0722 - Eine Botschaft für Ovaron
„Aber ich denke, es genügt völlig, wenn man in Gruelfin unsere Botschaft klar und deutlich empfängt. Wichtiger als eine Bildübermittlung ist wohl, daß wir in absehbarer Zeit - nach den auf Last Hope geholten Unterlagen - eine Pedoweiche fertigstellen können, damit die Ganjasen uns ein Hilskorps aus erfahrenen Pedotransferern schicken."
Atlan nickte gedankenverloren.
Wieder tauchte eine Erinnerung aus seinem Gedächtnis auf, die Erinnerung an Ereignisse, die schon rund hundertsiebenunddreißig Jahre Standardzeit zurücklagen.
Damals, im Jahre 3443 - Erdzeit - hatten Vierhunderttausend Pedotransferer aus dem Cappin-Volk der Ganjasen entscheidend in die letzte Phase der Auseinandersetzung mit den Herren des Schwarmes, den Cynos, eingegriffen.
Auch damals waren sie über eine Pedoweiche - beziehungsweise einen Pedopeiler - in die Menschheitsgalaxis gekommen. Sie hatten der Menschheit entscheidend dabei geholfen, die Schwarmgefahr zu bannen und das Solsystem an seine alte galaktische Position zurückzuversetzen.
Der Arkonide zweifelte nicht daran, daß Ovarons Freundschaft zur Menschheit unverändert geblieben war - wenn der Ganjo noch lebte. Unter dieser Voraussetzung würde Ovaron sicher alle seine Möglichkeiten ausschöpfen, um der Menschheit auch diesmal zu helfen - und ein Hilfskorps aus Pedotransferern konnte sicher auch den Laren schwer zu schaffen machen.
Aber hundertsiebenunddreißig Jahre waren eine lange Zeit, auch für langlebige Ganjasen.
Ovaron mochte längst tot oder abgelöst worden sein. Ob sein Nachfolger ebenfalls bereit sein würde, den immensen finanziellen, materiellen und - nicht zuletzt - personellen Aufwand zugunsten von Menschen in die Waagschale zu werfen, die in einer weit entfernten Galaxis lebten, war die große Frage. „Gedankliche Spekulationen helfen uns nicht weiter, Sir", warf Ronald Tekener ein. „Erst der Versuch macht klug."
Atlan lächelte gezwungen. „Sie haben recht, Ronald."
Er nickte Coal Xenopl zu. „Schalten Sie das Gerät bitte ein!"
Der Sextadim-Physiker setzte sich in den zerbrechlich wirkenden Schalensessel vor dem Dakkarkom und berührte mit den Fingerspitzen eine Reihe von Sensorpunkten auf der leicht abgeschrägten Schaltfläche des Aggregats.
Mehrere Kontrollfelder glühten auf. Der Fußboden vibrierte, als in dem Stockwerk unterhalb der Dakkarkom-Funkzentrale das Kraftwerk seine Arbeit aufnahm, dessen Abgabeleistung von rund 50 000 Gigawatt gerade ausreichte, um den Dakkarkom mit Arbeitsenergie zu versorgen.
Als alle Kontrollfelder konstant leuchteten, deutete Xenopl auf den Schalensitz neben sich und sagte: „Sie können sprechen, Sir!"
Atlan ließ sich zögernd in dem Sessel nieder. Er hatte sich die Botschaft für Gruelfin lange zurechtgelegt und immer wieder überdacht. Es war wichtig, daß sie einen möglichst großen Informationswert enthielt und außerdem psychologisch so geschickt formuliert war, daß sie nicht nur Ovaron, sondern auch einen möglichen Nachfolge-Ganjo in positiver Weise ansprach.
Der Arkonide überwand seine Hemmungen, schaltete das Feldmikrophon ein und sagte, wobei er das Neu-Gruelfin, die vor hundertsiebenunddreißig Jahren gültige Verkehrssprache der Cappin-Völker, benutzte: „Die Galaxis Milchstraße ruft die Galaxis Gruelfin! Es spricht Atlan, Lordverwalter des Neuen Imperiums der Menschheit. Meine Botschaft ist an meinen persönlichen Freund Ovaron beziehungsweise an den regierenden Ganjo des Ganjasischen Reiches gerichtet."
Er schilderte in knappen, einprägsamen Sätzen die galaktopolitische Situation in der Milchstraße und die Vorgange,, die zu ihr geführt hatten, und schloß: „Ich appelliere an die alte Freundschaft zwischen unseren Völkern und bitte den regierenden Ganjo des Ganjasischen Reiches, Dakkarkomkontakt zu mir aufzunehmen, damit wir über eine eventuelle Hilfeleistung verhandeln können. Ich bin bereit, über alle Aufwendungen und deren Ausgleich zu sprechen. Das Konzil der Sieben Galaxien stellt eine Gefahr dar, die letzten Endes auch alle Cappin-Völker bedrohen wird. Lassen Sie meinen Ruf nicht vergeblich verhallen. Atlan, Lordverwalter des Neuen Imperiums der Menschheit."
Der Arkonide schaltete das Feldmikrophon aus, lehnte sich zurück und sagte leise: „Ich gehe auf Empfang!" 1.
Die vier Personen saßen auf bequemen Sesseln in einem scheibenförmigen Raum, dessen Wände eine üppige planetarische Fauna zeigten. Über der Decke leuchtete ein tiefblauer wolkenloser
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