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2727 – Am Gravo-Abgrund

2727 – Am Gravo-Abgrund

Titel: 2727 – Am Gravo-Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Eröffnung: Der erste Zug
    10. August 1514 NGZ
     
    Pri Sipiera sah rot. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch, lief über den Handrücken, benetzte Augenbrauen und Wimpern. Ihre Stirn pochte. Sie lag auf dem Boden, etwas bohrte sich ihr unangenehm in den Rücken.
    Weit über ihr schimmerte es grün. Ein Dach aus Farbe wölbte sich über der Panzertroplonkuppel von Luna City, unwirklich und vertraut zugleich, seit Kindheitstagen: das Technogeflecht.
    Es war ruhig im Mondgefängnis. Obwohl der Stadtteil zum größten Teil leer stand, ängstigte Pri die Stille. Irgendwo sollte zumindest ein Gleiter fliegen oder ein Fahrzeug durch die Straßen rollen.
    Was war geschehen?
    Pri versuchte sich zu erinnern. Ein Name kam ihr ins Gedächtnis: Angh Pegola.
    Seine Entschlossenheit stand wie ein Mahnmal vor ihr. Im Widerstand galt er als Held, während das Vertrauen in Pri mit jedem Tag, der nach Anghs Tod ungenutzt verstrich, ein wenig schwand.
    Angh hatte im Mare Nubium eine Reihe von Bomben gelegt, das Synapsenpriorat geschädigt und den Onryonen damit einen empfindlichen Schlag versetzt. Dank seines Opfers hatte der Widerstand Zeit gewonnen, die Pri nutzen wollte.
    Bloß wie?
    Darüber hatte Pri nachgedacht, als es passiert war.
    Aber was war es?
    Sie hatte in einem leer stehenden Restaurant gesessen, eine dampfende Tasse Shabri-Tee vor sich, Loolon ihr gegenüber, und dann ...
    ... dann hatte sie YLA gesehen.
    YLA, die nur dann außerhalb der geheimen sublunaren Ebene von NATHANS Privatgemächern auftauchte, wenn Gefahr drohte.
    Das positronische Phantom war zersplittert und verschwunden, ehe Pri eine Frage hatte stellen können. Pris Verwirrung wandelte sich in Angst.
    Hatten die Besatzer sie ausfindig gemacht? War jemand in ihr Versteck eingedrungen und hatte auf sie geschossen?
    Nein.
    Vorsichtig betastete Pri die Verletzung, die Finger klebrig vom Blut. Ihre Wunde war ein schmaler Riss, der von einem Sturz stammen konnte.
    Pri wollte sich aufsetzen, doch der Schwindel zwang sie zurück in eine liegende Position. Sie sah schräg hinauf und entdeckte eine weiß lackierte Parkbank, die in der Luft schwebte, als wartete sie auf fliegende Flanierer. Schwerelos trieb die Bank vor den Wohntürmen dahin. Ein Antigravaggregat suchte Pri vergeblich.
    Der Anblick war surreal wie das Holobild eines Künstlers.
    Irgendwo heulten Sirenen auf.
    Pri presste die Handfläche gegen die zerrissene Haut auf der Stirn und schloss die Augen. Was geschah in ihrer Stadt?
     
     
    Kurz zuvor
     
    Die zwölf Lichttürme simulierten einen sonnigen Nachmittag. Die größten Wohntürme der Millionenstadt Luna City vermittelten Bewohnern wie Pflanzen den Eindruck, sich auf einem Planeten mit ungebundener Eigenrotation zu befinden.
    Ein warmer Schein glitzerte auf der Oberfläche des Lake Huckleberry.
    Toufec saß mit gekreuzten Beinen auf der Decke, die Shanda Sarmotte für sie auf dem Strandabschnitt ausgebreitet hatte. Er berührte die Verschmelzung von Öllämpchen und orientalischer Flasche, die einen Teil Pazuzus bildete. Der Nanogentenschwarm war inaktiv. Ein Einsatz hätte den Securistent auf sie aufmerksam gemacht – das Sicherheitssystem, das überall in Luna City die Einwohner überwachte.
    »Mondgefängnis.« Toufec kratzte sich am Kinn, hielt dann jedoch inne, um die gelbe Partikelpaste nicht abzukratzen, die seinen Bart blond färbte. »So fühlt es sich auch ohne Gitterstäbe und sichtbare Überwachungsoptiken an.«
    Shanda blickte zur Panzertroplonkuppel hinauf, über der ein grüner Schein lag: die Technokruste, die den ganzen Mond umschloss und von der sie inzwischen wussten, wozu sie diente. Sie sollte helfen, Luna wie mit einem Transmitter zu bewegen. In gewisser Weise stellte das Geflecht den Transmitter dar.
    Transpositornetz, so hatte es Fionn Kemeny genannt, der den Begriff seinerseits von einem Tolocesten übernommen hatte. Einem skurrilen Wesen, dessen Schädel wie ein leuchtender Lampion an einem Steckenhals baumelte und das sie im Mare Nubium in den Subetagen bei ihrem letzten Einsatz getroffen hatten. Toufec nannte es in Gedanken Hängekopf. Und das Transpositornetz war wahlweise der grüne Parasit oder das grüne Elend.
    »Wegen des Technogeflechts?«, fragte Shanda.
    »Auch. Ich mag das Gefühl nicht, in einem Krater zu sitzen, umstellt von Häusern, die hoch wie Berge sind.«
    Der Copernicus-Krater stieg terrassenförmig an, bis hin zu den Aufwerfungen, die an den Seitenwänden in einem Ringgebirge

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