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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Die ver­lieb­te Mu­mie
     
     
1
     
    Was war das bloß für ein Ge­räusch? Ich blick­te zu der ho­hen, reich ver­zier­ten Tür hin, die den Ein­gang zu den Pri­vat­ge­mächern mei­nes Freun­des bil­de­te. Es klang wie ein end­lo­ses Rie­seln von Per­len, die durch Ast­werk ge­schüt­tet wer­den. Hol­mes hat­te ge­merkt, daß mei­ne Ge­dan­ken ab­ge­lenkt wur­den. Wir stan­den an sei­nem Ar­beit­s­tisch. Auf der Schreib­plat­te lag ein al­ter Fo­li­ant mit zahl­rei­chen Bil­dern von Pflan­zen. Die ein­zel­nen Sei­ten wa­ren aus Per­ga­ment, und die Far­ben wa­ren in ei­ner Zeit auf­ge­tra­gen wor­den, als es noch kei­ne Pin­sel gab. „Es kann sich na­tür­lich um eine Fäl­schung han­deln“, sag­te Hol­mes, „doch wenn es eine Fäl­schung wäre, dann stammt sie aus dem Mit­tel­al­ter, und ist ver­mut­lich um das Jahr 900 her­um ent­stan­den. Fest steht, daß es seit ei­nem Jahr­tau­send kei­nem ge­lun­gen ist, die Spra­che, in der es ver­fasst ist, zu ent­zif­fern. Es mag eine Kunst­spra­che sein, oder die Schrift ei­ner ver­sun­ke­nen Kul­tur. Viel­leicht ist die­ses Buch äl­ter als die Hie­ro­gly­phen und äl­ter als die Keil­schrif­ten der Su­me­rer. Kei­ner kann sa­gen, was es be­deu­tet,  und nie­mand weiß, ob es zehn­tau­send oder hun­dert­tau­send Jah­re alt sein könn­te, Zeug­nis ei­ner Kul­tur, die so alt ist wie die Mensch­heit.“
    Ich hat­te ge­hört, daß sich Hol­mes seit meh­re­ren Wo­chen im Auf­trag sei­ner Ma­je­stät mit ei­nem Ge­heim­pro­jekt be­schäf­tig­te. Er hat­te in die­ser Zeit nichts von sich hören las­sen, und sich ge­wis­ser­maßen in der Ba­ker Street von der Welt ab­ge­schot­tet. Ich ver­mu­te­te, daß das Ge­räusch mit sei­nem Auf­trag zu tun hat­te, und daß Hol­mes die Rede auf das Ma­nu­skript ge­bracht hat­te, weil er zö­ger­te, mich ganz ein­zu­wei­hen. Wenn es aber so war, warum hat­te er mich dann an die­sem Mor­gen zu sich bes­tellt? Wie­der er­tön­te das Ge­räusch. Es moch­te von ei­ner Ma­schi­ne stam­men, die in ge­wis­sen Ab­stän­den Per­len auf den Bo­den aus­schüt­te­te. Es war da ein Pras­seln. Oder viel­leicht konn­te es sich um Flüs­sig­keit han­deln, die von ei­ner har­ten, elas­ti­schen Un­ter­la­ge ab­prall­te? Oder griff der Me­cha­nis­mus ir­gend­wel­che Dräh­te ab? Es klang fast wie Mu­sik, als woll­te man auf dem Kla­vier spie­len, in­dem man mit dem Fin­ger un­ter dem Kla­vier­deckel im Sai­ten­kas­ten pul­te.
    Hol­mes merk­te, daß ich den Kopf ge­ho­ben hat­te und auf die hohe, ver­schlos­se­ne Tür starr­te. „Sie sind heu­te un­kon­zen­triert, Wat­son“, schalt er mich.
    „ Es ist nur so, lie­ber Freund ...“ stam­mel­te ich.
    „ Nein, schon gut. Ich mer­ke doch, daß ich Sie heu­te nicht mit Rät­seln zufrie­den stel­len kann. Sie lech­zen nach Lö­sun­gen, nicht wahr?“
    „ Zu­min­dest wür­de ich zu ger­ne wis­sen, was das ist“, be­kann­te ich, und wies auf die Tür.
    Hol­mes seuf­zte. „Dar­auf kom­men wir gleich“, mein­te er, wies auf das Sofa und fiel sei­ner­seits in ei­nes der Fau­teuils, als wol­le er auf ein lei­di­ges The­ma zu spre­chen kom­men. Ich zog einen Stuhl her­an, da ich et­was müde ge­wor­den war und das ein­la­den­de Sofa die­se Mü­dig­keit wo­mög­lich ver­stärkt hät­te. Ich mach­te eine auf­ge­weck­te Mie­ne und setzte mich ritt­lings auf den Stuhl, Hol­mes di­rekt ge­gen­über. „Gleich kommt Ma­ddox“, in­for­mier­te er mich. Mein Herz schlug et­was schnel­ler. Wenn In­spek­tor Ma­ddox von Scot­land Yard in die Sa­che ver­wickelt war, war das ein deut­li­cher Hin­weis dar­auf, daß ge­ra­de ein neu­er Fall her­ein­ge­kom­men war. Ich hat­te mich in den letzten Mo­na­ten et­was ge­lang­weilt und freu­te mich dar­auf, bei sei­ner Auf­lö­sung wie­der mit von der Par­tie zu sein. 
    „ Be­vor wir aber den gu­ten In­spek­tor in den An­ge­le­gen­heit ein­wei­hen, woll­te ich ger­ne Ihre Mei­nung ein­ho­len, Wat­son.“
    Ich nick­te atem­los, konn­te aber nicht um­hin, das Haupt wie­der in die Rich­tung der Tür zu wen­den, denn ich hat­te den Ein­druck, da ki­che­re je­mand. Das Ge­räusch aber klang, als wür­de man träu­mend dem Re­gen

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