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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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inne.
    »Charlotte…?«, begann er, beinahe zu leise, dass sie ihn hätte verstehen können. Aber Charlotte drehte sich zu ihm um und er sah, dass ein verträumtes Lächeln ihre Lippen umspielte.
    Sie schüttelte den Kopf und musterte ihn ein paar Sekunden lang, die ihm eine kleine Ewigkeit waren.
    Dann rief sie aus: »Dieser Ort ist der schönste, den ich jemals gesehen habe!«
    Und mit diesen Worten lief sie auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Hals.
    John war wie gelähmt. Er hatte so oft von der ersten Berührung geträumt, dass er jetzt unfähig war, darauf zu reagieren. Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und zwang sich, seine Arme zu heben und die Umarmung zu erwidern. Für einige Augenblicke, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen, blieb er so stehen, versunken in sein Glück.
    Dann ging ein erneuter Ruck durch ihn. Er durfte nicht in dieser Umarmung versinken, durfte seinen Plan nicht vergessen. Wenn er jetzt nicht den Mut dazu aufbrachte, würde er es nie tun.
    Widerstrebend befreite er sich von ihr und machte einen Schritt zurück. »Ich bin froh, dass es Ihnen hier gefällt, Charlotte, denn ich…«
    Und damit stockte er. Die Worte, die er gewiss tausendmal vor dem Spiegel einstudiert hatte, wollten ihm nicht über die Lippen kommen, als er nun endlich in ihre Augen blickte.
    Fragend hob sie eine Braue.
    Er schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern. »Charlotte«, sagte er endlich. »Ich glaube, dass nicht viele Menschen im Leben eine Chance haben, wirklich glücklich zu werden. Tagtäglich sehe ich um mich herum Männer und Frauen, für die dieser Augenblick vorbei ist, für die das Glück in unerreichbare Ferne gerückt ist. Und ich habe mir vorgenommen, dass ich, wenn für mich der Zeitpunkt gekommen ist, nicht zögern, sondern mit beiden Händen zupacken und nie wieder loslassen werde.«
    Er musste schlucken, bevor er fortfahren konnte. »Aus diesem Grund wage ich es jetzt, diese Worte auszusprechen. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass wir uns erst seit kurzem kennen, und die meisten Leute würden mich als unvernünftig und impulsiv bezeichnen. Ich habe Ihnen diesen Ort aus einem bestimmten Grund gezeigt, Charlotte. Ich habe dieses Land gekauft, und zwar in der Absicht, hier ein Haus zu bauen. Für mich und für die Frau, die ich liebe. Und, so Gott will, um eine Familie zu gründen.«
    Es war ihm unmöglich, Charlottes Blick zu entschlüsseln. Es war Überraschung, gewiss, und ein tiefes Gefühl lag darin. Aber welches dies sein mochte, konnte er nicht sagen. Was, wenn sie ihn auslachen würde? Vielleicht hätte er nichts sagen, hätte zumindest noch warten sollen. Aber es war so oder so zu spät, um umzukehren; die Worte waren ausgesprochen, und nun musste er es zu Ende bringen.
    John O’Donaghan atmete tief durch, kniete vor ihr nieder und griff in die Tasche seiner Weste. »Charlotte«, sagte er, während er das mit Samt ausgeschlagene Kästchen aus Mahagoniholz öffnete, »willst du meine Frau werden?«
    ***
    Heute
    »Tatsächlich«, fuhr Professor Zamorra in seiner Vorlesung fort, »ist über die Alchemie des Mittelalters wenig bekannt. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei allem, was von der mittelalterlichen Gesellschaft bis ins späte Hochmittelalter bekannt ist, um beinahe ausschließlich mündliche Überlieferungen handelt. Die meisten erhaltenen Schriftstücke aus dieser Zeit sind offizielle Urkunden oder Ähnliches, da im Großen und Ganzen nur Angehörige des klerikalen Standes lesen oder schreiben konnten. Dementsprechend entstanden viele Texte, die heute zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Magie herangezogen werden, erst Generationen später. Nehmen Sie zum Beispiel die Passagen über die Herstellung eines Homunculus in Goethes Faust II. Wir sind uns nicht sicher, welche Quellen Goethe bei seiner Recherche benutzt hat, und daher ist es schwer zu sagen, was bei dem Prozess, den er beschreibt, auf ältere Überlieferungen zurückgeht und wie viel er selbst hinzugedichtet hat…«
    Damit war Zamorras Vortrag für heute beendet. »Weitere Fragen?«
    Der Hörsaal C der Universität von New Hampshire in dem kleinen Städtchen Durham bot Platz für etwa 300 Menschen und war immerhin zu drei Vierteln besetzt. Obwohl Zamorras Themen an den meisten Hochschulen vom Forschungsstandpunkt aus eher einige wenige Studenten der Nischenfächer interessierten, kamen oftmals viele Studenten aus purer Neugier, wenn er über Themen wie »Alchemie und Zauberei in

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