0796 - Luzifer
gezeigt? Das sieht fast so aus, als hätte er etwas zu verbergen, das wir nicht erfahren dürfen.«
Auf ihre Fragen hatte auch Zamorra keine Antwort. Sie konnten nur abwarten, wie diese Geschichte weiterging, denn er war sicher, nicht das letzte Mal von Lucifuge Rofocale gehört zu haben. Sein einziger Trost war, dass es dessen Gegenstück in der eigenen Welt nicht mehr gab.
»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns bis auf weiteres mit Mutmaßungen zufrieden zu geben«, seufzte er.
Nachdenklich griff Nicole nach der Hand ihres Gefährten. »Auf jeden Fall holen wir für Luci nicht noch einmal die Kastanien aus dem Feuer.«
Zamorra lächelte ihr aufmunternd zu. »Nein, ganz bestimmt nicht. Soll die Spiegelwelt sehen, wie sie ohne uns zurecht kommt.«
Hand in Hand schlenderten sie ins Château.
***
Die LUZIFER-Legende
Totenstille herrschte über der schier endlosen schiefernen Ebene, um deren einzige Erhebung sich dreizehn der mächtigsten und einflussreichsten Dämonen eingefunden hatten. Nur der heiße Wind, der den ewig währenden Säureregen durch die Ebene peitschte, zauberte einen schaurigen Gesang.
Rico Calderone und Stygia warfen sich einen unauffälligen Blick zu, nachdem der Ministerpräsident seinen Bericht beendet hatte. Er hatte die Wahrheit gesagt, und wiederum auch nicht.
LUZIFER war tot, so lautete einerseits die Botschaft, die sich aus seinen Worten ergab. Dass es sich dabei aber andererseits um den KAISER der Spiegelwelt handelte, verschwieg er ebenso wie die Fürstin der Finsternis. Das unheilige Konzil würde sonst womöglich auf die Idee kommen, sie beide noch einmal loszuschicken, und zwar diesmal hinter die Flammenwand der eigenen Hölle.
Darauf konnte Calderone gern verzichten. Einmal waren sie mit dem Leben davongekommen, aber das konnte beim nächsten Mal ganz anders aussehen.
»Leere Worte.« Es war Zarkahr, DER CORR, der als erster seine Sprache wiederfand. »Ich sehe keinen einzigen Beweis, nur einen Bericht, wie ihn jeder von uns hätte ersinnen können.«
»Willst du damit sagen, dass du meinen Worten nicht glaubst?«, empörte sich Calderone mit bebender Stimme. »Du solltest nicht vergessen, welches Amt ich innehabe.«
»Das vergesse ich in keinem Augenblick«, antwortete der gehörnte Zarkahr mit gespielter Demut. Es war allgemein bekannt, dass er Calderone das höchste Höllenamt neidete und es gern selbst bekleidet hätte. »Dennoch wäre es von allgemeinem Interesse, wenn wir einen Beweis hätten.«
Zustimmende Bemerkungen wurden laut. Die Dämonen des Konzils machten kein Hehl daraus, dass sie dem Bericht kritisch gegenüberstanden. Doch sie waren vorsichtig genug, ihre Zweifel nicht kompromittierend zu äußern. Calderone musste acht geben, dass sich das nicht änderte, wenn seine Reputation nicht leiden sollte.
»Wer von euch mir nicht glaubt, ist aufgerufen, es mir und Stygia gleichzutun.«
»Du willst uns hinter die Flammenwand schicken?«, fragte Grohmhyrxxa, der Dämon mit dem Fliegenkopf.
»Wenn es sein muss.«
»Das kannst du nicht, und das weißt du sehr genau.« Um Sarkanas Mundwinkel lag ein spöttischer Zug, der mit seiner Arroganz einmal mehr deutlich machte, dass er die Vampire für die edelsten aller Dämonen hielt. »Dazu müsstest du zunächst einem jeden von uns dein Amt zur Verfügung stellen, um uns für eine solche Audienz zu legitimieren.«
Calderone hätte ihm am liebsten das Gesicht nach hinten gedreht und ihn dadurch ein für allemal zum Verstummen gebracht, aber natürlich hatte der Sippenführer recht.
»Ihr könnt die Fakten nicht leugnen«, wechselte er abrupt das Thema. »Eure eigenen Sinne sagen euch die Wahrheit.«
Unruhe trat ein, als die Dämonen aufgeregte Worte wechselten. Mit seinem Einwurf traf Calderone sie an der schwachen Stelle, denn eins konnte keiner von ihnen leugnen. Noch immer haftete Stygia und ihm der Dunst der Flammenwand an, der nur langsam schwand. Also hatten die beiden ranghöchsten Würdenträger der Hölle die Barriere tatsächlich überwunden.
»Das ist mir zu wenig«, beharrte Zarkahr in Richtung des Konzils auf seinem Standpunkt. »Ich verlange einen definitiven Beweis, und wenn ich ihn, wie der Ministerpräsident vorschlägt, selbst beibringen muss.«
»Wir sollten nicht in blinden Aktionismus verfallen«, mischte sich Astaroth ein, der als der besonnenste unter den Erzdämonen galt. »Niemand macht dir einen Vorwurf, Ministerpräsident, aber ist es nicht möglich, dass man dich und
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