0721 - Attacke der Höllenfürstin
sie nicht, Cherie«, sagte Zamorra etwas heiser. »Das Ding hat sie Seneca übergezogen.«
»Eigentlich«, versuchte Madame Claire sich zu rechtfertigen, »wollte ich damit eurem Drachen auf die vor witzige Feuernase hauen, wenn er mich in der Küche belästigte. Aber dann sah ich, wie dieser Schurke da«, sie deutete auf Seneca, der auf den ersten Stufen der jetzt erleuchteten Kellertreppe lag, »den Chef bedrohte und mit ihm ins Haus kam. Da habe ich mir gedacht, dass sie zu den Regenbogenblumen wollen, bin hinter der Kellertür in Deckung gegangen, und - boing«
»Sehr gut haben Sie das gemacht, Madame«, lobte Zamorra.
»Dann wollen wir ihn mal ganz schnell aus dem Haus schaffen«, sagte Nicoles. »Draußen ist schon die Polizei. Jemand hat da wohl angerufen, dass sie Seneca hier abholen sollen.«
»Oh«, entfuhr es Zamorra. »Ich wars nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte Claire sofort.
»Dann war es jemand aus dem Dorf«, vermutete Zamorra. »Ist ja auch egal. Hauptsache, der Knabe ist erst mal ruhig gestellt. Nur… Tut mir Leid, Nici, aber ich werde nicht mit anfassen können. Seneca hat mir ein paar Elektroschocks verpasst, ich kann immer noch kaum gerade gehen und denken.«
»Das kriegen wir schon hin, nicht wahr? Helfen Sie mir mal, mein Kind.« Madame Claire nickte Nicole zu und drückte Zamorra die Bratpfanne in die Hand, mit der sie Seneca niedergeschlagen hatte. Nicole half ihr, Seneca halbwegs aufzurichten, und dann warf sich Claire in einer unnachahmlichen Drehbewegung Seneca über die Schulter und trug ihn davon, als sei er nichts anderes als ein Mehlsack!
»Unglaublich«, murmelte Zamorra.
Nicole drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Warte hier, lauf nicht weg«, verlangte sie. »Bin gleich wieder da.« Sie eilte hinter der rustikalen Köchin her, um ihr die Glastür zu öffnen.
»Lassen Sie nur, mein Kind. Ich habe früher schon schwerere Lasten geschleppt«, wehrte Madame Claire ab, als Nicole mit zupacken wollte. »Wussten Sie eigentlich, dass ich meinen früh verstorbenen Göttergatten nach der Hochzeit über die Schwelle getragen habe statt er mich?«
Und dann war sie auch schon draußen am Polizeiwagen, um ihre zweibeinige Last in behördliche Obhut zu geben.
»Das ist Seneca«, sagte Nicole. »Wohin bringen Sie ihn jetzt?«
»Erst mal nach Feurs«, sagte der Polizist. »Dann werden wir sehen, was die Staatsanwaltschaft dazu sagt. Vielleicht sollten Sie morgen mal beim Kommissariat hereinschauen, wegen der Details.«
»Sicher«, versprach Nicole.
Der Beamte stieg ein, startete den Wagen und rangierte rückwärts am Ferrari vorbei und die Straße hinunter, um dann an einem abzweigenden Feldweg zu wenden. Warum ist er nicht einfach in den Château-Hof gefahren und hat da gedreht?, fragte Nicole sich.
Und plötzlich kam ihr ein Verdacht.
»Verdammt! Das waren keine Polizisten!« stieß sie hervor.
Sie rannte wieder zum Ferrari, startete den Wagen und wendete ihn im Schlosshof. Dann jagte sie dem Polizeiwagen nach.
Sie holte ihn ein, noch ehe er die Hauptstraße im Tal erreicht hatte. Der Wagen stand am Straßenrand, mit laufendem Motor. Der Beifahrer war tot, Fahrer und Seneca spurlos verschwunden.
Jetzt spürte Nicole auch eine dämonische Aura, die ihr vorher nicht aufgefallen war. Die Wirkung der Paralyse hatte ihre Empfindungsfähigkeit zu stark gedämpft. Ihre Para-Gabe, dämonische Ausstrahlung zu spüren, kehrte erst jetzt zurück.
Jetzt wurde ihr klar, warum die Polizisten nicht auf den Schlosshof gefahren waren. Einer von ihnen war ein Dämon gewesen, oder zumindest dämonisiert. Die Magie-Abwehr hätte er nicht durchdringen können.
» Merde! « entfuhr es ihr.
Sie kehrte zum Château zurück und informierte von dort aus die Gendarmerie in Feurs von dem Vorfall. Dabei erfuhren Zamorra und sie, dass der Wagen, nur mit einem einzigen Beamten besetzt, eigentlich ins Dorf geschickt worden war, um Rico Calderone abzuholen.
»Calderone und Seneca«, stieß Zamorra her. »Stygia hat uns die beiden direkt vor der Nase weggeschnappt!«
Baal rieb sich die Hände.
***
In Gestalt eines Polizisten hatte er Calderone und Seneca einkassiert und Stygia damit einen Schlag versetzt. Calderone ließ er sofort wieder frei, damit der Jungdämon weiter Unheil stiften konnte. Aber Seneca war ein Faustpfand gegen Stygia.
Und vielleicht auch gegen Asmodis. Wer mochte wissen, was die Zukunft bereithielt?
Aber allein die Tatsache, dass Stygia brennend an Seneca interessiert war,
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