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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stieß einen winselnden Laut aus.
    „Hab keine Angst", redete ich auf ihn ein. „Ich will dir helfen.
    Bald tut es nicht mehr weh. Wir werden deine eingeklemmte Hand schon irgendwie freibekommen."
    Ich hielt erneut inne, als er mit der freien Linken wieder rudernde Bewegungen machte. Dabei riß er den winzigen Mund ungewöhnlich weit auf und zeigte mir knurrend die Zähne.
    Bevor ich mich wieder in Bewegung setzen konnte, grub er plötzlich seine Zähne in das Gelenk der eingeklemmten Hand.
    Ich erstarrte vor Entsetzen, als ich die kauende Bewegung seiner ausladenden Kiefer sah. Es gab schmatzende Geräusche - und dann hörte ich das Krachen von Knochen. Plötzlich riß er den Arm los. Ich sah einen blutigen Stummel. Mit einem Aufschrei stürzte er nach hinten und taumelte gegen einen Stapel.
    Fassungslos stand ich da. Er hatte sich die Hand einfach abgebissen. Als er das Entsetzen in meinen Augen sah, schrie er gequält auf. Er verbarg den blutenden Armstummel unter den Fetzen seines Gewands, wirbelte herum und versuchte, den Container-Turm hinaufzuklettern. Er gebärdete sich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Nach einigen vergeblichen Versuchen sah er schließlich ein, daß es ihm unmöglich war, mit nur einer Hand das Hindernis zu überwinden, und ließ sich erschöpft zu Boden fallen. Er rollte sich zusammen, dabei sorgsam darauf bedacht, den Armstummel unter seinem Gewand zu verstecken.
    „Du brauchst vor mir keine Angst zu haben", redete ich ihrn zu.
    „Ich will dir nichts Böses. Ich kann dir immer noch helfen. Du mußt mir nur vertrauen, dann werde ich deine abgetrennte Hand wieder anwachsen lassen. Fürchte dich nicht."
    Er schüttelte den Kopf so heftig, daß sein langes Haar durcheinanderwirbelte. Und dann sprach er zum erstenmal, mit hoher, kindlicher Stimme.
    „Fürchte mich gar nicht", sagte er, und es klang ein wenig trotzig. Er hielt den Kopf gesenkt, seltsamerweise war sein großflächiges Gesicht nicht mehr von Schmerz gezeichnet.
    „Warum versuchtest du dann zu fliehen?" fragte ich und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: „Zeig mir deine Wunde."
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    Ich seufzte. Obwohl in diesem Fall schnelle Hilfe nötig wäre, würde ich zuerst einmal sein Vertrauen gewinnen müssen. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, Fragen über Fragen stürmten auf mich ein.
    „Wie heißt du?" fragte ich.
    Nach einer Pause antwortete er: „Antapex."
    Das war wenigstens etwas.
    „Ich heiße Irmina Kotschistowa. Aber du darfst mich Irmina nennen. Einverstanden ?"
    „Ja - Irmina." Dabei hielt er den Kopf gesenkt.
    „Wie kommt es, daß ich dich bisher noch nie gesehen habe, Antapex?" Was für ein seltsamer Name - aber irgendwie kam er mir vertraut vor. Ich hatte ihn bestimmt schon gehört - nur wußte ich nicht, in welchem Zusammenhang. „Ich kenne viele Leute auf der SOL, eigentlich ist mir niemand an Bord fremd, und wenn ich dir irgendeinmal begegnet wäre, würde ich mich bestimmt daran erinnern."
    „Ich bin häßlich, ich weiß", stieß er hervor.
    „Das finde ich gar nicht", sagte ich, und das war nicht einmal gelogen, denn sein Aussehen hatte mich nur im ersten Moment der Überraschung abgestoßen. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. „Außerdem kommt es auf andere Dinge als auf das Aussehen an. Darum ist es unsinnig, wenn du dich hier unten vor den Menschen versteckst. Du kannst Vertrauen zu mir haben, ich möchte dein Freund sein. Komm, gib mir deine Hand."
    Wenn ich behauptete, daß ich seine Hand wieder anwachsen lassen konnte, so war das kein leeres Versprechen. Als Metabio-Gruppiererin fühlte ich mich dazu durchaus in der Lage.
    Früher hatte ich meine Fähigkeiten im Dienst des Mutantenkorps hauptsächlich destruktiv eingesetzt, hatte Leben im Kampf zerstört. Das war einfach - es kostete mich nur einige Gedanken, lebenswichtige Zellkomplexe durch entsprechende Umgruppierungen regelrecht zur Explosion zu bringen.
    Nun beschäftigte ich mich jedoch immer mehr damit, meine Gabe für die Erhaltung und Rettung von Leben zu verwenden.
    Das war weit schwieriger, weil es eine viel intensivere Beschäftigung mit dem Lebensorganismus verlangte. Ich hatte völlig umdenken müssen, aber der Erfolg lohnte die Mühe.
    „Komm, gib mir deine Hand, Antapex", wiederholte ich.
    Und er gehorchte. Mit einer ungelenken Bewegung nahm er die Rechte aus dem Gewand und streckte sie mir entgegen.
    Ich traute meinen Augen nicht? Da war kein blutiger Stummel,

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