0796 - Luzifer
sich. Auf das Kommando sammelten sich seine Ableger um ihn, um ihn abzuschirmen.
Stygia und Calderone hatten ihre Starre überwunden und konnten sich wieder bewegen. Also war Merlin die treibende Kraft hinter dem Bann gewesen, der nach dessen Rückzug nach und nach gewichen war.
»Punktvorteil für uns«, kommentierte Nicole. »Jetzt kommen Marchosias und Ssacah ganz schön in Bedrängnis.«
Denn ganz unerwartet waren sie es nun, die zwischen zwei Fronten steckten. Zamorra wäre zufrieden gewesen, wenn die beiden Fraktionen aufeinander losgegangen wären. Dann hätten Nicole und er sich wieder Lucifuge Rofocale anschließen können.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Stygia und Calderone dachten gar nicht daran, den Kampf fortzuführen, als sie endlich wieder frei waren.
Hinter ihnen entstand ein Ausschnitt in der Luft, hinter dem eine andere Welt lag.
»Ein Weltentor!«, entfuhr es Nicole. »Sie verschwinden!«
Sie irrte sich nicht. Schon schlüpften die beiden Dämonen durch den künstlich erschaffenen Übergang und ließen die Spiegelwelt hinter sich.
»Sie stellen keine Gefahr mehr dar«, verkündete Marquis Marchosias. Aufgeregt schlug er mit seinen Schwingen, während sein Schweif angriffslustig den Boden peitschte. »Endlich können wir uns ausgiebig um die beiden Sterblichen kümmern.«
Zamorra riss den Blaster in die Höhe und schoss. Bevor der verzehrende Energiestrahl den geflügelten Wolf erreichte, warfen sich ein Dutzend Hilfsdämonen vor ihn und retteten sein Leben auf Kosten der eigenen.
»So erwischen wir ihn nie«, fluchte Zamorra. »Und Ssacah auch nicht.« Denn der Kobradämon bediente sich der gleichen Taktik, sich zu schützen.
»Also kann uns nur noch Luci helfen.« Nicole sah sich nach dem Geflügelten um und stöhnte auf. »Oh, nein, er ist verschwunden.«
Tatsächlich war von Lucifuge Rofocale nichts mehr zu sehen. Durch das Verschwinden von Satans Statthalter fühlten sich die Dämonen noch mehr gestärkt. Eine neue Angriffswelle brandete den beiden Menschen entgegen, als Ssacah und Marchosias ihre Vasallen in die Schlacht warfen.
Auch die Ableger des Schlangendämons gesellten sich jetzt dazu.
»Sieht schlecht aus.« Verzweifelt suchte Zamorra nach einem Ausweg aus dem Dilemma. »Ich sehe nur eine Möglichkeit.«
»Dann raus damit«, forderte seine Gefährtin vehement, während sie das reinste Scheibenschießen veranstaltete. »Uns bleiben keine zwei Minuten mehr.«
»Wir müssen irgendwie hinter die Flammenwand gelangen. Dahinter sind wir sicher.«
»Irgendwie?« Nicoles Gedanken überschlugen sich, und plötzlich hatte sie eine Eingebung. Mit einem Ruck zog sie etwas aus einer Tasche ihres Kampfanzugs.
»Ein Dhyarra?«
»Ich habe ihn einfach mal eingepackt. Ich dachte, hier drüben wird er schon für etwas gut sein.«
Zamorra dachte nicht lange nach. Einen Versuch war es allemal wert. Er griff nach dem blaufunkelnden Sternenstein, aber dann zog er die Hand wieder zurück.
»Versuch du es, Nici.«
»Dann nimm meine Waffe.« Nicole warf Zamorra ihren E-Blaster zu, der ihn mit der freien Hand geschickt auffing und beidhändig weiter feuerte. Er versuchte die Strahlenbahnen so zu lenken, dass eine davon weiterhin durch die anstürmenden Hilfsdämonen pflügte, während sich die andere Ssacah und Marchosias widmete.
»Es ist besser für euch Pack, die Köpfe unten zu behalten«, rief er den beiden Dämonenfürsten zu.
Nicole betrachtete den funkelnden blauen Stein. Es war noch gar nicht lange her, dass Zamorra, sie selbst und der Geister jäger Ted Ewigk die Geschichte der Sternensteine erfahren hatten, und sie ahnte mehr denn je, welche Macht jedem dieser wundervollen Gebilde innewohnte.
Der Stein, den sie umschlossen hielt, war ein Dhyarra 8. Ordnung. Vom Para-Potential her war sie genau wie Zamorra in der Lage, einen Stein genau dieser Rangordnung zu beherrschen. Das hieß aber noch lange nicht, dass sich zwangsläufig ein Erfolg einstellte.
Sie schloss die Augen und versuchte zu vergessen, was um sie herum vor sich ging. Um mit dem Dhyarra etwas zu erreichen, war direkter Berührungskontakt nötig. Außerdem musste man eine ziemlich genau bildhafte Vorstellung davon haben, was die Magie des Steins bewirken sollte.
»Beeil dich, Nici«, drängten sich Zamorras Worte in ihre Gedanken. »Sie rücken näher.«
»Psst«, machte sie und drängte den tobenden Kampf ganz weit von sich.
Vor ihrem inneren Auge erschien die Flammenwand in all ihrer Unüberwindbarkeit.
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