Mehr Sex weniger Abwasch
Einleitung
Der attraktive 38-jährige Unternehmer Robert aus San Francisco wollte unbedingt Sex. Nicht zuletzt deshalb, weil er einige harte Wochen hinter sich hatte: Einer der Hauptinvestoren seiner Getränkefirma war abgesprungen, sein Marketingleiter war zu einem Konkurrenzunternehmen abgewandert und obendrein hatte ihm ein Zulieferer am Nachmittag eröffnet, in Zukunft den doppelten Preis verlangen zu wollen.
Joanne hingegen, Roberts Frau, war nicht im Geringsten nach Sex zumute. Sie war genervt, hatte den ganzen Tag auf Konferenzen mit schlecht gelaunten Teilnehmern zugebracht, das Mittagessen auslassen müssen und hätte um ein Haar auch noch einen Unfall gebaut, als sie die Kinder vom Sport abholte. An diesem Abend wollte sie nur noch eines: es sich vor dem Fernseher gemütlich machen, Chips in sich hineinstopfen und früh zu Bett gehen.
Hätte Joanne mit Robert schlafen sollen?
Ja klar, würde seine Antwort lauten.
Sie war schließlich seine Ehefrau, in drei Herrgottsnamen. Da war ein gelegentliches Schäferstündchen doch wohl kaum zu viel verlangt, insbesondere, da Robert fix und fertig und das letzte Mal auch schon wieder drei Wochen her war. Merkte sie denn nicht, dass er gewisse Bedürfnisse hatte?
Hätte Joanne mit Robert schlafen sollen?
Nein, auf keinen Fall, würden Joannes Freundinnen sagen. Wäre ja noch schöner, jedes Mal zur Stelle zu sein, wenn ihm danach war. Joanne war doch keine Konkubine. Sie musste Robert Grenzen setzen und auf ihre eigene sexuelle Lust hören. Merkte er denn nicht, dass sie auch einen harten Tag hinter sich hatte?
Hätte Joanne mit Robert schlafen sollen?
Ja? Nein? Es gibt noch eine dritte Antwort auf diese Frage. Die Antwort des Ökonomen. Er würde Joanne raten, sich von allem inneren Unmut frei zu machen, nicht ständig darüber Buch zu führen, wer gerade müder ist oder mehr Lust auf Sex hat, die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren und sie als ganz einfache Kosten-Nutzen-Analyse zu betrachten: Wiegen die Marginalkosten (etwas weniger Schlaf) schwerer als der Nutzen (ein glücklicher Ehemann und ein harmonisches Zuhause)? 1
Willkommen bei Mehr Sex, weniger Abwasch: der Kunst, wirtschaftliches Denken zu nutzen, um Konflikte zu minimieren und die Gewinne in der größten Investition Ihres Lebens – in Ihrer Partnerschaft – zu maximieren.
Warum Ökonomie – warum nicht, sa gen wir m al, Aromatherapie?
Was hat Ökonomie mit unserem Alltagsleben zu tun? So gut wie nichts, würden wohl viele Menschen sagen; es handelt sich dabei um eine langweilige, undurchsichtige und belanglose Angelegenheit. Und damit liegen sie gar nicht so falsch. Nicht umsonst bezeichnet man die Ökonomie auch als » trockene Wissenschaft«. Wirtschaftswissenschaftler sind bekannt dafür, seitenweise Papiere mit unverständlichen Gleichungen, griechischen Hieroglyphen und Begriffen wie Autarkie (wirtschaftliche) Unabhängigkeit, Satisficing (Anspruchserfüllung) oder Monopson (durch einen Käufer kontrollierter Markt) zu füllen – damit keiner mehr durchblickt, was sie eigentlich meinen.
Dabei ist die Ökonomie in ihrem Kern weitaus simpler. Sie erforscht, wie Menschen, Unternehmen und Gesellschaften knappe Ressourcen verteilen. Und damit kreist sie um genau das gleiche Rätsel, das Sie und Ihr Partner in einem fort zu lösen suchen: Wie lassen sich die begrenzten Ressourcen an Zeit, Energie, Geld und sexueller Lust einsetzen, damit man ein erfülltes Beziehungsleben haben kann?
Überlegen Sie mal: Sie sind zwei anspruchsvolle, eigenwillige und oft gestresste Erwachsene, die beschlossen haben, zusammen zu leben, zusammen erfolgreich zu sein, vielleicht auch zusammen Kinder zu haben und, mit etwas Glück, zusammen alt zu werden. Keine leichte Sache! Denn im Grunde genommen ist eine Partnerschaft eine Art Geschäft. Ein Geschäft, das sich zu Boomzeiten zwar prächtig entwickelt, sich hin und wieder aber auch anfühlt wie ein Marathonlauf am Morgen nach einer durchzechten Nacht – wie anstrengende Arbeit eben.
Allerhand Arbeit.
Als da wäre die Verwaltungsarbeit, die ständig darum kreist, das traute Heim instand zu halten – was sich für zwei Menschen sehr viel komplizierter gestaltet als für einen alleine. Der eine räumt immer sofort hinter sich auf, der andere hinterlässt eine Spur von Brotkrümeln, stört sich nicht an ungemachten Betten oder lässt seine verschwitzten Sportklamotten herumliegen. Sind dann auch noch Kinder da, muss ein Elternteil immer hinterher sein,
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