feurs an.
Danach wärmte er sich erst mal mit dem vierfachen Cognac so richtig schön von innen her auf.
***
Vom Fenster der Küche im Château aus sah Madame Claire eher zufällig, wie Zamorras BMW in den Hof und dann in die Garage rollte, deren Türen offen standen. Wird auch Zeit, dass wenigstens einer der Herrschaften auftaucht, dachte sie, während sie damit beschäftigt war, ein »drachensicheres« Abendessen für die gesamte Bewohnerschaft herzurichten. Vorsichtshalber hatte sie die größte aller Bratpfannen bereitliegen, um sie in Notwehr dem Jungdrachen auf die Krokodilnase zu hauen, falls der frecherweise mal wieder in ihren Herrschaftsbereich eindrang, um irgendwelche Leckereien zu stibitzen, die eigentlich für die Allgemeinheit vorgesehen waren.
Aber zu ihrer Erleichterung ließ Fooly, der Drache, sich nicht innerhalb der Bannmeile um die Küche herum blicken.
Das war einerseits gut, andererseits aber vielleicht unheilvoll. Da glich Fooly den Menschenkindern - nur
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