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0779 - Der Nebelwolf

0779 - Der Nebelwolf

Titel: 0779 - Der Nebelwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ab. Sie waren wie eine gewaltige Flut, die sich durch nichts in der Welt aufhalten ließ.
    Meine Sohlen kratzten über den dunklen Boden. Hin und wieder zeigte er Risse und Spalten, als wäre er von innen ausgetrocknet worden, was ich mir nicht vorstellen konnte.
    Hoss Ivory war stehen geblieben. »Wenn Sie eine Lampe haben, schalten Sie sie ein«, sagte er. »Ich habe meine leider im Boot vergessen. Schauen Sie sich ruhig um.«
    »Das werde ich auch.« Eigentlich brauche ich die Lampe nicht, denn auch so hatte ich gesehen, in welch einer Umgebung wir uns aufhielten. Wir standen tatsächlich auf einem alten Friedhof. Der Lichtfinger meiner Bleistiftleuchte glitt über das morsche, raue Gestein hinweg, und ich sah mich praktisch umzingelt von zahlreichen Grabsteinen. Es waren mindestens zehn.
    Sie alle sahen irgendwie gleich aus, bestanden aus verwittertem Gestein, waren aber von unterschiedlicher Größe. Kreuze sah ich nicht, es gab nur diese kantigen Steine, die nach so langer Zeit schief im Untergrund standen.
    Es war eine gruselige und makabre Umgebung, besonders wenn ich daran dachte, dass wir uns praktisch mitten im Sumpf befanden.
    Je länger ich darüber nachdachte, umso ungewöhnlicher und seltsamer fand ich diesen Friedhof schon, der in einer bedrückenden Stille lag, als wollte selbst der Wind die hier ruhenden Toten nicht stören.
    Hinzu kamen die blattlosen Bäume mit ihrem starren Geäst. Sie umstanden die Grabsteine wie Totenwächter, ohne sie allerdings richtig beschützen zu können. Ich löschte die Lampe wieder und hörte Hoss Ivory schwer atmen. Er wischte über sein Gesicht, als er flüsterte: »Haben Sie es gesehen, John?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Was sagen Sie?«
    »Ein Friedhof, Hoss. Ich bleibe bei der Meinung. Es ist ein alter Friedhof.«
    Er nickte versonnen, als er sich etwas drehte, um sich mit dem Rücken gegen einen Grabstein zu lehnen. »Ja, da haben Sie Recht. Es ist ein Friedhof.«
    »Ein ungewöhnlicher«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist falsch ausgedrückt, John. Dieser Friedhof ist nicht nur ungewöhnlich, er ist schaurig, er ist unheimlich, er ist böse!« Das letzte Wort betonte er besonders und wiederholte es noch einmal. »Ja, er ist böse, John, sehr böse sogar. Einfach grauenhaft.«
    Ich hob die Schultern. »Sorry, das kann ich nicht so beurteilen. Doch Sie werden Ihre Gründe haben.«
    »Die habe ich. Zuvor eine Frage: Spüren Sie nichts von dieser anderen Atmosphäre?«
    Ich zögerte etwas, bevor ich sagte: »Im Prinzip nicht. Nun bin ich kein besonders ängstlicher Mensch, was in meinem Job begründet liegt, aber…«
    Er unterbrach mich. »Dieser Friedhof hat keine Berechtigung, John. Er darf nicht sein.«
    Das war mir zu hoch. »Aber er ist da, Hoss. Wie können Sie sagen, dass er nicht…?«
    »Lassen Sie mich ausreden, bitte.« Ivory holte tief Luft. »Dieser Friedhof darf nicht sein, und das hat auch über Jahrhunderte hinweg seine Berechtigung gehabt. Was ich Ihnen jetzt sage, klingt unwahrscheinlich, ist aber eine Tatsache. Diesen Friedhof gibt es erst wieder seit knapp drei Wochen. Vorher war er nicht vorhanden, John Sinclair. Wissen Sie jetzt, weshalb ich Ihnen Bescheid gesagt habe? Er ist wie aus dem Nichts erschienen…«
    ***
    Hoss Ivory hatte eine für sein Verständnis lange Rede gehalten, und alssie beendet war, da stöhnte er auf, senkte den Kopf und machte den Eindruck eines Menschen, der aufgegeben hatte.
    Ich sagte erst einmal nichts, nicht, weil ich nicht wollte. Mir fehlten einfach die Worte, denn auf diese Überraschung war ich nicht gefasst gewesen. Ich ließ Hoss stehen und bewegte mich über das Gelände, wobei ich fast jeden Grabstein berührte und mich davon überzeugen wollte, dass sie auch echt waren.
    Hier gab es keine Kulisse. Das hier war alles echt und ich spürte unter meinen Fingern den Widerstand. Die letzten Erklärungen des Mannes strömten mir immer wieder durch den Kopf, wobei ich mich auch fragte, ob ich Hoss glauben sollte.
    Doch, das musste ich. Ivory war kein Spinner und auch kein Träumer. Er war ein Mensch, der unbeirrbar seinen Weg ging und sich von nichts abhalten ließ. Hoss stand mit beiden Beinen auf der Erde.
    Der machte nicht die Pferde scheu, so gut hatte ich ihn mittlerweile kennen gelernt. Welchen Grund hätte er haben sollen, mir hier einen Bären aufzubinden? Überhaupt keinen. Wenn er sagte, dass es den Friedhof vor einiger Zeit noch nicht in dieser Form und sichtbar gegeben hatte, dann wollte

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