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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Das ausgerissene Liebespaar
     
    G roße Aufregung! Die Nachricht vom davongelaufenen Liebespaar erregte und erschütterte unsere kleine bäuerliche Dorfgemeinschaft. Einen derart herrlichen Klatsch hatte es seit acht Jahren nicht mehr gegeben. Damals entdeckte die hübsche kleine Penny Prothero, knapp siebzehn Jahre alt, daß sie schwanger war, doch sie weigerte sich, den Namen des Verführers preiszugeben. Ihr Vater hatte öffentlich geschworen, jenen schoflen Schurken zu erschießen, der die Unschuld seiner Tochter auf dem Gewissen hatte. Obgleich, ehrlich gesagt, Pennys Unschuld nicht gerade wie eine uneinnehmbare Festung von ihr verteidigt worden war.
    Die Situation entschärfte sich, als Edgar Round von der Pools-Farm tapfer seine Vaterschaft anerkannte und volle Bereitschaft bekundete, das Richtige zu tun, indem er das Mädchen heiraten würde.
    »Da Teddy Prothero mit der Familie des jungen Edgar befreundet war, und die Pools-Farm immer einen guten Ruf gehabt hatte, tat er das einzig Vernünftige. Er biß sich auf die Zunge und beförderte die beiden so schnell wie irgend möglich vor den Altar«, erinnerte sich Jonathon, unser guter, nicht mehr junger Freund in der >Schmiede<. Diese Gastwirtschaft war das Zentrum einer kleinen Welt, in der wir ansässig waren, seit wir das Leben in der Großstadt London für einen Bauernhof mit dreißig Hektar Land an der Grenze nach Wales eingetauscht hatten.
    Griff, mit den buschigen Augenbrauen, der immer emsige Gastwirt hinter dem Tresen, hielt einen Moment in seiner Geschäftigkeit inne: »Es war eine schöne Hochzeit, Jacky. Wir haben uns dabei um das Essen gekümmert. Sie gaben ein hübsches Paar ab; und als das Baby auf die Welt kam, war es ein kleiner Junge und sah genauso aus wie Edgar.«
    Aber jene beiden Liebenden damals waren sehr jung und voller stürmischer Lebenskraft gewesen. Doch bei dem jetzigen Fall konnte man kaum an Romeo und Julia denken! Alfie Morris vom Blacktree-Hof war mit der Frau seines Nachbarn durchgebrannt. Er hatte die eigene Frau zurückgelassen sowie einen halbwüchsigen Sohn und zwei noch kleinere Kinder. Und Katie Pugh, eine würdevolle Frau mit blonden Haaren, hatte ihren Ehemann Tom und nicht weniger als vier Kinder verlassen; die älteste Tochter war siebzehn und der Jüngste gerade sechs Jahre alt.
    Niemand würde behaupten können, daß unsere kleine Gemeinschaft frei von Sünden war oder daß außereheliche Seitensprünge nie vorkamen. Aber man muß zugestehen, daß sie selten waren! Vielleicht aus dem Grund, weil es in unserer Gegend nur kleine Bauernhöfe gab, Familienbetriebe, in denen die Ehepaare gemeinsam hart arbeiten mußten, wenn sie von dem Ertrag des Bodens leben wollten. Mit Blicken oder auch in Wunschträumen konnte es schon Vorkommen, daß man in fremden Gärten spazierenging, aber die Gelegenheit, dort auch zu ernten, bot sich nur äußerst selten. Auf jeden Fall war die Untreue etwas, wofür die erdverbundenen Einheimischen Verständnis aufbrachten. Es war vielmehr der Verlust von Hof und Familie, der unsere Freunde so niederschmetterte.
    »Warum haben sie alles im Stich gelassen, und wo sind sie abgeblieben?« fragte sich Jonathon mit lauter Stimme,, gefesselt von dieser Neuigkeit.
    Sein Bruder Matthew verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl, ein Zeichen, daß ihm sein arthritischer Rücken weh tat. »Es ergibt überhaupt keinen Sinn, warum sie abgehauen sind. Die hatten schon immer füreinander viel übrig, sogar als sie noch Kinder waren. Sie haben sich hin und wieder in der alten Tithe-Scheune oben auf dem Vicarage-Hof getroffen. Alfies Frau wußte das, Tom Pugh wußte das ebenso wie die meisten Leute in der Gegend. Also warum sind sie dann ausgerissen und machen so was Blödsinniges?«
    Keiner der Anwesenden wußte darauf eine Antwort.
     
    Meine Frau Shirley, schlank und mit kastanienbraunem Haar, backte gerade Kuchen, als ich zu ihr in die Küche trat und den Klatsch weitergab.
    »Meine Freundin Ruth hat mich schon wegen dieser Sache angerufen«, sagte sie, nachdem ich mit meinem Bericht fertig war. »Katie und sie sind zusammen in die Schule gegangen. Eigentlich eine ziemlich romantische Geschichte, findest du nicht?«
    Ihre Reaktion brachte mich durcheinander, denn ich hatte mir eingebildet, sie würde empört sein. Außerdem war es offensichtlich, daß die Früchte ihres Telefongesprächs sehr viel saftiger waren als die meiner Erzählung: sie wußte mehr als ich. So wie sie die Dinge schilderte, hörten die

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