0781 - Die Hexe von Hilversum
nicht bei einer Katze, sondern bei einer anderen Person.
Aber bei welcher, zum Henker?
Piet de Rijber war durcheinander. Er gelangte zu keinem Ergebnis.
In seinem Kopf drehte es sich, und hinter seiner Stirn hämmerten die Gedanken wie schwere Schläge.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzstrahl!
Ja, es waren ihre Augen.
Die Augen der Hexe Linda Vermool. Zwischen ihren Augen und denen der Katze gab es keinen Unterschied. Das gleiche Blaugrün, die gleiche Härte, die sie ausstrahlten. Piet schüttelte sich innerlich, denn wieder dachte er an Lindas Gesicht auf dem Bildschirm.
So wie diese Katze hatte auch sie ihn angestarrt. Ebenso gnadenlos, so verflucht anders, so…
Die Katze schlug zu.
Lässig sah es aus, wie sie ihre rechte Vorderpfote anhob. Doch die Bewegung war blitzschnell, sodass er nicht mehr ausweichen konnte. Die Krallen trafen seine rechte Wange und verletzten auch das Augenlid.
Er schrie auf.
Der Schmerz war schlimm. Blut sprudelte aus der Wunde. Auf dem linken Auge war er im nächsten Moment blind. Der Schmerz wühlte sich weiter bis tief in seinen Kopf hinein. Er konnte nichts, aber auch gar nichts begreifen, er konnte nur immer wieder jammern und sich fragen, warum gerade er diesen Schmerz ertragen musste.
Das störte die beiden Katzen wenig, denn sie attackierten ihn weiter. Diesmal war es das Tier unter der Bettdecke, das sich schneller bewegte und dann zuschlug.
Die Krallen wischten über seinen nackten Bauch hinweg, sie rissen die Haut dort auf und hinterließen lange, blutige Streifen, die aussahen wie eine Tätowierung.
Er schrie wieder.
Der nächste Schlag der Katze schrammte über seinen Kopf. Haare verfingen sich in den gebogenen Krallen, die Katze zerrte daran und riss einige der dunklen Strähnen aus.
Das machte Piet de Rijber mobil.
Plötzlich wusste er, dass er nicht auf dem Bett liegen bleiben durfte. Hilfe hatte er nicht zu erwarten, die Katzen waren lautlos ins Haus gelangt und würden es ebenso lautlos wieder verlassen.
Er wälzte sich weiter nach rechts und sah nicht, wie nahe die Kante schon war. De Rijber rollte darüber hinweg. Er schrie auf, als er fiel. Mit einem dumpfen Laut landete er auf dem hochflorigen Teppich neben dem Bett, blieb aber nicht liegen. Er ignorierte den Schmerz und kroch auf allen vieren durch das Schlafzimmer, um die Tür zu erreichen. Er musste raus, in ein anderes Zimmer gelangen und sich dort eine Waffe besorgen. Ansonsten zerfleischten sie ihn.
Hinter ihm war eine Katze vom Bett gesprungen. Die andere lauerte noch am Rand der Matratze und verfolgte den Weg des kriechenden Mannes. Sie fauchte kurz vor dem Sprung.
Dann stieß sie sich ab. Zielsicher landete sie auf dem Rücken Piet de Rijbers.
Er spürte den Druck der mörderischen Krallen, die über seine nackte Haut kratzten, und dann verspürte er Bisse und Pfotenschläge in seinem speckigen Genick.
Piet konnte nicht weiter. Er brach zusammen. Kaum auf dem Bauch liegend, stemmte er sich wieder hoch. Er wollte durch diese Bewegung das Tier abschütteln.
Es klappte nicht. Die Katze hatte ihre Krallen tief in die Haut an seinem Nacken gebohrt, sie klammerte sich dort fest, und dann war das zweite Tier ebenfalls da.
Diesmal dicht vor ihm.
Er sah es, und er sah auch, dass es bereits zum Sprung angesetzt hatte.
Ihr Ziel war sein Gesicht!
Im nächsten Augenblick erlebte Piet de Rijber das Grauen. Beide Katzen schlugen zu, malträtierten ihn, und er, der zu viel Übergewicht hatte, konnte sich kaum wehren. Er war viel zu langsam. Seine Arme bewegten sich wie schwere Schläuche, als er damit um sich schlug. Die Katzen störte das nicht. Sie ließen von ihrem Opfer nicht ab, sie attackierten ihn weiter. Sie waren nicht zu stoppen. Sie fetzten seine Haut auf, sie bissen sich an ihm fest, sie nahmen seinen gesamten Körper in Besitz und waren für ihn nur fauchende, kratzende und schreiende Bündel.
Beide Tiere ließen sich Zeit. Es schien, als wollten sie all die Personen rächen, die unter dem Mann gelitten hatten. Für Piet wurde es ein schrecklicher Todeskampf, aus dem er erst nach langer Zeit erlöst wurde…
***
Man fand ihn am anderen Tag.
Der Leibwächter, der in das Schlafzimmer trat, erlitt fast einen Schlaganfall. Das sollte bei einem Mann, der zwei Morde auf dem Gewissen hatte, schon etwas heißen.
Im Zimmer sah es aus wie in einem Schlachthaus. Und überall Fleisch und Blut…
***
Dienstreise hieß es offiziell, was Jan de Rijber nach Asien führte. Er selbst hatte
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