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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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einen Flossenfuß ragen, von dem er glaubte, dass er Ul'ba gehörte. Mer'ol hingegen war überhaupt nicht zu sehen. Er war völlig im Leib der Bestie verschwunden.
    »Vorbei« , erkannte Quart'ol schmerzlich. »Das ist das Ende…«
    ***
    »Sie drängen das Mistvieh zurück« , sagte Rulfan, den Feldstecher an den Augen. »Sie sind schon kurz vorm Hydrosseum.« Anhand der Unterwasser-Explosionen konnte der Techno-Barbar die Taktik der drei Hydriten gut nachvollziehen.
    »Sie schaffen es tatsächlich, das Biest zu vertreiben!«
    »Gut, gut…« Dave McKenzie war ungewöhnlich blass; er wirkte kränklich.
    Der Aufenthalt im Meer und der stundenlange Stress zeigten Wirkung.
    »Es muss endlich…« Der Satz blieb unbeendet und verklang mit einem merkwürdigen Tonfall.
    »Was muss?« , fragte Rulfan, ohne sich umzudrehen.
    »Es muss…« , wiederholte McKenzie - und stockte wieder. »Ich muss dir etwas sagen, Rulfan« , meinte er plötzlich.
    »Ich… ich höre Stimmen.«
    »Wie bitte?« Befremdet nahm Rulfan das Fernglas herunter und wandte sich ruckartig um. Hoffentlich verliert er jetzt nicht den Verstand , war sein erster Gedanke.
    »Ja…« Dave schabte sich mit drei Fingern an der Stirn. »Es ist wie… wie in London, aber viel stärker. Ich kann sie auch nicht unterscheiden. Sie klagen und jammern in einem fort, und ich kann sie nicht ausblenden aus meinen Gedanken. Es ist… wie eine Hörspielfassung von Dantes 'Jnferno'.« Sichtlich zermürbt hob er die Hände an die Schläfen. »Ich halte das nicht mehr lange aus.«
    Erst war Rulfan verwirrt. Er kannte Daante nur vom Hörensagen - seines Wissens betrieb er in Coellen eine Backstube und war für seine Pizaa Inferno
    berühmt bis nach Dysdoor. Dann aber dämmerte ihm, dass McKenzie wohl einen anderen Daante meinte - und was die Stimmen, die er hörte, bedeuten mussten.
    »Du empfängst die Gedanken der gefangenen Hydriten!« , sagte er.
    Dave nickte gequält. »Anfangs waren sie ganz leise, und ich hab sie mit Ohrensausen verwechselt…« Entnervt stapfte er auf und ab. Wulfs kluge, eisblaue Augen folgten jedem seiner Schritte. »Aber mit der Zeit sind sie immer lauter geworden, immer differenzierter … Inzwischen ist es ein Chor aus Hunderten verzweifelter Hydriten, die um Hilfe rufen. Kaum zu ertragen.«
    Rulfan kniff die Brauen zusammen.
    Offenbar stellte sich McKenzies mentale Sensibilisierung zunehmend auf die Gedankenfrequenzen der Hydriten ein. Wenn er nicht lernte, sich dagegen abzublocken, würde er früher oder später durchdrehen.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir helfen könnte« , sagte er in bedauerndem Ton.
    »Du musst versuchen, den telepathischen Empfang zu kontrollieren. Konzentrier dich auf etwas anderes.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    »Versuch es einfach.« Rulfan zuckte mit den Schultern und hob das Fernglas wieder an die Augen.
    Und stutzte. Am Hydrosseum bot sich ihm ein gänzlich verändertes Bild.
    Das Mutterwesen hockte jetzt wie eine riesige Muschel auf dem Kuppeldach des Gebäudes. Quart'ol, Mer'ol und Ul'ba waren nirgends auszumachen.
    Stattdessen hatte sich ein zweites Wechselwesen auf dem Platz vor dem Gebäude niedergelassen - genau dort, wo sich kurz zuvor noch die drei Hydriten befunden hatten. Der Ableger musste zurückgekehrt sein.
    »Meerdu!« , entfuhr es Rulfan. »Das darf nicht wahr sein!«
    »Was ist los?« , ächzte McKenzie.
    »Wir haben was verpasst!« , gab Rulfan zurück. »Das Jungtier ist wieder da, und unsere drei Fischköpfe kann ich nirgends mehr sehen.«
    Dave eilte zu einem Bullauge und blickte angestrengt hinüber zum Hydrosseum.
    »Was geht da vor?«
    Rulfan suchte mit dem Fernglas das Umfeld des Bauwerks ab, aber er entdeckte keine Spur des Hydriten-Trios.
    »Das sieht nicht gut aus« , murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    »Das sieht verdammt nicht gut aus.«
    »Sind sie…« Dave McKenzie wagte es nicht auszusprechen.
    Wulf sprang auf und kläffte. Er spürte die Verzweiflung der beiden Menschen. Rulfan biss sich auf die Unterlippe und versuchte die Nerven zu behalten.
    Ein zweites Mal suchte er mit dem Feldstecher die Umgebung des Hydrosseums ab. Und wieder kein Hinweis auf den Verbleib der Hydriten. Doch während sein Blick zum dritten Mal über die Zone zwischen Hydrosseum und Zentralkuppel glitt, bemerkte er etwas anderes.
    »Das ist gar nicht der Ableger von vorhin!« , stellte er verblüfft fest. »Der war viel kleiner als das Wesen da drüben. Es muss ein drittes Wechselwesen

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