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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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schenken. Was habe ich getan, um von Gott so gestraft zu werden? An manchen Tagen könnte ich schreien vor Unglück. Womit haben wir es verdient, dass unser Leben so zunichte gemacht wird?
    Das Einzige, was mich in diesen bitteren Tagen noch bei Verstand hält, sind die Gespräche mit Johns Freund Charles, der in der Nähe eine Farm unterhält und auf Johns Bitte hin an den Nachmittagen regelmäßig vorbeischaut, um nach dem Rechten zu sehen. Er ist ein alter Freund der Familie und so etwas wie ein zweiter Vater für John. Ich selbst habe ihn ebenfalls schätzen gelernt.
    Charles ist ein solch gütiger, weltgewandter, geduldiger Mann. Nur in der Zeit, die ich mit ihm verbringe, ist es mir momentan möglich, mein eigenes Unglück zu vergessen. Vielleicht werde ich ihn um Rat fragen; er kennt John schon seit Jahren und hat vielleicht eine Idee, wie ich meinen Mann zurückgewinnen kann.
    Ich hoffe, dass meine Verhältnisse sich zum Besseren gewendet haben, wenn ich dir das nächste Mal schreibe. Schließ mich in deine Gebete mit ein!
    In Liebe,
    Charlotte
    ***
    Heute
    Dekan Williams leerte sein Glas und lehnte sich zurück. »Denken Sie darüber nach«, sagte er. »Sie haben die einmalige Gelegenheit, eine echte Attraktion zu besuchen. Wenn Sie Lust dazu haben, können wir noch heute Abend hinfahren.«
    Nicole sah ihn überrascht an. »Sie wollen heute noch zu dem Anwesen?«
    »Na klar«, antwortete Williams, als wäre es das Normalste der Welt, seine Gäste am Tag ihrer Ankunft abends zu einem Geisterhaus zu führen. »Was für einen Sinn hätte es denn wohl, sich ein Spukhaus bei Tag anzuschauen? Die Gespenster kommen doch wohl erst nachts aus ihren Gräbern. Es ist nicht allzu kalt, wir haben einen fast wolkenlosen Himmel und Vollmond - also ideale Voraussetzungen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn ich von der Toilette zurückkomme, haben Sie sich entschieden, ob Sie Interesse an einem kleinen Ausflug haben.«
    Damit stand er auf, zwinkerte ihnen zu und machte sich auf den Weg.
    Nicole lächelte ihren Lebensgefährten an. »Also?«, fragte sie, »was hältst du von der ganzen Sache?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Die Geschichte, die Williams erzählt hat, ist eine wie tausend andere, an denen in der Regel nicht das Geringste dran ist.«
    »Aber?«
    »Aber… ich habe da so ein Gefühl… Ich weiß auch nicht. Diese Sache interessiert mich eben.«
    »Sie interessiert dich, weil vielleicht doch was dran ist.«
    »Was soll ich machen? Für Williams mag dieses Haus nur eine Touristenattraktion sein. Aber wenn wirklich etwas damit nicht stimmt, sollten wir es uns auf jeden Fäll genauer ansehen. Und wenn nicht, machen wir eben einen romantischen Ausflug draus.«
    »Von wegen romantisch! Du bist mit deinen Gedanken schon wieder bei der Arbeit. Ich dachte, dass die Lesereihe vor allem auch so etwas wie ein Urlaub für uns sein sollte.«
    »Höchstwahrscheinlich kriegen wir sowieso nur ein völlig normales altes Haus zu sehen«, erwiderte Zamorra beschwichtigend.
    Nicole lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Und wenn nicht, verbringen wir unsere Zeit in Neuengland im Kampf mit irgendwelchen Gespenstern. Na großartig.«
    Eine Antwort darauf erübrigte sich. Sie hatten beide dringend eine Pause nötig, aber Nicole war sich ihrer Verantwortung ebenso sehr bewusst wie er. Sie hatten eben keine andere Wahl. Also nahm er einfach ihr Gesicht in die Hände, zog sie zu sich heran und küsste seine Gefährtin leidenschaftlich.
    »Na gut«, meinte Nicole, als er sie wieder losließ, »wenn du das so ausdrückst…«
    ***
    »Na komm schon, gib das verdammte Ding weiter«, meckerte David. Irritiert schnaufte Jack und nahm noch einen ausgiebigen Zug, bevor er seinem Freund den Joint reichte.
    Sie hatten alle drei Taschenlampen aufgestellt, sodass der Eingangsbereich einigermaßen hell erleuchtet war. In der unmöblierten Leere des Raumes gewann die Musik aus dem CD-Spieler einen blechernen Hall, den Jack als durchaus passend für ein Spukhaus empfand. Langsam blies er den Rauch aus und konzentrierte sich auf Nick Caves Stimme, die aus den Lautsprechern dröhnte.
    Während er der Musik zuhörte, driftete sein Blick zu Jenny, die gerade die inzwischen leer gerauchte Tüte ausdrückte. Dann lehnte sie sich gegen David, der seinen Arm um sie legte.
    Hör auf!, ermahnte Jack sich selbst. Denk gar nicht erst dran.
    David und Jenny waren jetzt schon drei Jahre zusammen. Als Jack sie

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