0727 - Mystic, der Maniac
nicht schnell, und auch ich blieb nicht stehen. Sie hörte mich, wie ich hinter ihr herschritt.
Ich hielt sie und gleichzeitig den auf dem Bett liegenden Spiegel unter Kontrolle.
Auf der Fläche zeichnete sich noch immer die Bewegung ab. Es konnte durchaus sein, daß Suko um sein Leben kämpfte. Und wie Mystic aussah, hatte er gegen ihn keine Chance.
Die Luft im Raum war dick und kalt wie Nebel geworden. Natürlich eine Einbildung, aber ich fühlte mich so ähnlich.
Ich ging schneller, erreichte die Hexe, und wir traten gemeinsam an das Bett heran.
Gemeinsam schauten wir auch auf den Spiegel.
Nur unterschieden sich unsere Reaktionen.
Ich sah nicht Mystic bei Suko, sondern Shao. Und sie war gekommen, um ihn zu retten.
Das wußte auch Yannah, die von einer wahnsinnigen Enttäuschung erfaßt wurde. Auch dann, als Mystic plötzlich zwischen zwei Grabsteinen auftauchte.
Da fuhr sie herum.
Sie kümmerte sich weder um mein Kreuz noch um die Beretta, sie war wie von Sinnen und kannte nur ein Ziel.
Meine Vernichtung!
***
»Da ist er«, sagte Suko.
Shao hörte die Worte, doch sie kümmerte sich nicht darum. Ihr Interesse galt einzig und allein dem fürchterlichen Killer mit dem Namen Mystic, der wieder zurückgekehrt war, um zu töten.
Sie nahm sein Bild auf. Es interessierten sie dabei keine Einzelheiten, sie wollte ihn nur als Ganzes sehen und erkannte natürlich, welch eine Gefahr dieses Wesen darstellte.
Es war eine Mischung aus Zombie, Greis und Roboter. Ein fürchterliches Etwas, unberechenbar und gnadenlos, wenn es um das Töten ging.
Sie wartete ab.
Shao reagierte in Situationen wie dieser eiskalt. Dieses Monstrum war erschienen, um zwei Morde auf sein Gewissen zu laden. Wenn Suko starb, würde auch Shao sterben.
Die Armbrust war gespannt. Der Pfeil lag glatt auf der Sehne. Shao, die in ihrer Kleidung und mit der Halbmaske aussah wie eine rächende Göttin aus der Schattenwelt, zitterte nicht, hatte die Ruhe weg.
Mystic erreichte den trennenden Weg.
Den rechten Fuß setzte er auf, zog das andere Bein nach, als Shao die Sehne losließ.
Der Pfeil jagte davon.
Gleichzeitig griff sie mit einer traumhaft sicheren Bewegung nach einem zweiten, legte ihn auf, ohne dabei den ersten und dessen Wirkung aus den Augen zu lassen.
Er hatte sein Ziel erreicht!
Tief steckte er in der Brust des Monstrums, wo er eine weitere Wunde gerissen hatte. Haut war zerfetzt, eine dicke Masse quoll hervor, und Shao schickte den zweiten Pfeil auf die Reise.
Dicht neben dem ersten jagte er ins Ziel.
Wieder bekam die Gestalt einen Stoß. Mystic war nicht dazu gekommen, auch seinen zweiten Fuß auf die Erde zu setzten, schon der erste Treffer hatte ihn aus dem Rhythmus gebracht.
Er schwankte…
Und schon zischte der dritte Pfeil auf ihn zu.
Diesmal hatte Shao höher gehalten. Er durchbohrte zielgenau den Hals der Gestalt.
In einem Reflex zuckte ein Arm hoch. Finger krallten sich um den Schaft, sie zerrten daran, rissen, aber die Gestalt verlor ihre Kraft. Die Hand ließ den Schaft los und rutschte nach unten.
Auch Shao hatte die Armbrust gesenkt. Drei Pfeile mußten eigentlich reichen. Sie konnte sich schlecht vorstellen, daß dieses unheimliche Wesen überlebte.
Danach sah es auch nicht aus.
Die Gestalt schwankte, obwohl sie nicht fiel. Sie stand auf der Stelle, sie kippte nach rechts, dann nach links und hatte das Glück, sich an einem Grabstein abstützen zu können.
Es war eine Figur, die Mystic noch überragte, eine blaue Oberfläche besaß und in der Hand eine Vase hielt, aus der eine frische Rose hervorschaute.
Mystic stand noch immer.
Er sah aus wie gespickt. Er bewegte seine Schultern, und Shao fragte sich, ob er atmete. Was eigentlich unmöglich war, weil sie seinen Hals erwischt hatte.
Zombie - Mensch - Roboter?
Sie wußte nichts mehr, aber sie wollte auch nicht, daß sich diese Gestalt wieder regenerierte.
Die Chinesin ging vor.
Sie hatte die Grabstätte noch nicht verlassen, als sie Sukos schwache Stimme hinter sich hörte. »Gib acht, Shao, meine Güte, gib acht! Der ist noch nicht vernichtet. Der ist anders, verstehst du? Der ist Zombie und Mensch. Vielleicht auch künstlich…«
»Ja, ich weiß.«
Suko hatte bei seiner Antwort an die Erklärung der Hexe Yannah gedacht, denn sie allein verehrte Mystic wie einen Götzen. Über die Grenzen hinaus berühmt war er in den zwanziger Jahren gewesen und hatte dort seine Zeichen gesetzt.
Ein neues Frankenstein-Monster?
Shao dachte auch so. Sie tat aber
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