0762 - Aufstand der Cyborgs
Kontrollen. Wir, das heißt Rorvic, Gucky, Ras Tschubai und ich - und natürlich der robotische Säbelzahntiger - waren vor anderthalb Tagen mit der GHOST aus der SOL ausgeschleust worden.
Während die SOL außerhalb der Yolschor-Dunstwolke wartete, pirschten wir uns an die Doppelsonne Yol-Beta heran, die aus einem Roten Riesen und einem schwachleuchtenden gelben Stern bestand.
Die Navigation in diesem Raumsektor war äußerst schwierig.
Nicht nur, daß die Yolschor-Dunstwolke im energetischen Einflußbereich des galaktischen Zentrums mit seinen zahlreichen Hochenergiestürmen lag, wir mußten auch noch darauf achten, daß wir nicht von einem der vollrobotischen Wachschiffe geortet wurden, die das Yol-Beta-System gegen unerwünschte Besucher absicherten.
Die GHOST war allerdings hervorragend dazu geeignet, sich unerkannt anzuschleichen. Ihre neuartigen Anti-Ortungssysteme sollten garantieren, daß wir bis auf Rufweite an einen SVE-Raumer herankommen konnten, ohne angemessen zu werden.
Natürlich war das mit der Rufweite Blödsinn, aber seit irgendein Witzbold von Techno diese Definition aufgebracht hatte, wurde sie immer wieder gebraucht.
„Der reinste Kraftfeldsalat", bemerkte Ras, der mich als Astrogator bei der Steuerung der Space-Jet unterstützte. „Es wundert mich, daß es noch keinen der sechsundzwanzig Planeten von Yol-Beta zerrissen hat."
„Vielleicht zerreißt es Dalaimoc bei unserer Annäherung", erwiderte ich. „Mir tränen schon die Augen vor Zwiebelgestank."
Dalaimoc Rorvic schmatzte, dann sagte er: „Zwiebeln sind gesund, Sie marsianische Schrumpfwachtel.
Wollen Sie mal probieren?"
Er warf eine Zwiebel in meine Richtung. Ich zog den Kopf ein, was zur Folge hatte, daß die Zwiebel mich zwar verfehlte, dafür aber gegen die Innenseite der transparenten Steuerkanzel klatschte und völlig deformiert wurde. Ein paar Saftspritzer trafen mein Gesicht.
Hastig wischte ich mir die Spritzer mit dem Ärmel ab, und wieder einmal schwor ich dem rotäugigen, leichenhäutigen tibetischen Scheusal grausame Rache.
„Ich glaube, ich habe die Zwiebel - an, den Planeten - gefunden!" erklärte ich. „Er kommt gerade hinter der roten Sonne hervor und weist eine enorme Energiemission auf.
Eigentlich sollten die Mucys auf Taatlon ihre Energieerzeuger besser abschirmen, damit sie nicht von zufällig vorbeiziehenden SVE-Raumern angemessen werden."
„Ob Mucys auch Zwiebeln mögen?" überlegte Dalaimoc Rorvic laut. „Ich, werde ein paar für sie übrig lassen, damit sie sie stecken können."
„Wer soll was stecken?" fragte Gucky, der soeben aus der Öffnung des Zentrallifts in die Steuerkanzel schwebte.
„Die Mucys die Zwiebeln in die Erde", erwiderte Rorvic."
„Was sollen sie da?" erkundigte sich der Ilt. „Außerdem ist die Erde weit."
„Wachsen natürlich - und mit Erde meine ich Boden", erklärte der Tibeter. „So macht man das mit Zwiebeln.
Wenn sie zu klein sind, steckt man sie in den Boden. Vielleicht sollte ich das auch einmal mit Captain Hainu ausprobieren."
Er griff nach dem Säbelzahntiger, der in seiner Nähe ausgestreckt auf dem Boden lag und schlief, zog ihn am Schwanz und lachte, als das Tier unbeholfen auf die Beine kam.
„Was meinst du dazu, Walter?" fragte er.
„Krx!" machte das Tier.
Rorvic wölbte die Brauen.
„Komisch, er scheint erkältet zu sein. Solche Laute hat er sonst nie von sich gegeben."
Gucky und ich wechselten bedeutungsvolle Blicke. Wir beide wußten, daß dieser Säbelzahntiger gar kein echter war, sondern eine robotische Nachbildung, und nicht einmal eine besonders gute.
Mein Freund Afan hatte ihn für mich angefertigt, weil mir der echte Säbeltiger Rorvic entlaufen war. Wahrscheinlich hatte auch Ras den Schwindel längst durchschaut. Nur Dalaimoc Rorvic schien noch völlig ahnungslos zu sein.
„Vielleicht hilft ihm eine Zwiebel", sagte ich.
„Seit wann frißt ein Smilodon Zwiebeln?" entgegnete das fette Scheusal mit vollem Mund. „Eher vergreift er sich an einem mumientrockenen Marsianer."
Er zuckte zusammen, als Walter mit einer Vorderpranke spielerisch nach ihm hieb. Aber der Säbelzahntiger hatte es nicht auf den Commander abgesehen, sondern angelte sich nur eine faustgroße Zwiebel und ließ sie in seinem Rachen verschwinden.
„Du wirst Blähungen davon bekommen!" warnte ihn Rorvic.
Das Robottier ließ sich nicht beirren, sondern schnappte sich die restlichen drei Zwiebeln. Danach schnurrte es und ließ dabei am Heck etwas Schmieröl ab.
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