0796 - Der Kristallträger
verwirklichen konnte. Geh in dich, Choolk, erkenne deine Unvollkommenheit, die sich nicht nur körperlich zeigt, der ich selbst aus dem COMP gekommen und die Vollkommenheit bin.
Könntest du mich wirklich von dem echten Rhodan unterscheiden? Niemand kann das. Dich braucht der COMP nicht mehr, mich dagegen schon. Denn ich werde an Perry Rhodans Stelle die SOL übernehmen und die Menschen im Sinne des COMPs beeinflussen."
„Das kann nicht wahr sein", sagte Choolk. Er zeigte zum erstenmal deutliche Erregung. Das Rosa seiner Haut war einem kreidigen Weiß gewichen. „COMP, sage, daß dieser Ephemeride ein schändlicher Intrigant ist und daß du das ihm zustehende Urteil fällen wirst."
„Der Ephemeride kann seinem Schicksal nicht entgehen", antwortete der COMP. „Du dagegen hast dich ausgezeichnet bewährt, Choolk, und sollst deine Bestimmung erwarten. Das Muutklur ist dir gewiß. Die Duuhrt ruft dich hiermit ab. Zuvor fälle aber du selbst das Urteil über den Ephemeriden."
Choolk straffte sich. Er blickte mich triumphierend an.
Da verlor mein Doppelgänger endgültig die mühsam aufrecht erhaltene Fassung.
„Tun Sie es nicht, Choolk", rief er verzweifelt. „Zeigen Sie sich gnädig und lassen Sie den Ephemeriden selbst über sein Leben bestimmen. Schenken Sie ihm seine kaum ausgekostete Existenz. Wir werden ihm auf der SOL einen Platz zuweisen."
Aber Choolk blieb hart.
„Es ehrt Sie, Perry Rhodan, daß Sie für diesen Unwürdigen bitten. Aber er hat es nicht verdient."
Von Choolks Brustkristall ging ein Lichtstrahl aus, der auf meinen Doppelgänger und mich zuschoß, sich verbreiterte und uns beide einhüllte. Ich spürte überhaupt nichts. Als ich zu meinem Doppelgänger blickte, sah ich, daß er sich bei der ersten Berührung mit dem Strahl in Nichts auflöste - als sei er nur eine Fata Morgana gewesen.
Choolk registrierte dies überrascht, er hatte tatsächlich mich für den Ephemeriden gehalten. Er wandte sich mir zu und sagte: „Das haben Sie sehr klug eingefädelt, Perry Rhodan. Aber im Endeffekt werden Sie keinen Nutzen aus Ihrem Erfolg ziehen können."
Mit diesen Worten wandte er sich dem COMP zu - und wir, die wir hier versammelt waren, wurden Zeugen eines phantastischen Schauspiels.
Choolk schritt auf den COMP zu. Dabei verließ er mit den Füßen den Boden und bewegte sich über eine der unsichtbaren Kraftlinien. Das konnte ich mit dem Energietaster meines Kampfanzugs eindeutig feststellen.
Als er die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte und zwei Meter über dem Boden war, löste sich der Kristall von seiner Brust und schwebte ihm zum COMP voraus, wo er sich in das kristalline Netzwerk eingliederte, als hätte er dort schon immer seinen vorbestimmten Platz gehabt.
Choolk selbst - der im Ei Erhobene, der physisch unvollkommene, der wie ein unfertiges Rohprodukt gewirkt hatte - begann sich vor unseren Augen zu verflüchtigen.
Endlich erreichte er Vollkommenheit, war er an seinem Ziel angelangt. Es bedurfte keiner besonderen Erklärung, wir wußten alle, daß er in diesem Augenblick in das Muutklur eingegangen war.
Der COMP riß uns mit seiner wohlmodulierten Stimme in die Wirklichkeit zurück: „Waffenstillstand, Perry Rhodan?"
Ich richtete mich auf.
„Einverstanden, COMP. Aber zu meinen Bedingungen: Wir bringen dich zur Duuhrt, dort liefern wir dich ab, sonst nirgends!"
„Ihr habt kein Recht, solche Bedingungen zu diktieren", wandte der COMP ein.
„Ich greife nur unsere ursprünglichen Abmachungen auf."
„Darauf kann ich nicht sofort antworten. Ich bin nicht in der Lage, dies selbst zu entscheiden.
Laß mir etwas Zeit, damit ich neue Richtlinien einholen kann.
Zehn Stunden deiner Zeitrechnung würden genügen ..."
„Fünf Stunden", sagte ich hart. „Und keine Sekunde länger."
*
Wir nutzten die Zeit mit Aufräumungsarbeiten. Zu tun gab es genug. Aber auch der COMP blieb nicht untätig. Wir orteten, daß stark gebündelte hyperschnelle Wellen von ihm ausgingen, und er ebensolche empfing. Und wieder zeigte er das bekannte Farbenspiel, wie damals, als er Choolk gerufen hatte.
Das lag erst drei Tage zurück - lag das alles tatsächlich erst drei Tage zurück?
Egal, es war überstanden. Noch einmal würden wir uns vom COMP nicht überrumpeln lassen.
Die von mir gestellte Frist lief um 12 Uhr 43 Bordzeit ab.
Pünktlich auf die Minute stellte ich mich mit einer Abordnung in der COMP-Halle ein.
„Hast du dich entschieden, COMP?" fragte ich.
„Die Duuhrt hat
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