074 - Echse des Grauens
Süden
gerichtet. Er war nie sehr weit von dieser Route abgewichen. Es hieß nun
festzustellen, ob die markanten Punkte zu finden waren, die er angegeben hatte
und ob dort eine Landung mit der Maschine unter den derzeitigen
Wetterbedingungen möglich war.
Eile tat not. Jede Minute kostete neue Opfer, jede Minute
vergrößerte die Wahrscheinlichkeit, daß Nakor auch die Mawson anlaufenden Schiffe
in Gefahr brachte.
Larry wußte, daß es nur einen Weg gab – den in die Vergessene
Stadt , wo alles seinen Anfang genommen hatte.
Der Flug zur Forschungsstation schien eine Ewigkeit zu
dauern.
Hell strahlte die Eisfläche unter ihnen und deutlich
zeigte sich die Spur, die Nakors Weg durch die Eiswüste gezogen hatte. Der
Pilot hätte in diesem Fall ganz auf seine Navigationsinstrumente verzichten
können und wäre doch punktgenau in der Station angekommen, von der nur noch ein
Blechhaufen übrig war.
Chawn ging herunter, und gemeinsam mit Larry Brent
durchsuchte er die vernichtete Station nach eventuell Überlebenden. Es gab
keine.
Bedrückt stiegen die Männer kurz darauf wieder in das
Flugzeug, und Chawn startete erneut.
Niemand sprach ein Wort.
Chawn zog die Maschine in niedriger Höhe über die
erstarrte Landschaft.
Larrys Blick war ständig aus dem kleinen Fenster
gerichtet.
Es ging leicht südwestlich. Weg vom 60. Längengrad,
genau wie Gadock geschildert hatte.
Sie erreichten auf direktem Flug den dreigeteilten
Eisfelsen, in dessen Nähe Chawn die Maschine
aufsetzte. Gemeinsam liefen die beiden Männer über den gefrorenen Boden. Sie fanden die zerstörten Schlitten, das Gepäck, das weit
verstreut lag, und die toten Schlittenhunde, die Nakor zwischen die Krallen geraten waren. Sie entdeckten auch Old
Henry. Er lebte noch! Gemeinsam schafften sie ihn in die Maschine. Er war halb
bei Bewußtsein und konnte sich erinnern, was
passiert war.
Larry ließ Chawn bei dem Verletzten zurück, kletterte
die Eiswand herab und durchquerte den durch Nakors Riesenwuchs verbreiterten
Tunnel. Manchmal mußte er über gewaltige Eisbrocken hinwegsteigen, die Nakors
rauher Schuppenpanzer aus den Wänden gerissen hatte. Dann erreichte er die
Barriere, tastete sie ab und fand Old Henrys Hinweis bestätigt, daß die
Trennwand praktisch keine Wand war.
Eine poröse atomare Struktur, wie ein luftiges Gewebe,
ein Gespinst aus Nichts, durch das er in die riesige Halle eintauchte.
Larry Brent befand sich in der Vergessenen Stadt .
Geheimnisvoll glühten die Wände, so daß er die Taschenlampe ausschalten konnte.
Er stand im Bann dieses gigantischen Tempels mitten in
der Eiskappe des Polargebietes.
Eine Stadt eigener Prägung. Eine Stadt, in der sich
Dämonen trafen, als noch kein menschliches Leben auf der Erde existierte.
Seine Schritte hallten durch den Tempel, und das Echo
kehrte verstärkt zurück.
Er sah die Titanenabbildungen der Echsen, der
seltsamen, unbeschreiblichen und abschreckenden Fabeltiere. Darstellungen von
Dämonen. Sahen sie so aus, die Rha-Ta-N’my verehrten?
Er erreichte die Stelle, wo Nakor aus der Wand
gekommen war.
Dahinter befand sich ein gewaltiger Hohlraum, in der
die geheimnisvolle, sich schnell verpuppende Plasmamasse von den Dämonengöttern
vergessen oder absichtlich zurückgelassen worden war.
Eine ganz bestimmte Passage ging Larry Brent durch den
Kopf.
Nakor, er wurde durch das Wort Rha-Ta-N’mys und das
Wort durch ihn. Vergeht das Wort, vergeht Nakor!
So stand es in den Aufzeichnungen Gadocks.
Dieser Text war der Schlüssel zu Nakors Werden und
auch Vergehen.
Larry Brent sah an den schmalen, goldschimmernden
Platten empor, die den Hohlraum flankierten.
Seltsame Schriftzeichen standen darauf.
Auf der einen Seite fünf einzelne hieroglypenähnliche
Symbole, auf der anderen Seite ebenfalls fünf, in umgekehrter Reihenfolge.
»Nakor-Rokan?« murmelte Larry, und er konnte nicht
wissen, daß dies der Schlüssel des Geheimnisses war, das Gadock gefunden hatte.
»Vergeht das Wort, vergeht Nakor!« Plötzlich wußte
Larry die Lösung, und siedendheiß schoß es durch seinen Körper. Er zog die
Smith & Wesson Laserwaffe, aber da war er nicht mehr allein. Eine Gestalt
wuchs aus der gespenstischen Dämmerung, so groß wie er, nur massiger.
Chiefsuperintendent Jonathan Moore stand vor ihm!
»Ich habe Sie erwartet, Chief«, sagte X-RAY-3, ohne
die geringste Überraschung zu zeigen. »Sie waren längst überfällig. Nun zeigen
Sie mal, was Sie können.«
Er hob die Waffe und zielte auf den
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