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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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zuckte mit den Schultern. Wie viele Dorfbewohner mochten wohl ebenso denken wie die beiden Männer? Wie viele Nächte glaubten sie, zwischen den schlanken Pfeilern und den zerbrochenen Fenstern, jenes Herrensitzes, ein Licht flackern zu sehen?
    Der Wagen fuhr um eine flache Kurve, und vor ihnen lag das Dorf, mit seinen ungefähr hundert Häusern.
    Sie blieben vor dem Gasthof Royton stehen, dem einzigen Wirtshaus im Ort. Sie stiegen aus, Fenner folgte den Männern in das Haus. Trotz der Kälte schwitzte er. Wider jedes bessere Wissen fühlte er, wie sich ihm im Nacken das Haar sträubte. Es lag irgend etwas in der Luft, das mußte er zugeben, doch war er gewillt, trotz Brensons Warnung herauszufinden, was hinter all dem steckte. Zuerst mußte er versuchen, alles über die Familie de Ruys zu erfahren, die offensichtlich der Ursprung all der Gerüchte und Legenden in diesem Dorf waren. Vielleicht konnte er auf manche Frage die Antwort finden.
    , Alles Einbildung’, sagte er zu sich selbst. Großer Gott, fast begann er selber schon, an diese Geschichten zu glauben. Er riß sich zusammen, legte seinen schweren Mantel ab und ging in die Gaststube, in der ein gemütliches Kaminfeuer brannte.
    „Was denken Sie über Pendrakes Tod, Dr. Fenner?“ fragte Samuel Kennaway und rückte näher an den Arzt heran. „Glauben Sie, daß etwas Wahres an dem ist, was die anderen sagen?“
    „Überhaupt nicht“, rief Fenner im Brustton der Überzeugung. „Ein Haufen dummes, abergläubisches Geschwätz. Ich glaubte, solcher Unsinn sei schon längst ausgestorben.“
    „Aber Sie können nicht leugnen, daß an der Art und Weise, wie er starb, etwas … Seltsames war. Sind Sie völlig sicher, daß er eines natürlichen Todes starb? Daß die alleinige Todesursache Altersschwäche war?“
    Fenner nippte an seinem Glas und sagte ruhig: „Eines kann ich ganz sicher sagen: er starb nicht so, wie die Leute im Dorf glauben. Er war siebzig Jahre alt. Niemand kann erwarten, daß er ewig leben wird. Natürlich hat jener verlassene, verfallene Ort auch seine Gesundheit untergraben. Die Feuchtigkeit und die Kälte würden den gesündesten Mann auf die Dauer zugrunde richten, und erst recht einen so alten Menschen.“
    Kennaway lächelte. „Sie kennen doch sicher die Legenden, die sich um die Familie de Ruys ranken, Dr. Fenner?“
    Fenner nickte. „Habe einige gehört. Ich bin aber Arzt und vor allem ein Praktiker. Natürlich habe ich versucht, klare Tatsachen aus den Geschichten herauszukristallisieren. Ich verschwende meine Zeit nicht mit Gespensterjagd, das überlasse ich anderen. Doch ich muß zugeben, daß über diesem Ort eine eigenartige Atmosphäre liegt. Nicht oben über dem Friedhof, nein, hier, über dem Dorf. Ich kann es fühlen. Ein Schauder, der an echte, körperliche Furcht grenzt.“
    „Sprechen Sie noch immer über Pendrake?“ mischte sich Brenson in die Unterhaltung. Er sah aus, als hätte er in der kurzen Zeit mehr getrunken als er vertragen konnte. „Denken Sie an meine Worte, Doktor. In Dingen herumzustöbern, die Sie nichts angehen, bringt Ihnen nichts Gutes. Gott allein weiß, was Pendrake, dieser Narr, da oben wollte. Vielleicht hatte er ein wenig zu viel herausgefunden, vielleicht ging er denselben Weg, den die da oben gingen.“
    „Die da oben?“ Fenner stellte sein leeres Glas auf den kleinen Tisch.
    „Die Familie de Ruys. “Brenson rülpste. Mit schwerer Zunge fuhr er fort: „Ich habe hier mein ganzes Leben verbracht, Fenner. Nennen Sie mich ruhig einen abergläubischen Bauern, wenn Sie wollen einen Dorflümmel, aber ich wurde mit diesen Geschichten aufgezogen. Ich war als Junge mal oben, als ich noch tollkühn und furchtlos war.“
    „Und Sie haben dort etwas gehört oder gesehen?“
    „Beides. Aber was nützt es, Ihnen das zu erzählen. Sie nennen das ohnedies nur Täuschung.“
    „Könnte es ja auch gewesen sein.“
    „Vielleicht. Wenn Sie meinen“, sagte Brenson patzig.
    „Ich weiß es wirklich nicht. Und, um die Wahrheit zu sagen, ich hoffe sehr, daß ich es nie erfahre.“
    Kennaway schüttelte bedächtig den Kopf. „Ich glaube, ich beginne, Sie zu verstehen, Doktor“, sagte er langsam. „Die wissenschaftliche Erklärung. So nennt man das doch, nicht wahr? Sie glauben nur an das, was man sehen und greifen kann, und solange man einem Ding nicht den Puls messen kann, solange existiert es nicht. Ich bezweifle nicht, daß dies eine sehr bequeme und einfache Einstellung ist. Doch glauben Sie nicht,

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