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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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ihren Kopf zurück und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Was auch immer hier vor sich ging, eines war jedenfalls klar: Sie wollte nichts damit zu tun haben.
    Sie hörte die Schritte des Mannes, der sich durch das Zimmer bewegte.
    Vorsichtig warf sie einen Blick aus ihrem Versteck. Er stand mit dem Rücken zu ihr an dem Sekretär. Sie hörte ein leises Geräusch und sah eine kleine Flamme. Auf dem Sekretär stand eine Petroleumlampe, die der Mann gerade angezündet hatte. Dann rührte er sich einige Sekunden lang nicht.
    Gerade, als Jenny ihren Kopf ein wenig weiter herausstrecken wollte, um zu sehen, was der Mann da trieb, hörte sie erneut Schritte und zog sich blitzschnell hinter den Sessel zurück. Wieder betrat jemand den Raum. Jenny hörte ein überraschtes Einatmen aus Richtung der Tür. Dann eine leise, weibliche Stimme: »John?«
    Langsam beugte sich Jenny nach vorne und erkannte die schattenhaften Umrisse einer Frau in einem Kleid, das ebenso altertümlich wirkte wie der Anzug des Mannes. Der hatte noch nicht auf die Anwesenheit der Frau reagiert.
    »Ich hätte es mir denken sollen«, flüsterte er endlich.
    »John, was machst du da?«
    »Was ich mache?« Der Mann drehte sich um.
    Im Licht der Petroleumlampe konnte Jenny jetzt erkennen, dass seine Augen blutunterlaufen und seine Gesichtszüge eigenartig verzerrt waren.
    »Was ich hier mache?«, wiederholte er lauter. »Ich lese, was meine Frau so hinter meinem Rücken treibt, während ich in der Stadt bin, um das Geld für ihre Kleider zu verdienen.«
    Die Stimme des Mannes schwoll weiter an, während er sich auf sie zubewegte. »Ich erfahre, was ihre Liebe und Treue in Wirklichkeit wert sind. Ich erfahre, dass meine Frau eine dreckige kleine Hure ist!«
    Die Frau starrte den Mann hilflos an.
    Lauf! dachte Jenny. Kannst du denn nicht sehen, dass er völlig verrückt ist? Lauf weg!
    »Wie oft habt ihr es getrieben, Charlotte? Wie oft?«
    »John, bitte…«
    Mit einem Mal hielt der Mann inne. Ein Schütteln ging durch seinen Körper.
    »Ich habe geahnt, dass es dazu kommen würde«, schluchzte er. »Ich wusste, dass du mich hassen würdest.«
    »O Gott, ich hasse dich doch nicht«, sagte die Frau mit ebenfalls tränenerstickter Stimme. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, hob die Hand, als wollte sie ihn tröstend berühren. »Wir waren hier so glücklich, John.«
    Als ihre Hand seine Wange berührte, sprang der Mann mit einem Aufschrei zurück.
    »Wie könntest du mich nicht hassen?!«, brüllte er und schlug mit geballter Faust gegen den Sekretär. »Was für ein Mann soll das denn sein, der keinen Sohn zeugen kann? Ich habe doch gespürt, wie du mich angesehen hast! Du hältst mich für einen Versager, so wie alle es tun!«
    Plötzlich ergriff er einen Gegenstand vom Sekretär. »Ich kann einfach nicht mehr, Charlotte«, sagte er leise. In seinen Augen standen Tränen »Das alles muss endlich vorbei sein, verstehst du?«
    Jenny sah den Gegenstand in seiner Hand aufblitzen, als er ihn über seinen Kopf hob. Es war ein Brieföffner in Form eines großen Dolches.
    Mit einem seltsam hohen Kreischen stürzte sich der Mann auf die Frau, die ihn nur wie in Trance anstarrte. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, als die spitze Klinge des Brieföffners oberhalb des Schlüsselbeins in das weiche Fleisch ihres Halses eindrang. Blut schoss aus der Wunde und spritzte auf ihren Mörder.
    Sie sackte zusammen. Für ein paar Sekunden konnte sie sich noch auf den Knien halten. Mit stillem Vorwurf starrte sie ihren Mann an.
    Dann kippte die Frau um wie ein gefällter Baum. Ihr Kopf prallte mit einem dumpfen, hohlen Klang auf die Holzdielen. Während eine Blutlache sich um ihren Körper herum bildete, sahen ihre toten Augen in Jennys Richtung.
    Während Jenny sich auf die Faust biss, um den Schrei zu ersticken, der sich in ihr aufbaute, kniete sich der Mann in die Blutlache neben seine Frau. Er hob den Arm, das Messer in der Hand. Die Klinge blitzte kurz im Schein der Petroleumlampe auf. Dann fuhr sie hinab. Immer und immer wieder stach John O’Donaghan auf den toten Körper seiner Frau ein.
    Das schmatzende Geräusch des Messers, das in das weiche Fleisch des längst toten Körpers eindrang, erfüllte in rhythmischen Abständen den Raum, während Jennys Zähne sich immer tiefer in ihre Faust eingruben…
    ***
    Schlamm spritzte mit einem lauten Klatschen von den Reifen des Autos, als Williams in voller Fahrt durch eine Pfütze fuhr.
    »Also war Charlotte

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