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0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie allein hielt sich in der Finsternis auf und stand in der Mitte des Raumes, wo sie den Hexenkreis gezeichnet hatte, dessen Rand sie mit einem Pulver bestreut hatte. Die Gestalt der Frau war nicht zu sehen. Die Dunkelheit schluckte alles, nur die Stimme konnte sie nicht überdecken. Sie drang rau und böse durch die Finsternis und tanzte als Echo über die Wände. Es waren schlimme Worte für die Eingeweihten. Flüche und Bannsprüche. Die Hexe wechselte von ihrer Muttersprache ins Lateinische, sie tat es mit einer ungeheuren Intensität, sie wollte diesen Tierzauber über den Verfluchten bringen und ihn auf schreckliche Art und Weise töten. Er hatte sie gedemütigt, er hatte sie entehrt und versucht, seine Macht auszunutzen.
    Nicht bei ihr, nicht bei Linda Vermool!
    Da hatte er sich geirrt, und er würde diesen Irrtum mit dem Leben bezahlen.
    Die Hexe redete weiter. Stoßweise manchmal, unterbrochen von schweren Atemzügen. Dabei spürte sie genau, wie sie sich selbst aufputschte, wie sich das Blut durch die Adern bewegte, als würde es anfangen zu kochen. Es rauschte in ihren Kopf hinein, verursachte dort dröhnende Laute. Der Mund der Frau stand weit offen, während sie ihren Kopf zurück in den Nacken geworfen hatte.
    Keuchen, sprechen, schreien und fluchen. Sie mischte alles ineinander, stampfte zweimal mit den Füßen auf, bewegte sich dann innerhalb des Kreises, holte aus einer Tasche ihres Kleides die Schachtel mit den Zündhölzern hervor und riss ein Stäbchen an.
    Blass zuckte die Flamme in die Höhe. Sie tanzte für einen Moment, obwohl kein Windzug wehte, und Linda schirmte sie mit der freien Hand ab. Dann bückte sie sich. Sehr langsam ging sie in die Knie und achtete dabei sorgfältig auf die Flamme, die sich an dem langen Zündholz immer weiterfraß, aber noch nicht erlosch.
    Der letzte Rest zuckte über das Pulver.
    Sofort fing es Feuer!
    Es zischte und puffte auf, während sich Linda Vermool aufrichtete. Ihr blondes Haar nahm einen anderen Farbton an. Im Widerschein des brennenden Pulvers schimmerte es grün und blau, vermischt mit schwarzen, zuckenden Flecken, die sich auch wie Pestbeulen auf ihrem fein geschnittenen Gesicht verteilten.
    Ein ebenmäßiges Gesicht, ein schönes Gesicht, das zu diesem Zeitpunkt allerdings zu einer bösen Fratze verzerrt war. Hass sprühte in den blaugrünen Augen. Hass auf einen bestimmten Mann, und Linda riss beide Arme hoch. Über ihrem Kopf legte sie die Handflächen zusammen. Sie sprach weiter, sie schrie dabei, der Flammenkreis hüllte sie ein, und zäh wallende Rauchschwaden umgaben sie wie Nebel.
    Viele Worte waren in den letzten Minuten über ihre Lippen geströmt. Eines aber wiederholte sie immer wieder.
    Tod – Tod – Tod…!
    ***
    Dass Piet de Rijber auf Kosten seines Bruders lebte, machte ihm überhaupt nichts aus. Er wusste, dass ihn andere Leute einen Schmarotzer nannten, nur waren diese Typen so feige, es nicht dann zu sagen, wenn Piet oder Jan es hören konnten. Besonders Jan de Rijber nicht, denn er war eine Größe in der Unterwelt von Hilversum.
    Sein Einfluss reichte bis nach Amsterdam, und wenn er einen Schnupfen hatte, dann schneuzten sich zahlreiche andere Gangster gleich mit.
    Jan war brutal, er war ein menschliches Schwein, er vereinigte eigentlich alles Negative in sich, und er hatte obendrein noch eine große Macke: Er liebte seinen Bruder Piet abgöttisch. Er hatte den Eltern versprochen, für ihn zu sorgen, und das tat er mit einer wahren Inbrunst. Piet konnte sich alles erlauben. Jan steckte ihm so viel Geld zu, wie Piet haben wollte. Piet führte ein Leben in Saus und Braus, und das Wort Arbeit kannte er nur vom Hörensagen. Er wollte nicht einmal daran denken, das war etwas für andere, nicht für ihn. Er mischte nicht einmal bei den Drogen-Deals seines Bruders mit. Für ihn gab es nur das feine, faule und satte Leben, was natürlich auf die Figur schlug.
    Piet de Rijber war im Laufe der Jahre immer fetter geworden. Er hatte sich die Pfunde regelrecht angefressen, er war unersättlich, und das nicht nur beim Essen. Er trank auch viel und war der Meinung, dass er auf den dritten großen Genuss ebenfalls nicht verzichten sollte.
    Frauen! Von ihm auch verächtlich Weiber oder kleine Nutten genannt. Menschen, denen er keine Achtung entgegenbrachte. Er behandelte sie wie den letzten Dreck, er erniedrigte sie nicht nur mit Worten, und dann hatte er seinen Spaß, wenn sie taten, was er von ihnen verlangte. Die Frauen wurden ihm von

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