0747 - Die Körperlosen von Grosoth
heimlich an Land gelangt sind, aber sie wurden bitter enttäuscht.
Ein Teil von ihnen kehrte nie zurück, niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Diejenigen, die wieder auf ihre Schiffe gelangten, berichteten anschließend, daß Knosaur ihnen einfach unheimlich vorkam. Niemand scheint hier etwas für Freude und Vergnügen übrig zu haben, alle Leute sind so ernst und bedrückt, als stände ein übermächtiger Feind direkt vor den Toren der Stadt.
Doch nicht nur hier soll es so sein, auch von den anderen Häfen dieses Landes wird ähnliches berichtet."
„Es soll aber nicht immer so gewesen sein", spann Erwisch den Faden weiter. „Aus alten Überlieferungen geht hervor, daß sich hier früher das Leben von dem unseren nicht wesentlich unterschied. Irgendwann muß sich das plötzlich geändert haben, und seitdem sind Fremde hier nicht mehr gelitten. Es soll irgendwie mit geheimnisvollen Gebäuden zusammenhängen, die damals in allen Städten errichtet worden sind."
„Vielleicht hat man sich hier einen neuen Gott zugelegt?"
überlegte Preschtan träge. „Das wäre wohl die einleuchtendste Erklärung, Priester sind oft recht merkwürdige Gesellen, die alles mögliche tun, um ihre Gläubigen auf dem Weg zu halten, der ihrer Meinung nach der richtige ist. Was hältst du denn von Göttern und Priestern?"
Erwisch grinste abfällig und verscheuchte einen Seevogel, der sich auf der Reling niederlassen wollte.
„Ungefähr die Hälfte von nichts, wenn du es genau wissen willst. Die sind noch schlimmer als die Kaufleute - sie predigen auf der einen Seite die Furcht vor ihren Göttern, und auf der anderen halten sie eifrig die Hände auf, um sich an den Gaben zu bereichern, die für diesen oder jenen Gott bestimmt sind!
Sicher mag es da auch Ausnahmen geben, aber viele sind es bestimmt nicht."
„Man müßte dem einmal auf den Grund gehen", meinte Preschtan, der plötzlich ungewöhnlich ernst geworden war.
Der Freund sah ihn argwöhnisch an.
„Was willst du damit sagen?" forschte er beunruhigt. Nun war es Preschtan, der zu grinsen begann.
„Seit wann bist du so schwer von Begriff?" spottete er provozierend. „Du hältst nichts von Göttern und Priestern, genauso wie ich. Müßte es dir da nicht direkt Vergnügen bereiten, den Vorgängen hier in Knosaur auf die Spur zu kommen? Vielleicht könnten wir dadurch sogar erreichen, daß man uns beim nächsten Besuch in diesem Hafen weit freundlicher empfängt, wer weiß?"
„Das wäre schon einige Mühe wert", räumte Erwisch nach kurzem Überlegen ein. „Doch dazu müßten wir erst einmal an Land gelangen, und dabei dürfte es erhebliche Schwierigkeiten geben. Vergiß nicht die Posten, die Tag und Nacht aufpassen, um eben das zu verhindern!"
Preschtan schüttelte geringschätzig den Kopf.
„Die bereiten mir nicht allzu viele Sorgen", erklärte er.
„Sie bewachen nur die Hafenbucht, das kannst du an den Fackeln sehen, die nachts entzündet werden. Weiter draußen paßt aber niemand mehr auf, und das gibt uns eine Chance! Wir brauchen nur abzuwarten, bis am Abend die Ebbe eintritt - dann gehen wir heimlich über Bord und lassen uns von ihr bis außerhalb der Bucht tragen. Dort gehen wir dann irgendwo an Land. Bis zum Morgen sind unsere Sachen wieder trocken, und nichts kann uns mehr daran hindern, heimlich in die Stadt zu gelangen!"
„Man könnte uns als Fremde erkennen", gab Erwisch zu bedenken, aber der andere winkte ab.
„Wenn wir uns nicht gar zu ungeschickt benehmen, auf keinen Fall. Knosaur hat ungefähr vierzigtausend Einwohner, und da kann nicht jeder jeden kennen.
Es kann nicht mehr lange dauern, bis das Boot der Hafenaufsicht zur GRAGAN kommt, und anschließend beginnt das Ausladen, das von Leuten aus Knosaur vorgenommen wird.
Dabei haben wir ausreichend Gelegenheit, ihr Verhalten zu studieren, damit wir es später überzeugend nachahmen können.
Das sollte uns doch wohl gelingen - oder traust du dir das nicht zu?"
Erwisch antwortete nicht sofort, sondern überlegte noch eine Weile. Dann erhellte sich sein Gesicht, und er schlug seinem Gefährten auf die Schulter.
„Die Sache reizt mich - ich bin dabei! Doch jetzt müssen wir wohl oder übel den Kapitän wecken, eben stößt das Boot der Hafenaufsicht drüben von der Ufermauer ab. Wir reden dann später noch über die Sache."
„Ersäufen sollte man sie alle!" knurrte Kapitän Firnak aufgebracht, und der neben ihm an der Reling stehende Steuermann sah ihn verwundert an. Von dieser Seite
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