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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Schein der bunten Baumlichter und leuchteten in verschiedenen Farben.
    »Ich bin müde.«
    »Ehrlich?« Bill lachte und schlug mir auf den Rücken. »Das finde ich super.«
    »Wieso das?«
    »Ganz einfach, John.« Er schob mich auf die Haustür zu. Ich sah Sheila hinter dem erleuchteten Fenster, sie winkte mir zu. Ich winkte zurück. »Es ist ein Zeichen dafür, dass du schon etwas von der Erholung spürst, die dich hier überkommt. Oft ist man doch am ersten Urlaubstag richtig aufgekratzt. Das passiert dir hier nicht, weil hier die Natur mit der Seele des Menschen in einen Gleichklang gerät. Ich habe das schon bei der Ankunft gespürt. Jetzt kann ich auch Brett Gibson verstehen, dass er so gern herkommt.«
    Wir standen im Flur, wo ich meine Jacke an den Haken hängte und auch die Schuhe auszog. Zum Glück merkte Bill mein verzogenes Gesicht nicht, denn die getroffenen Stelle schmerzte stärker, als ich sie berührte. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich hinlege, Bill?«
    »Nein, nicht. – Moment mal, jetzt schon?«
    »Ja, ich bin müde.«
    »Keinen Kaffee mit Rum oder Kognak?«
    »Später vielleicht. Außerdem möchte ich eure Zweisamkeit nicht stören, Bill.«
    »Das ist doch Quatsch.«
    »Im Ernst, ich bin etwas erschöpft.«
    »Wo hast du dich denn herumgetrieben?«
    Ich lächelte. »Rate mal…«
    »Hm – unten im Ort?«
    »Nein, im Wald.«
    »Ach!« Der Reporter staunte. »Das ist ja ein Ding! Da waren wir auch. Warum haben wir uns nicht gesehen?«
    »Ich war an einer anderen Stelle, wo sich keine Langläufer herumgetrieben haben.«
    »Herumgetrieben, wie sich das anhört. Was hast du gegen uns?«
    »Nichts, ich wollte nur meine Ruhe haben und nicht auf Loipen Acht geben müssen.«
    »Ja, das kann ich verstehen. Hast du denn Zeit gefunden, um mal in dich zu gehen?«
    Ich dachte an meinen linken Fuß und log bei der Antwort. »Und ob, es war sehr still.«
    »So etwas tut gut.« Bill schnippte mit zwei Fingern, strich dann sein Haar zurück und fragte: »Heute Abend bist du doch unten? Ich meine, du kommst doch zu uns?«
    Sheila verließ die gemütliche Küche. Sie hatte die letzte Frage gehört.
    »Tut mir Leid, es ist geändert worden.«
    »Ach ja?«
    Sie nickte. Noch immer war ihr Gesicht leicht gerötet. Sie machte einen frischen Eindruck. »Ja, es lag an den Gibsons. Ihre Kinder wollen nicht allein bleiben.«
    Bill verdrehte die Augen. »So klein sind sie auch nicht mehr.«
    »Stimmt, aber Davy hatte in der vergangenen Nacht ein Gesicht am Fenster gesehen. Er hat einen so tiefen Schreck bekommen, dass er vorerst in der Nähe seiner Eltern bleiben will.« Sie hob die Schultern. »Da kann man nichts machen.«
    »Ein Gesicht?«, fragte ich.
    »So habe ich es gehört.«
    »Doch nicht von einem Freund oder Bekannten – oder?«
    »Nein, nein, John, das wäre für den Jungen kein Grund gewesen, Angst zu haben. Es war ein Fremder.«
    »Ein Feriengast, der sich verlaufen hat?«
    »Am Fenster des ersten Stockes?«, fragte Sheila.
    Ich schwieg, auch Bill gab keinen Kommentar. Irgendwie kam uns diese Ruhe peinlich vor. Jeder schien ein bedrückendes Gefühl zu haben, doch niemand wollte es aussprechen, weil man ja Urlaub hatte und sich nicht die Stimmung verderben wollte.
    »Ich schaue dann mal nach dem Kaffee«, sagte Sheila und verschwand wieder in der Küche.
    Bill blieb noch und hörte, wie ich wieder nach dem Gesicht fragte.
    »Hat er es denn beschreiben können?«
    »Ja, in etwa.«
    »Wie sah es denn aus?«
    »Verdammt noch mal, John, warum interessiert dich das so plötzlich? Bist du wieder voll im Jobstress? Denkst du daran, dass uns eine andere Macht den Urlaub verderben könnte?«
    Ich schaffte ein Lächeln. »So ist das nicht, Bill.«
    »Sondern?«
    »Nicht sauer werden«, erklärte ich ihm in ruhigem Tonfall. »Es ist einfach das gesunde Misstrauen eines Polizeibeamten.«
    »Das man auch übertreiben kann.«
    »Gebe ich gern zu.« Ich machte mich auf den kurzen Weg zur Treppe und hoffte, nicht humpeln zu müssen. Vor der ersten Stufe blieb ich stehen, weil ich wusste, dass mir mein Freund nachschaute.
    Ich drehte mich um und hatte mich nicht getäuscht.
    »Ist noch was?«
    »John«, sagte er leise. »Ich kenne dich nicht erst seit gestern.« Er kam auf mich zu. »Sondern schon etwas länger. Da ist doch was im Busch, wenn du so fragst.«
    Ich lehnte mich gegen den runden Geländerknauf am Ende der leicht gebogenen Stange. »Ich weiß nicht, wie du darauf kommst.«
    »Eben weil ich dich schon

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