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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es.«
    »Das weißt du?«
    »Leider ja.« Pinky stand auf. »Wir haben uns gut verstanden, Hochwürden. Ich mache mir Sorgen um Sie. Ich habe hier eine Kälte gespürt, die mit der winterlichen nichts zu tun hat. Sie kennen mich nur als Penner, aber es gab Zeiten, wo ich nicht auf der Straße gelebt habe. Sie liegen noch gar nicht so lange zurück, und da habe ich gelernt, auf gewisse Vorzeichen zu achten. Ich habe mich mal mit Mystik beschäftigt, deshalb können Sie sich auf mich verlassen.« Er zog seinen alten Fischgrätmantel über. »Deshalb rate ich Ihnen, Hochwürden, vorsichtig zu sein. Nehmen Sie nichts auf die leichte Schulter.« Pinky verließ den Raum und betrat den schmalen Flur, wo er seinen alten Rucksack abgestellt hatte, der seine Habseligkeiten enthielt. Er nahm ihn hoch und hängte ihn über seine linke Schulter.
    »Nichts für ungut, Hochwürden, vielen Dank für das Essen, und geben Sie auf sich acht.« Er öffnete die Tür und trat hinaus.
    Reverend Peters war wie vor den Kopf geschlagen. Er wollte Pinky noch etwas nachrufen, doch der ging mit raschen Schritten den schmalen Weg entlang, um die Straße zu erreichen, die nach einigen Meilen in den nächsten Ort führte.
    Peters ging wieder zurück in das Zimmer. Als er sein noch fast gefülltes Glas anhob, zitterte seine Hand.
    Pinky Eagle hatte Recht gehabt. Es lag etwas in der Luft. Etwas Böses – und Tödliches…
    ***
    Mehr als eine Stunde später.
    Der Himmel hatte sich bezogen, was nicht allein an der Dämmerung lag, sondern auch an den dicken, grauen Regenwolken, die wie eine gewaltige Last wirkten. Zudem war Wind aufgekommen, nicht sehr kalt, aber böig und auch irgendwo feucht. Er wehte gegen die Mauern der Kirche, fing sich an den Ecken und Kanten, wo er dann winselte wie ein Hund, der nach seinem Herrn jammerte.
    Reverend Peters war in seine Kirche gegangen. Er hatte eine gewisse Zeit im Gebet verbracht, aber keinen direkten Trost gefunden, denn die Worte des Pinky Eagle wollten ihm nicht aus dem Kopf.
    Sie beschäftigten ihn mehr als er gedacht hatte, und auch Pinky hatte die Kälte gespürt, die nicht normal sein konnte. Es war eine Kälte, gegen die selbst die Kirche keinen Schutz bot, denn Peters spürte sie auch zwischen den Mauern, die eigentlich hätten Schutz bieten sollen.
    Sein Platz war vor dem Altar gewesen, wo er das Kreuz hatte im Auge behalten können. Ein schlichtes Kreuz, ebenso schlicht wie die Kirche, die zwischen zwei Orten stand, denn Peters musste beide Gemeinden betreuen. Das war ein Novum, aber schon vor Hunderten von Jahren hatten sich die Menschen nicht entscheiden können, in welchem Ort die Kirche gebaut werden sollte, da hatte man sich eben auf die Mitte geeinigt. So mussten die Besucher gleich weit gehen oder fahren, um ihr Gotteshaus erreichen zu können.
    Sah man die Kirche als den einen Punkt eines Rechtecks an und die Dörfer als die beiden anderen, so gab es noch einen vierten, das das Viereck schloss.
    Es war das Kloster der Barmherzigen Schwestern. Dort lebten Nonnen in der von ihnen gewählten Abgeschiedenheit, beteten, arbeiteten und hatten eigentlich wenig mit den Menschen und auch kaum etwas mit dem Pfarrer zu tun. Hin und wieder bekam er von den Schwestern Besuch, wenn sie ihm etwas brachten. Sie konnten wunderbar backen und kochen. Er selbst aber hatte dem Kloster kaum einen Besuch abgestattet. An beiden Händen konnte er abzählen, wann er in all den Jahren dort gewesen war. Da zog ihn nichts hin. Nicht dass er die frommen Frauen nicht gemocht hätte, aber er fühlte sich zwischen ihnen einfach nicht wohl, und das musste man ihm zugestehen. So beschränkte sich sein Verhältnis zu ihnen auf ein distanziertes freundliches Miteinander.
    Das gleiche Verhältnis hatten auch die Bewohner der beiden Dörfer zu den Nonnen. Auch sie mieden den direkten Kontakt, obwohl an den Stammtischen der Kneipen die üblichen Witze gerissen wurden, aber niemals im Beisein der Schwestern und vor allen Dingen dann nicht, wenn die Äbtissin in der Nähe war. Vor ihr hatten alle Respekt, da schloss sich auch Reverend Peters nicht aus.
    Sie nannte sich Virginia, die Jungfräuliche oder die Jungfrau. Niemand konnte sich dies vorstellen, denn sie hieß zwar so, in Wirklichkeit aber konnte man sie als die Unnahbare ansehen.
    Peters hatte einige Male mit ihr zu tun gehabt. Da war sie ihm stets kalt und unnahbar vorgekommen. Er hätte auch ihr Alter nicht zu schätzen gewusst, denn sie war eine Person, die als alterslos

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