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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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ihn hantieren.
    Offensichtlich zählte Ul'ba die Sprengsätze ab, die er der Strömung überließ.
    Vier . Mal beugte er sich vor, dann zog er sich wieder zurück.
    Die Sprengsätze waren auf maximale Zündverzögerung eingestellt, damit sie die Passage auch ganz durchqueren konnten und ihr Ziel erreichten.
    Quart'ol strebte nach oben und lugte durch die transparente Verschalung der Zentralkuppel. Tief unter sich erspähten seine scharfen Augen einen Schwarm kleiner Gegenstände, die am jenseitigen Ende des Tunnels ins Freie gespült wurden. Sie trudelten langsam hinab auf den Hydrosseumsplatz und verschwanden dort in den Helldunkelschattierungen.
    Im nächsten Moment blähten sich knapp nacheinander vier grelle Glutbälle auf und zerrissen mit ihrem dumpfen Donnern die unnatürliche Stille des Schelfs. Das Dröhnen bebte durch den Granitsockel, auf dem Torkur stand.
    Schlagartig erhellten die Explosionsblitze den Hydrosseumsplatz. Ablagerungen wallten empor und trübten die Sicht. Trotzdem sah man Gewebebrocken aller Größen durchs Wasser wirbeln.
    »Es hat funktioniert!« , jubelte Mer'ol. »Nun dürfen wir der Bestie keine Atempause gönnen!«
    Eilends schwammen sie gemeinsam hinüber zur Passage, um sich wieder mit Ul'ba zu vereinen. Hier hörte man wieder die leisen, durchdringenden Pfeiftöne des fremdartigen Organismus.
    Die Laute klangen schauerlich in den Höröffnungen der Hydriten.
    Gleichzeitig empfingen sie chaotische mentale Schwingungen - ein Beweis dafür, dass sich das Wesen in Agonie befand. Die Sprengladungen mussten ihm furchtbare Wunden gerissen haben.
    »Das hat gesessen« , triumphierte Ul'ba. »Stoßen wir sofort durch!«
    »Nicht ohne Vorkehrungen.«
    Quart'ol zog einen Sprengsatz aus seiner improvisierten Plastikbanderole.
    »Sonst wartet womöglich gleich hinter der Passage ein Tentakel auf uns.«
    Unmittelbar nachdem er kurz hintereinander vier weitere Sprengkörper auf den Weg geschickt hatte, schwang er sich als Erster in den Tunnel. Weil ihn wenig mehr als eine Armlänge vom letzten Sprengsatz trennte, ließ er sich von der prickelnden Strömung treiben.
    Durch aktives Vorwärtsschwimmen hätte er die Sprengsätze wohl noch überholt.
    Da er nun genau wusste, wo die Ladungen detonieren würden, konnte er den Spielraum abschätzen, der ihnen am Ende des Tunnels blieb. Sie durften ihn nicht verlassen, bevor sich die zerstörerische Kraft der Druckwellen abgebaut hatte.
    Über die breite Schulter blickte sich Quart'ol um. Zufrieden sah er, dass sich Mer'ol und Ul'ba dicht hinter ihm hielten.
    Kurz vor der Tunnelmündung fing er sich an der Leibung des Portals ab.
    Hinter seinem Rücken wurde es ein wenig eng, aber seine beiden Begleiter schafften es, nicht gegen ihn zu prallen.
    Aus dem Stollen blickte Quart'ol hinab auf den Vorplatz des Hydrosseums.
    Nach und nach verteilten sich die Sprengsätze, indem sie langsam abwärts sanken.
    Die Vorsicht, auf die er bestanden hatte, zahlte sich aus. Während die Bestie die gerade erlittenen Verletzungen mit neuem Gewebe zu heilen versuchte, quollen nämlich an anderen Stellen der Körpermasse mehrere Tentakelansätze hervor.
    Gleichzeitig spürten die Hydriten, dass die Kreatur zu einem suggestiven Schlag ausholte. Quart'ol rechnete jeden Moment damit, wieder ihre mentale Stimme zu empfangen.
    Vier weitere Detonationen bereiteten den Bemühungen des Geschöpfs ein abruptes Ende. Sie zerrissen ihr Fleisch ein zweites Mal, verstümmelten halb fertige Fangarme. Erneut gellten aus verborgenen Gewebekanälen helle Schmerzlaute.
    Druckwellen brandeten gegen das Lavaportal. Aufgewirbelte Sedimente wallten vorüber. Quart'ol duckte sich, zog den schuppigen Kopf ein. Schwalle von Luftblasen umbrodelten ihn und seine beiden Mitkämpfer. Aber sie blieben unverletzt.
    »Jetzt haben wir die Oberhand!« , keuchte Ul'ba. »Wir dürfen nicht nachlassen !«
    »Wir bekämpfen es weiter aus der Entfernung« , entschied Quart'ol, der das Risiko so gering wie möglich halten wollte. »Übergebt eure Sprengsätze der Strömung!«
    Als Erster stellte Mer'ol den Zünder vier weiterer Sprengpatronen ein. Die kleinen Zylinder lösten sich einer nach dem anderen aus seiner Flossenhand, wurden vom Wasserstrom erfasst und verschwanden im Hinabsinken in der Weite des Hydrosseumsplatzes.
    Aus einem Warzengebilde am Leib des Geschöpfs schoss ein weißlicher Strahl. Nach Ul'bas Angaben schuf es aus diesem klebrigen Auswurf die Kokons, in denen es seine Beute gefangen

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