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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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meinem Hotel sank ich todmüde auf mein Bett und fiel augenblicklich in tiefen Schlaf.
     

     

Im Cafe erzählte man sich, daß Fräulein Brigitte, die Kleine, die so oft kam, mit ihrem Freund beinahe an einer Gasvergiftung gestorben wäre. Gegen Mitternacht hatte ein Mieter aus der dritten Etage, der vom Kino nach Hause gekommen war, das Gas im zweiten Stock gerochen. Er hatte die unverschlossene Tür geöffnet, aus welcher der Geruch drang, und sofort das Fenster aufgerissen und den Gashahn zugedreht. Glücklicherweise brannte die Lampe. Wenn er sie erst hätte anknipsen müssen, wäre eine Riesenexplosion erfolgt.
    Dann hatte er den Hausbesitzer und die Polizei alarmiert. Der Mann und das Mädchen wurden sofort ins Krankenhaus transportiert, wo man ihnen in letzter Minute das Leben rettete.
    Die beiden hätten versichert, daß sie gar nicht Selbstmord begehen wollten. Der Gashahn war schon alt und offensichtlich defekt. Sie sollten inzwischen wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt sein. Sie gingen nicht aus, man brächte ihnen das Essen aufs Zimmer. Sie hätten vor irgend etwas Angst.
    Ich dachte mir, daß sie inzwischen bemerkt haben mußten, daß der Koffer mit dem Geld verschwunden war. Aber die Polizei konnten sie nicht verständigen. Die Armen. Fast hatte ich Mitleid mit ihnen.
    „So ein verdammter Mist! Die Schweine sind noch nicht krepiert! Weißt du, was du jetzt tust? Du nimmst den Revolver, der im Koffer war und gehst zu ihnen. Entsichere den Ballermann. Doch nicht so, du verdammter Hornochse. Ja, so ist’s richtig. Steck ihn in den Koffer und hau ab.“
    Ich zögerte, als ich merkte, was das Herz mit mir vorhatte.
    „Aber …“
    „Quassel nicht. Du bist sonst fällig!“
    Ich gehorchte widerstrebend. Ich holte den Revolver hervor, den ich unter der Matratze versteckt hielt und legte ihn in den Koffer.
    „Knall die beiden ab!“
    Ich verließ mein Hotel. Es war vier Uhr nachmittags, und ich schlug den Weg zu ihrem Haus ein. Im zweiten Stock angekommen, trat ich ohne anzuklopfen ein. Sie saßen zusammengekauert auf ihrem Bett und sahen wie getretene Hunde aus.
    Ich sagte: „Hier, euer Koffer. Ich habe die Moneten.“
    Der Mann beugte sich vor, um den Koffer zu öffnen. Da holte ich den Revolver heraus und richtete ihn auf das Paar. Der Gangster stieß einen wütenden und zugleich verzweifelten Schrei aus, als er sah, daß der Koffer leer war. Drohend richtete er sich auf. Die Frau hatte sich ebenfalls erhoben. Die entsicherte Waffe hielt den Mann davor zurück, sich auf mich zu stürzen.
    „Sag: Schöne Grüße von Paul. Los!“ Das war mein Herz.
    „Schöne Grüße von Paul.“
    „Bitte, nicht schießen“, flehte der Mann zitternd.
    „Los, schieß!“ hämmerte es in meinem Gehirn.
    Ich drückte ab. Der Mann sackte zu Boden. Ich glaube, ich traf ihn mitten ins Herz. Die Frau floh auf die Tür zu. Die Kugel traf sie in den Rücken.
    „Los, mach Sense mit ihnen!“
    Ich beugte mich erst über den Mann und gab ihm den Gnadenschuß. Dasselbe machte ich bei der Frau.
    Der Verbrecher in mir triumphierte und raste so sehr, daß ich ohnmächtig wurde.
     

     
    Ich kam in einem Krankenhaus wieder zu mir. Ein Polizist stellte Fragen. Ich verweigerte die Antwort. „Red schon, oder ich erledige dich.“ Ich kann nicht, sagte ich zu mir selbst, das heißt zu meinem zweiten Ich. Wenn ich die Wahrheit sage, müßte ich von Dr. Kappa erzählen, und das hat mir der Chirurg verboten. „Dann werd’ ich eben reden!“ Und zu meinem größten Entsetzen öffnete sich mein Mund und sprach von ganz allein. Ich konnte es nicht verhindern. Der andere redete mit meiner Stimme. Ich hörte mich in primitiver Umgangssprache von dem Banküberfall in Marseille erzählen, von dem Autounfall und der Herzverpflanzung durch Dr. Kappa. „Der Sauhund hat zu mir gesagt, er will mein Herz’rausholen und es dem anderen, dem Pinselschwinger’reinsetzen. Wollte ihm nicht glauben. Hat’s aber gemacht. Sagt, er heißt Kappa. War’ aber nicht sein richtiger Name. Haust da in einem Teufelsschloß bei Caen. Ihr braucht nur nachzusehen. Er ist es auch, der ganz Frankreich mit Stoff, ich meine, mit Rauschgift versorgt. Hat’s mir selbst erzählt. Das ist ein Typ, der alles ausquatschen muß. Soll mehr als hundert Leute abgemurkst haben, die alle in seinem Park eingebuddelt liegen. Und der Schwächling, den ihr da vor euch seht, der hatte überhaupt nichts am Herzen. Hat Kappa mir gesagt. Und meine Pumpe war auch in Ordnung. Hat

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